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Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Titel: Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Merten
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kenne kein Wesen, das solche Spuren hinterlässt. Bei der Größe der Füße muss es nahezu zwei Meter groß sein.“
    „Nein, er reicht gerade über die Fensterbank“, berichtigte Alep und wies mit einem Kopfnicken zu seinem Zimmerfenster. „Hier, wo die Erde zertrampelt ist, hat der Golem gestanden, und dorthin ist er gefallen, nachdem er sich den Kopf angeschlagen hatte.“
    Bak und Vater Elders standen auf, um den Rosenstrauch in Augenschein zu nehmen.
    „Und von dort oben ist er gekommen und dorthin ist er auch wieder zurückgegangen“, schloss Alep, der mit dem Finger zu den östlichen Ausläufern der Steinholzberge wies.
    Vater Elders und Bak gingen noch eine Zeitlang hin und her und untersuchten die Spuren des Golems. Dabei ließen sie sich lautstark über Aleps Dummheit aus, der die Spuren am Morgen teilweise zertrampelt hatte, dass sie nicht mehr zu erkennen waren. Auch die Fensterbank wurde einer Prüfung unterzogen, allerdings ohne Ergebnis. Dann versammelten sich die drei beim Rosenstrauch.
    Velde Elders sah nach Südosten. „Ich gebe dir recht. Jemand war letzte Nacht hier. Aber wer, das kann ich nicht sagen. Vielleicht hat dich einfach jemand zum Narren gehalten.“
    Alep schüttelte den Kopf. Velde sah es mit einem Stirnrunzeln. „Alep! Niemand zweifelt an der Existenz von Geistwesen. Aber weshalb sollst du von einer Prophezeiung auserwählt worden sein, die ich noch nicht einmal kenne. Solange ich keinen deutlichen Beweis sehe, sage ich: du bildest dir diese Geschichte ein. Nichts weiter!“ Er sah seinen jüngsten Sohn noch einen Moment an. Dann betrachtete er noch einmal die Spuren des Golems.
    „Kein Zweifel, dorthin ist er verschwunden.“ Er wies auf die Ausläufer des Gebirges. „Vielleicht sollten wir nachsehen, wer dort oben ist, um diesem Spuk ein Ende zu bereiten“, erklärte er.
    „Vielleicht sollten wir Fenster und Türen vernageln“, meinte Bak und grinste Alep an.
    „Vielleicht sollten wir einfach Großmutter fragen“, sagte Alep müde.
    „Lasst uns wieder hineingehen“, forderte Bak. „Ich möchte zu Ende frühstücken.“
     
    „Also, was habt ihr herausgefunden?“, wollte Opa Elders wissen, als sie wieder am Frühstückstisch saßen. Velde erzählte es ihm und meinte dann: „Es gibt tatsächlich Spuren im Garten. Dieser Teil seiner Geschichte stimmt. Aber wer oder was sie gemacht hat, konnte ich freilich nicht erkennen.“
    Oma Elders fragte: „Welche Farbe hatte der Golem?“
    „Braun, dunkelbraun. Irgendwie erdig“, antwortete Alep.
    „So wie Mutterboden?“
    Alep nickte. Er freute sich über das tiefe Vertrauen, das sie ihm entgegenbrachte.
    „Und du bist sicher, dass er den Namen Pretorius benutzt hat?“
    „Ganz sicher“, antwortete Alep.
    „Pretorius? So?“, sagte Großmutter nachdenklich. „Das ist - interessant.“ Nach einer kleinen Pause sagte sie: „Es ist möglich, dass der Golem wirklich von Pretorius kommt. Er benutzt Golems als Boten und dienstbare Geister. Und da ein Golem nicht lügen kann, wird jeder Auftrag direkt und wortgetreu ausgeführt. Die Frage ist, was hast du gesehen, Alep?“
    „Das muss ein Irrtum sein“, sagte Bak, „Alep taugt nicht zum Helden, glaubt mir“.
    Velde nickte ihm aufmunternd zu.
    „Was ist ein Golem?“, wollte Rina wissen.
    „Ein Golem“, erklärte Großmutter, „ist ein Wesen, das aus den Stoffen der Erde besteht, wie Lehm oder Ton oder etwas ähnliches, und das durch Magie lebt. Damit der Magier es kontrollieren kann, überträgt er einen Teil seiner Magie auf das Geistwesen. Auf diese Weise hält er Kontakt zu ihm und stattet es gleichzeitig mit Klugheit, Wissen oder Kraft aus, je nachdem, welche Aufgabe das Geistwesen verrichten soll.“
    „Großmutter“, begann Alep, „warum sprach er in Reimen?“
    „Das hat weiter keine Bedeutung. Es wird von ihnen erwartet.“
    „Gibt es viele wie ihn?“
    „Nein. Es erfordert zu viel Kraft, einen Golem zu schaffen und dauerhaft zu binden. Es muss schon etwas wichtiges sein, wenn ein Golem den ganzen Weg von Hornburg bis hierher kommt, um einen Bauernjungen einzuladen. Er hat dich wirklich als ‘Auserwählten’ bezeichnet?“
    „Ja. Was passiert, wenn die Magie nicht mehr existiert, Großmutter?“
    Oma Elders sah ihren Enkel nachdenklich an. „Ich weiß es nicht.“
    „Und welche Folgen hätte das?“
    „Schwerwiegende Folgen, das steht wohl fest!“
    Seit Rodgatt von Lohe vor nahezu zweitausend Jahren zum ersten Berater des Königs ernannt

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