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Der Fall der Feste

Der Fall der Feste

Titel: Der Fall der Feste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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wieder in Besitz nahmen. Die wenigen Kinvarda, die dieses Land zu ihrem Revier zählten, hatten schon von verstreuten Ruinen berichtet, doch hatten sie wenig über ihren Ursprung gewusst und sie nicht den Kinphauren zuordnen können. Sie hatten über Späher von einem Kinphaurentrupp erfahren, der sich auf dem Weg zu einer solchen Bergfestung befand, wahrscheinlich um sie zu besetzen und dort alte kinphaurische Vorrichtungen zu aktivieren. Ni-Konnacht hatte einen Trupp hingeführt, um den Kinphauren einen Hinterhalt zu legen. Stattdessen war er selber in einen Hinterhalt durch zwei weitere Scharen von Kinphauren geraten, und sein Trupp war fast vollständig vernichtet worden. Vielleicht hatte eines der alten Bauwerke oder Relikte längst vergangener Kinphaurengenerationen sie gesehen. Vielleicht hatte ein Auge, das in ein Meer unerforschlicher Großer Geister fischte, sich, ohne dass sie es bemerkt hatten, plötzlich geöffnet und auf sie gerichtet.
    Der Kundschaftertrupp der Kinvarda war an ihm vorbeigeritten, ohne Auric, da er gerade erst aus dem Zelt trat, zu bemerken. Sie hatten ihre Pferde dorthin gelenkt, wo zwischen ihren wenigen anderen Zelten, die schon abgebaut wurden, Jag seine Befehle in einen Pulk umher rennender Leute brüllte. Die Aura seiner raumgreifenden Physis hatte ihre Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Er sah sie jetzt alle in einer losen Menschentraube beieinander stehen und sich beraten. Von dort klang ein Durcheinander knapper, sachlicher Stimmen, durchwebt von plötzlichen heftigen Rufen.
    Jag sah plötzlich aus dem Gespräch auf und blickte zu ihm herüber.
    Er schob sich durch die ihn umlagernden Leute und kam mit langen, ausgreifenden Schritten auf ihn zu.
    „Sie haben diesen Homunkulus entdeckt, der Abteilungen der Spitzohren anführt. Er ist mit einem Trupp zu einer alten, verlassenen Festungsruine gezogen.“
    „Wie viele Leute sind bei ihm?“
    „Etwa zweihundert.“
    „Das ist nicht so viel. Das können wir schaffen. Wir hier allein in diesem Lager haben etwa Kompaniestärke. In der Nähe müssten weitere Abteilungen sein, die wir auf die Schnelle als Unterstützung bekommen können. Alles muss schnell gehen. Dieses Vieh wird nicht ewig dort sein und auf uns warten. Schick Boten aus!“
    „Wir machen‘s also?“
    „Wir machen‘s. Dieser Homunkulus scheint etwas Besonderes in Kinphaidranauks Heer zu sein. Er hat Valgaren und Kinphauren gleichermaßen befehligt. Ich habe das Gefühl, er ist so etwas wie ein Unteranführer. Ich muss an deine Geschichte von dem Kinphaurenfürsten und dem Körper des Wesens denken, das aussah, wie jenes, das den Senphorendrilling getötet hat, an die Lichtkugel, die den Körper gewechselt hat, dass der Kinphaurenfürst danach leblos wurde, der Körper des Wesens zum Leben erwachte. Du traust den Elfen einiges zu. Was wäre, wenn einer dieser Elfenfürsten, statt sich in eine Rüstung zu hüllen, sich einfach einen anderen Körper genommen hat, den Körper einer solchen Kampfkreatur, die keine Rüstung braucht, weil ihr ganzer Körper eine Rüstung ist?“
    „Hört sich abgedreht an. Hätte ich so was nicht gesehen, würde ich glauben, du bist übergeschnappt.“ Er schob nachdenklich Zähne und Kiefer gegeneinander, schob dann sein Kinn vor. „Ich hab auch ein seltsames Gefühl, was diesen Homunkulus betrifft. Irgendwas ist mit ihm. Wenn wir ihn vor dem Riaudan-Pass ausschalten können, umso besser.“
    „Dann lass es uns tun.“ Er grinste Jag an, und der grinste wölfisch zurück. Es fühlte sich gut an. Das erdrückende Zwielichtland seiner Nächte lag weit zurück wie ein kaum erinnerter Schatten. „Erst schnappen wir uns diesen Homunkulus und dann Kinphaidranauk selber. Bald ist ihr Heer an der Straße zum Riaudan-Pass angekommen. Vielleicht können wir vorher zuschlagen. Sie geht Risiken ein. Sie bewegt sich mit Truppen weitab vom Heer durchs Land. Wenn wir sie in der kurzen Zeit, die uns bleibt, bis sie die Passstraße erreichen, im Auge behalten, erwischen wir sie vielleicht noch dabei, dass sie zu viel riskiert und zur falschen Zeit am falschen Ort ist. Wenn nicht, dann muss sie immer noch den Pass überqueren, und wir können vielleicht unsere Scharfschützen auf sie ansetzen. Ich habe das Gefühl, dass wir ihr nicht zum letzten Mal begegnet sind.“
    Und wenn du ihr wieder gegenüber stehst, dann wird dich kein dummer, aberwitziger Schrecken lähmen.

Der Letzte

    Da war eine warme Dunkelheit um ihn herum, durch die er sank, halb

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