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Der falsche Mann

Der falsche Mann

Titel: Der falsche Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ellis
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schüttelte Stoller heftig den Kopf und raufte sich mit beiden Händen die Haare.
    » Tom, wenn Sie keine Erklärung dafür liefern können, sind Sie wegen vorsätzlichen Mordes dran.«
    » Nein.« Stoller schüttelte den Kopf so wild und unkontrolliert, dass Danilo fast fürchtete, er könnte sich selbst verletzen.
    » Erzählen Sie mir, wie es passiert ist, Tom, oder Sie werden den Rest Ihres Lebens …«
    » Runter damit!«, bellte Stoller mit tiefer, kontrollierter Baritonstimme. » Fallen lassen! Ich sagte, runter damit!«
    Die Detectives blickten einander an. Keiner von ihnen hielt etwas in der Hand, das man hätte fallen lassen können. Was meinte er …
    » Runter damit!«
    Danilo wappnete sich innerlich. Sicherheit hatte Priorität. Allerdings befanden sich keine geladenen Waffen im Raum, und falls die Situation eskalierte, konnten sie jederzeit den Alarmknopf unter dem Tisch drücken und Hilfe herbeirufen.
    Die Kameraaufzeichnung war ein weiterer Punkt, auf den es zu achten galt, doch der Verdächtige befand sich immer noch im Blickwinkel des Objektivs, und die Lautstärke seiner Stimme war ohnehin mehr als ausreichend.
    Stoller hatte sich mit gespreizten Beinen aufgebaut und brüllte weiter seine Kommandos: » Lassen Sie die Waffe fallen! Runter mit der Waffe! Sofort! Die Waffe runter!«
    Interessanterweise waren seine Augen dabei die ganze Zeit geschlossen. Er brüllte die Wand an.
    Es folgten einige Sekunden angespannter Stille. Schließlich fragte Danilo vorsichtig: » Hat sie eine Waffe auf Sie gerichtet, Tom? Ist es so gewesen?«
    » Ich hab Ihnen doch gesagt, Sie sollen sie runternehmen!«, fauchte Stoller, bevor er mit einem Mal in sich zusammenfiel. Der bellende Kommandoton ging in ein klägliches Jammern über. » Ich ha b ’s Ihnen gesagt … ich hab doch gesagt, Sie sollen sie runternehmen. Warum haben Sie nicht …«
    Stoller stürzte zu Boden. Er stieß einen gequälten Laut aus, irgendetwas zwischen dem ängstlichen Quietschen eines Mädchens und dem gutturalen Schrei eines Tiers.
    » Wach auf!«, heulte er. » Bitte nicht … bitte nicht sterben … bitte, o Gott, bitte nicht sterben …«
    Ein unbeherrschtes Schluchzen schüttelte Stoller.
    Detective Danilo kniff sich in die Nasenwurzel und stieß einen langen Seufzer aus. Manchmal hasste er seinen Job.

Buch I
    Oktober–November

1
    Deidre Maley wahrte die Fassung, bis sie den Gerichtssaal 1741 verlassen hatte. Sie war eine stolze Frau, die ihre Gefühle kontrollierte, daher wartete sie, bis sie einen Teil des Flurs für sich alleine hatte, bevor sie in Tränen ausbrach.
    Sie hatte sich so ohnmächtig gefühlt. So wütend und verwirrt und ohnmächtig. Sie hatte mit ansehen müssen, wie ihr Neffe Tommy in seinem Gefängnisoverall dasaß und mit leeren Augen zu Boden starrte, während der Richter mit sachlicher Stimme Entscheidungen verkündete, die sie nur zur Hälfte verstand und denen Tommy in seinem momentanen Zustand wohl gar nicht folgen konnte. Sein Anwalt, ein Pflichtverteidiger, war ein netter Mann, aber er hatte noch zig andere Fälle, war immer in Eile und versprach ihnen jedes Mal, dass noch viel Zeit für die Prozessvorbereitung blieb, obwohl dieser bereits in weniger als zwei Monaten stattfand.
    Nach einer Weile beruhigte sich Deidre wieder. Weinen löst keine Probleme, hatte ihre Mutter immer gesagt. Ihr Neffe Thomas hatte keine Mutter mehr. Deidre war der einzige Mensch, der ihm noch geblieben war.
    Sie entdeckte einige Männer, die wie Reporter aussahen – sofern das Tragen von Notizblöcken und kleinen Rekordern ein Indiz dafür war – und die in den benachbarten Gerichtssaal 1743 strömten. Da sie es nicht besonders eilig hatte, zur Arbeit zurückzukehren, folgte sie ihnen.
    Offensichtlich war dort ein Prozess im Gange, denn im Saal herrschte eine förmliche Atmosphäre und eine angespannte, aseptische Stille. Unwillkürlich stieg Panik in ihr auf. Schon in wenigen Wochen würde ihr Tommy vor einem Gericht wie diesem stehen.
    Deidre setzte sich und sah zu. In der Mitte des Raums stand ein Staatsanwalt im grauen Anzug mit einem Zeigestock neben einem vergrößerten Foto, das auf einem dreibeinigen Stativ befestigt und zur Jury gedreht worden war.
    » Nun, Ms. Engles«, dröhnte der Ankläger, » Sie sind sich ganz sicher, dass Sie freie, ungehinderte Sicht auf die Schießerei hatten?«
    » Klar.« Im Zeugenstand saß eine hübsche Afroamerikanerin, die bestenfalls Mitte zwanzig war.
    » Dieser Tanklaster.« Der

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