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Der falsche Mörder

Der falsche Mörder

Titel: Der falsche Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Blómkvist
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verächtlich.
    »Dann lies mal das Protokoll genauer durch«, antwortet er. »Gemäß Sigursteinns Aussage war ein Stromkabel durchgerissen. Es war erst möglich, den Motor wieder in Gang zu bekommen, als ein neues Kabel angebracht worden war. Sigursteinn ist überzeugt davon, dass das Kabel durchtrennt wurde. Wer hat das mit aller Wahrscheinlichkeit gemacht? Und wann?«
    Raggi beantwortet sich seine Frage selber mit einer weiteren Frage: »Ist es denn nicht offensichtlich, dass Adalgrímur im Hochland das Kabel selber durchgeschnitten hat, nachdem er den Mord begangen hatte?«
    »Wozu?«
    »Nun, um zu versuchen, dieses missglückte Alibi zu konstruieren.«
    Bei einer Sache hat Raggi Recht. Die Aussage des Mechanikers deutet tatsächlich darauf hin, dass das Stromkabel durchtrennt wurde.
    Andererseits kann Sigursteinn die Möglichkeit nicht ausschließen, dass das Kabel ein paar Stunden, bevor es völlig abriss, noch an einem dünnen Drähtchen hing. Deshalb ist es unmöglich festzustellen, ob der Jeep noch unten in der Stadt war, als das Kabel durchtrennt wurde, oder schon oben im Hochland.
    Aber er hat natürlich keine Idee, wer da am Werk gewesen sein könnte. Ebenso wenig wie die Goldjungs.
    Sie scheinen sich immer noch nicht geeinigt zu haben, welches Motiv Adalgrímur für den Mord haben könnte. Obwohl auch dies unter anderem für Raggi schon völlig klar zu sein scheint.
    »Die wohl bekannte Eifersucht lässt sich nicht zum Besten halten«, sagt er. »Wenn ein sechzigjähriger Mann einer jungen Frau verfällt, kann alles passieren, vor allem, wenn sie so leichtlebig ist.«
    »War Sjöfn das?«
    »Lies doch selber, was ihre Kollegen im Theater sagen.«
    Ich überfliege die Aussagen derer, die mit Sjöfn bei der Selbstständigen Theatergemeinschaft gearbeitet haben.
    Dort war die Liebesbeziehung zwischen ihr und Adalgrímur kein Geheimnis. Alle hielten ihn für noch einen Kerl für ihre Sammlung. Keiner glaubte daran, dass die Verbindung lange halten würde. Zumal sie ihre Partner oft wechselte. War in Liebesdingen selbstständig.
    In einem Protokoll wird der Regisseur dahin gehend zitiert, dass Sjöfn ständig auf Höhenflug und ausschließlich daran interessiert war, sich zu vergnügen. Hat regelmäßig die beliebtesten Kneipen und Restaurants aufgesucht. Immer mit einem Typen, der bezahlte.
    Man kann aus der Aussage des Regisseurs Missfallen an ihrem Lebenswandel herauslesen.
    Oder Neid.
    Scheiß Heuchelei!
    Natürlich müssen Frauen sich zu helfen wissen.
     
    Ich setzte mich im Büro an den Computer, sobald ich nach Hause komme, und setze zwei Klagen in Schuldsachen auf. Hab es viel zu lange vor mir her geschoben, den miesen Socken aufs Dach zu steigen. Die haben Scheinchen ohne Ende. Versuchen trotzdem immer wieder, sich davor zu drücken, mir das zu bezahlen, was mir zusteht.
    Jetzt ist die Zeit gekommen, um diesen ungezogenen Grobianen zu zeigen, dass die Krallen einer Katze das Fleisch ganz schön tief aufkratzen können. Bis auf die Knochen.
    Ich bin mitten drin, die zweite Klage zu formulieren, als das Telefon noch einmal klingelt. Greife zerstreut nach dem Hörer. Genervt über die Störung.
    »Was?«
    »Heißt du Stella Blómkvist?«
    »Sicher.«
    Der Typ hat einen fremden Akzent in der Stimme. Ich kann ihn nicht gleich einsortieren.
    Vielleicht ruft er aus Übersee an? Oder ist ein Westisländer {} aus Kanada?
    »Ich habe im Netz nach Informationen über Juristen in Island gesucht und habe gelesen, dass du berühmt bist.«
    »Was willst du?«
    »Ich rufe aus Amerika an, weil ich wieder nach Hause kommen möchte.«
    »Hast du kein Geld für’s Ticket, oder was?«
    » Yes , das ist kein Problem, aber ich bekomme keinen isländischen Pass.«
    »Du kannst doch bestimmt in der isländischen Botschaft in Washington einen neuen Pass beantragen. Die Telefonnummer findest du auch im Web.«
    »Nein, you see, das ist nicht so einfach, denn ich habe dort schon angerufen, um einen Pass zu bekommen, aber das Mädchen am Telefon sagte, dass es mich nicht gibt.«
    »Es gibt dich nicht?«
    »Ja, sie hat gesagt, ich sei schon seit langem tot.«
    Tot?
    Plötzlich interessiert mich das Gespräch. Schiebe die Tastatur von mir weg. Lehne mich in meinem Chefsessel zurück.
    »Wie meinst du das?«
    »Ich habe meinen Namen gesagt und meinen Geburtstag und das Jahr, so wie sie mich gebeten hat, und erfuhr, dass ich zu Hause nicht mehr im Melderegister eingetragen sei, weil ich schon seit vielen Jahren tot sei.«
    »Hast

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