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Der falsche Mörder

Der falsche Mörder

Titel: Der falsche Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Blómkvist
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zugange?«
    »Hat Sjöfn Anlass dazu gegeben?«
    »Sie sah keinen Grund, ihren Lebensstil zu ändern, obwohl sie noch einen Richter am Obersten Gericht kennen gelernt hat.«
    »Noch einen?«
    »Ach, das habe ich nur so gesagt«, antwortet er. »Sjöfn hat Männer aus allen Gesellschaftsschichten gekannt, zumal sie früh damit anfing, Erfahrungen und Erkenntnisse im Theater des Lebens zu sammeln.«
    »Theater des Lebens?«
    »Niemand wird ein herausragender Schauspieler, es sei denn, er macht persönlich die Erfahrungen, die er später auf der Bühne darstellen soll«, antwortet Matti. »Nehmen wir ein einfaches Beispiel. Du kannst Trauer nur dann überzeugend darstellen, wenn du sie selber schon einmal erlebt hast. So ist es mit allen tiefen Gefühlen und Erfahrungen, die der Schauspieler vor den Zuschauern darstellen soll; er muss die Voraussetzungen dafür aus seiner eigenen Erfahrungswelt mitbringen. Sjöfn hat das genau verstanden, und deshalb hat sie schon früh angefangen, im Theater des Lebens zu lernen, was wiederum vollen Erfolg brachte, wenn sie dann hier auf die Bühne kam.«
    »Und was hat das mit Adalgrímur zu tun?«
    »Was ich damit sagen will, ist, dass er für sie nur eine Nebensache und nur eine weitere Sprosse auf der Erfahrungsleiter war«, antwortet er. »Oder glaubst du wirklich, dass der Richter sich damit abgefunden hätte, sie umgehend in andere Hände zu verlieren? Ich habe ja gesehen, wie er sich verhalten hat, und erlaube mir, meine Zweifel auszusprechen.«
    »In wessen Hände?«
    Alle schweigen. Gucken sich gegenseitig an.
    »Wer war der Neueste?«, fragt Matti. »Weißt du’s, Dísa?«
    »Sie hatte jemanden bei der Polizei aufgegabelt«, antwortet die Blondine und lächelt. »Ich weiß nicht, wie er heißt, aber sie hat gesagt, dass er ein Einflussreicher aus den oberen Etagen ist.«
    »Und du, Harpa?«, fährt Matti fort.
    Das rothaarige Mädchen schüttelt den Kopf.
    »Dann haben wir dir nicht mehr mitzuteilen.« Matti wendet sich Baldur und den Mädchen zu. »Wir machen um zwei Uhr weiter.«
    Er nimmt seine rote Jacke von einem der Stühle. Hängt sie sich über seine Schultern. Schließt seinen Laptop, der auf dem Tisch liegt. Schiebt ihn in eine kleine braune Aktentasche. Springt dann von der Bühne und stürmt aus dem Saal.
    Baldur geht dem Regisseur gebeugt hinterher.
    Dísa guckt mich herausfordernd an.
    »Hat Adalgrímur dir vielleicht gesagt, wie er es gemacht hat?«, fragt sie.
    »Er behauptet, unschuldig zu sein.«
    Es ist, als hätte sie mich nicht gehört.
    »Nach Sjöfns Tod habe ich viel darüber nachgedacht, was für ein Gefühl es ist, jemanden umzubringen«, fährt sie fort und ihre Augen leuchten vor Spannung. »Auf jemanden immer wieder mit einem Messer einzustechen, zu sehen, wie das Blut rinnt und das Leben langsam aus den Augen verschwindet, das muss doch klasse sein!«
    »Gibt es hier eigentlich nur verwirrte Clowns?«
    »Wer hat denn gesagt, dass ich Spaß mache?«, fragt Dísa und steht lächelnd auf. »Matti sagt, dass im Theater des Lebens alles erlaubt sei.«
    »Jetzt hör schon auf, Dísa«, sagt Harpa und wirft mir einen peinlich berührten Blick zu. »Sie meint das nicht so.«
    Sie machen sich fertig zum Gehen.
    »Sjöfn hat hier ein Zimmer im oberen Stock gemietet. Könnt ihr mir das nicht gerade mal zeigen?«, frage ich.
    »Du solltest da lieber Audur fragen«, antwortet Harpa. »Sie bestimmt alles, was hier läuft.«
    Das Büro der Theatergesellschaft liegt im Erdgeschoss neben dem Zuschauerraum.
    Matti ist schon dort. Bei Audur.
    Er lächelt, als er mich sieht.
    »Kannst du dir die großartige Veränderung vorstellen, die in diesem Haus stattgefunden hat?«, ruft er. »Dort, wo früher alte Frauen stundenlang in weißen Kitteln standen, um Würmer aus Fischen herauszupulen, inszenieren wir jetzt das Meisterwerk der Weltliteratur. Hier verwandeln wir Fischschleim in Kunst! Was für ein Wunder!«
    Er legt seinen Kopf in den Nacken und lacht laut über seinen eigenen Witz, als er das Haus verlässt.
    Audur zeigt sich wenig beeindruckt. Ihr großflächiges Gesicht offenbart kein Minenspiel. Es scheint, als ob sie den Spruch schon hundertmal gehört hätte.
    Sie reagiert träge auf mein Anliegen. Ihr glattes Haar schwingt zur Seite, als sie den Kopf schüttelt. Trotzdem lässt sie sich am Ende doch dazu bewegen.
    »Die meisten Zimmer im ersten Stock werden vermietet«, erklärt Audur, als wir die Treppe hochsteigen.
    Sjöfn hatte eine Schwäche für

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