Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der falsche Mörder

Der falsche Mörder

Titel: Der falsche Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Blómkvist
Vom Netzwerk:
du eine Erklärung dafür?«
    »Nein, vielleicht nur, weil ich schon so lange in Amerika bin.«
    »Was soll ich da unternehmen?«
    »Ich brauche einen Anwalt, der mir einen Pass besorgt.«
    Das Anliegen ist ungewöhnlich. Und deshalb verdammt verlockend.
    »Ich stecke bis über beide Ohren in Arbeit«, antworte ich schließlich. »Aber ich sollte trotzdem Zeit haben, ein oder zwei Anrufe für dich zu tätigen, um die Sache abzuchecken. Dafür brauche ich die wichtigsten Informationen über dich. Wie heißt du?«
    »Ich heiße Geirfinnur«, antwortet er ohne zu zögern.
    »Geirfinnur Einarsson.«

7. KAPITEL
    Dienstag
     
    V erdammte Schufterei!
    Ich komme so gerade dazu, mir ein Sandwich oder ein Pizzastück im Vorbeigehen reinzuschieben. Bin mit voller Kraft dabei, Scheinchen von nörgelnden Schuldnern zu kassieren.
    Futter fürs Stella-Sparschwein.
    Zwischendurch nehme ich an Verhören bei den Goldjungs teil und passe auf Kleinkriminelle vor dem Bezirksgericht auf.
    Arbeite bis tief in die Nacht hinein. Auch im Bett.
    Meine Aktentasche ist meine einzige Bettgenossin.
    Ich liege nackt unter meiner Bettdecke. Das Fernsehen läuft. Verfolge mit einem Ohr die letzten Nachrichten des Abends, während ich die Unterlagen durchsehe. Muss doch hören, ob sie wieder etwas Neues über den Mord am Obersten Gericht erfinden.
    Wie schon den ganzen Tag über ist Adalgrímur Sunndal das Nachrichtenzugpferd. Das Klatschblatt DV hat heute Morgen als Erstes begonnen. Veröffentlichte ein großes Foto von ihm auf dem Titelblatt. Und eine megagroße Überschrift:
     
    Richter am Obersten Gericht
des Mordes verdächtigt!
     
    Die Verhaftung Adalgrímurs hat natürlich die Arbeit des Obersten Gerichts lahm gelegt, wegen der Verhandlungen, in denen er ein Urteil hätte fällen müssen.
    Die Presse zeigt das größte Interesse an der Aufschiebung der Hauptverhandlung in einem Fall, den sie »den großen Landsbankiraub« nennen. Drei Männer sind angeklagt, ein Auto gekidnappt zu haben, welches Geld zum Tresor der Landsbanki im Mjódd transportieren sollte. Das Geld wurde immer noch nicht gefunden. Wahrscheinlich um die dreißig Mille.
    Aber die Nachrichtengeier der Fernsehsender berichten auch Neues über ein völlig anderes Verbrechen. Das vorerst letzte Kapitel eines Fortsetzungsromans über maskierte nächtliche Gäste, die zum dritten Mal zugeschlagen haben. Dieses Mal in Hafnarfjördur.
    Ich weiß nichts über diese Fälle, nur das, was ich in den Nachrichten höre. Dort wird behauptet, dass die maskierten Kriminellen immer zu zweit sind. Sie verbergen ihr Gesicht hinter dicken Schlupfmützen. Brechen nachts in große Häuser ein, in denen nur eine Person wohnt. Überraschen diese schlafend im Bett. Fesseln und knebeln ihr Opfer, bevor sie innen alles zerstören. Schneiden die Polster von Sesseln und Sofas auf. Zerschlagen Porzellan und Zierrat. Zerreißen Gemälde und Fotos. Schnipseln die schönsten Kleider zu Fetzen. Verteilen Lebens- und Putzmittel in der ganzen Wohnung. Enden dann damit, Parolen und Obszönitäten an die Wände zu schmieren.
    Dieses Mal fesselten und knebelten die Schurken eine alte, alleinstehende Frau. Sie bekam einen Herzinfarkt. Schwebt immer noch in Lebensgefahr.
    Die Goldjungs geben bekannt, dass sie wichtige Hinweise zum letzten Überfall erhalten hätten; momentan könnten sie aber keine genaueren Informationen weitergeben, um die polizeilichen Ermittlungen nicht zu behindern.
    Also steht es immer noch drei zu null. Für die Vandalen.
    Ich mache das Fernsehen aus. Fahre fort, alle mir vorliegenden Protokolle der Goldjungs zur Ermittlung des Mordes im Obersten Gericht eingehend durchzulesen.
    Am Nachmittag bin ich in den Osten zum Gefängnis gefahren, um Adalgrímur das erste Mal zu treffen, nachdem die Presse seinen Namen und ein Foto von ihm als den Mordverdächtigen veröffentlicht hat.
    Er ist immer noch in Einzelhaft. Und in nächster Nähe zu vielen Ganoven, die er selber zu einer Freiheitsstrafe verurteilt hat.
    Adalgrímur gab sich alle Mühe, ruhig und gelassen zu wirken. Aber er konnte trotzdem seine Wut nicht verbergen.
    »Wenn ich irgendwann den Kriminellen in die Finger kriege, der dieses Unglück über mich und meine Familie gebracht hat, dann weiß ich ehrlich gesagt nicht, was ich mit ihm machen werde«, sagte er dumpf. »Ich glaube, ich verstehe erst jetzt so richtig, wie ein Mann, der so friedfertig ist wie ich, es vor sich selber rechtfertigen kann, gewalttätig zu werden.«
    Ich hatte

Weitere Kostenlose Bücher