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Der falsche Mörder

Der falsche Mörder

Titel: Der falsche Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Blómkvist
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wenig Interesse daran, mir die philosophischen Überlegungen eines Gefangenen anzuhören, der den Stress der Einzelhaft zu spüren beginnt. Habe das schon so oft gehört.
    Deshalb kam ich direkt zur Sache. Wollte alles über seine Beziehung zu Sjöfn wissen. Von Anfang bis Ende.
    »Es begann letztes Jahr«, sagte er. »Snjófrídur hat mich immer wieder bearbeitet, die Selbstständige Theatergemeinschaft mit Geldbeträgen zu unterstützen, und mich deshalb auf ihre Party eingeladen, die sie auf Grund des fünfjährigen Bestehens der Theatergruppe hielt.«
    »Welche Snjófrídur?«
    »Snjófrídur von der Zeitarbeit. Sie ist der größte Sponsor der Theatergemeinschaft. Du kennst sie doch bestimmt?«
    Natürlich kommt mir der Name gleich bekannt vor. Wem nicht? Vor einem oder zwei Jahren wurde Snjófrídur sogar zur Unternehmerin des Jahres gewählt.
    Sie ist auch der Liebling der Hochglanzmagazine, die zeigen, wie die berühmten Leute wohnen. Wurde durch eine Firma wohlhabend, die Zeitarbeit & Consulting heißt, aber allgemein unter dem Namen Zeitarbeit läuft. Die Firma vermietet Arbeitskräfte für alle möglichen kürzeren, zeitlich begrenzten Aufgaben in Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen. Hat über zweitausend Leute auf der Gehaltsliste. Vor allem Ausländer.
    »Was passierte also auf dieser Party?«
    »Man traf dort sowohl Theaterleute als auch jene, die den Betrieb auf die eine oder andere Weise am Laufen halten. Ein paar witzige Paradiesvögel, wie diesen Marteinn oder Matti, wie er genannt werden will. Er ist der Regisseur aller Stücke, die die Truppe spielt. Es stellte sich heraus, dass er ein zum Schreien komischer Imitator ist. Er hat auf der Party ein paar Minister erstaunlich echt nachgemacht.«
    »Und da hast du Sjöfn getroffen?«
    »Ja, Matti hat uns vorgestellt und sagte, dass sie seine schönste Schauspielerin sei und mit Sicherheit auch die forscheste.«
    »Was ist dann passiert?«
    »Möchtest du, dass ich in die Details gehe?«, fragte Adalgrímur. Ein schwaches Lächeln umspielte seine Lippen.
    »Ich möchte einfach wissen, was dann passiert ist.«
    »Als wir uns eine Weile über einem Glas unterhalten hatten, lotste sie mich eine Treppe hinauf und in eines der vielen Zimmer im oberen Stockwerk. Dort drückte sie mich gegen eine Wand, kniete sich hin und zeigte mir ihre Künste im Fellatio.«
    »Wie, einfach so?«
    »Ja, und es stellte sich schnell heraus, dass sie in dieser Kunst sehr bewandert war.«
    »Das Lob eines erfahrenen Mannes, oder was?«
    »Wer hat dir davon berichtet?«
    Ich schaute Adalgrímur einen Moment schweigend an. Ließ es dann heraus: »Sólveig hat ein paar wohl gewählte Worte über dieses Thema fallen lassen.«
    Adalgrímur nickte langsam, als ob ihn meine Antwort nicht überraschen würde.
    »Meine Tochter kennt alle meine schwachen Punkte«, sagte er. »Daher weiß sie auch, dass ich noch nie jemandem Gewalt angetan habe.«
    »Du hast von Sjöfn erzählt.«
    »Nichts liegt mir ferner als abzustreiten, dass ich mich gleich in sie verliebt habe. In der ersten Zeit nach dieser Party trafen wir uns täglich, später zwei bis drei Mal pro Woche. Sie schien mit diesem Arrangement genauso zufrieden zu sein wie ich.«
    »Hast du ihr Geld gegeben?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Sjöfn hat mich nie darum gebeten, etwas für sie zu kaufen. Aber ich habe ihr natürlich Geschenke gemacht, sie zum Essen eingeladen und Ähnliches in dieser Art.«
    »Warst du eifersüchtig?«
    »Ich hatte keinen Grund dazu.«
    »Nicht?«
    »Sie war völlig frei, ihr eigenes Leben zu leben. Und ich war mit unserer Beziehung vollkommen zufrieden, so wie sie war.«
    Vielleicht.
    Ich weiß immer noch nicht, was ich von Adalgrímur halten soll. Ich bin genauso darauf vorbereitet, dass er schuldig ist.
    Aber ich werde trotzdem mein Bestes geben, damit er freigesprochen wird. Wie für andere Ganoven, die sich an mich wenden. Das gehört zu meinem Job.
    Die Müdigkeit gewinnt schließlich die Oberhand.
    Ich lege die Unterlagen auf den Nachttisch. Mache das Licht aus. Drehe mich auf die Seite. Nehme das eine Kissen in den Arm. Rolle mich unter der Bettdecke zusammen. Völlig fertig. Kann nicht mehr.
    »Wer schläft, siegt nicht.«
    Sagt Mama.

8. KAPITEL
    Mittwoch
     
    S eht! Die neue Desdemona!«
    Ruft ein langhaariger Kerl, sobald er mich entdeckt hat, als ich den Zuschauerraum der Selbstständigen Theatergemeinschaft betrete. Sie hat ihren Sitz in einem alten Haus in der Weststadt, das früher

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