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Der falsche Mann

Der falsche Mann

Titel: Der falsche Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ellis
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Laufbahn meines Onkels war am Ende, als bei ihm dieser Tremor diagnostiziert wurde, und auch ich war am Ende. Also halfen wir einander. Er hielt mich bei der Stange, und ich hielt ihn in Brot und Arbeit. Aber er versprach mir, dass es nur schlechte Menschen wären. Menschen, die sich die Hände schmutzig gemacht hätten. Und jetzt will ich ein neues Leben, und du sollst ein Teil davon sein.«
    » Du hast Kathy Rubinkowski ermordet, und du hast es Tom Stoller in die Schuhe …«
    » Ich habe niemandem was in die Schuhe geschoben. Damit hatte ich nichts zu tun. Ich habe nur den Abzug gedrückt und bin dann weggelaufen. Man hat mich angewiesen, die Patronenhülse zurückzulassen, damit es nicht wie ein Auftragsmord aussieht. Das hab ich getan. Der Rest – die Habseligkeiten der Frau zu entwenden und sie irgendeinem Obdachlosen unterzuschieben –, das war ich nicht, und davon wusste ich auch nichts.«
    Ich dachte einen Augenblick darüber nach. » Wer war es dann?«
    » Es war Lorenzo«, sagte sie. » Auf Anweisung meines Onkels. Vermutlich ahnte er, dass diese Tat Aufmerksamkeit erregen würde. Ein nettes weißes Mädchen in einem Yuppie-Viertel? Also unternahm er Vorkehrungen, um es wie einen Feld-Wald-und-Wiesen-Raubmord aussehen zu lassen. Lorenzo wusste ohnehin von meinem Arrangement mit Onkel Pete. Er, Paulie und Paulies Botenjunge Donnie. Also sorgte Onkel Pete dafür, dass Lorenzo meine Spuren verwischte. Ich hatte keine Ahnung davon, Jason. Ich schwöre es.«
    Ich schüttelte den Kopf. » Aber später hast du es gewusst. Und du wolltest Tom …«
    » Nein«, unterbrach sie mich. » Niemals hätte ich zugelassen, dass er ins Gefängnis kommt. Wenn es dazu gekommen wäre, hätte ich gestanden. Ich hätte irgendwas unternommen. Aber auf keinen Fall hätte ich diesen armen Kerl ins Gefängnis wandern lassen.«
    Ich musterte sie, versuchte sie zu durchschauen, denn meine normalerweise sehr verlässlichen Instinkte verweigerten mir den Dienst. » Im Nachhinein sagt sich das leicht.«
    Sie wischte sich die Tränen aus den Augen. Mit ihrer linken Hand. Mit der rechten hielt sie immer noch die Waffe an ihrer Seite. » Du glaubst mir nicht«, sagte sie. » Wenn du mir das nicht glaubst, dann haben wir beide wohl keine Chance mehr.«
    Ich schwieg. Meine Kehle war wie zugeschnürt, und ich konnte spüren, wie sich mir der Magen umdrehte.
    Sie stieß enttäuscht den Atem aus. » Ich hab mich gefragt, ob dieser Tag wohl kommen würde. Ob du es glaubst oder nicht, ich dachte, wenn es irgendwann so weit ist, kann ich dich dazu bringen, es zu verstehen. Ich dachte, du würdest mir eine Chance geben.« Sie schüttelte den Kopf und holte tief Luft. » Ich schätze, ich war naiv.«
    Ich streckte meine Hand in Richtung Schreibtischschublade aus.
    » Tu das nicht, Jason. Bitte.«
    Ich öffnete sie.
    » Jason, nicht.«
    Ich zog die Visitenkarte von Detective Frank Danilo heraus, der den Mordfall Rubinkowski untersucht hatte. Ich legte sie auf den Schreibtisch, nahm den Hörer meines Bürotelefons ab und wählte seine Nummer.
    Als sich das Revier meldete, sagte ich: » Detective Frank Danilo bitte.«
    » Leg den Hörer auf, Jason.« Tori fixerte mich und zielte mit der Pistole auf mich. Wir sahen einander in die Augen, während ich darauf wartete, dass Danilo an den Apparat kam – vermutlich waren es nur ein paar Sekunden, die sich jedoch zu einer Ewigkeit dehnten. Nur ein Zucken von Toris Finger, und mein Leben war zu Ende.
    » Bitte, tu das nicht«, sagte Tori. Ich starrte in den Lauf der Waffe, als die Stimme von Frank Danilo durch die Muschel drang.
    » Detective, hier ist Jason Kolarich«, sagte ich.
    Toris Augen wurden schmal. Sie hielt die Waffe völlig ruhig. Ich wäre tot, bevor ich auch nur realisieren konnte, dass sie den Abzug gedrückt hatte.
    » Hallo, Jason. Was liegt an?«
    Ich liebte Tori. Das war mir an diesem Nachmittag klar geworden, als ich die Puzzleteilchen zusammengesetzt hatte. Liebe war für mich schon immer mit tiefstem Schmerz verbunden gewesen. Der Tod meiner Frau und meiner Tochter hatte mich am Boden zerstört, und als ich mich wieder einigermaßen gefangen hatte, glich mein neues Selbst nur noch vage meinem alten. Doch dieser Schmerz jetzt war ein anderer. Er war wie Gift in meinem Blut, er krallte sich in meinen Eingeweiden fest und raubte mir den Atem. Ich liebte sie, und in diesem Moment glaubte ich ihr, dass auch sie mich liebte. Das hätte es einfacher machen sollen. Aber es machte es nur umso

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