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Der falsche Mörder

Der falsche Mörder

Titel: Der falsche Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Blómkvist
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wieder.
    »Also hast du diesen Schuppen hier als Trostpflaster bekommen, als sie dich rausgeschmissen hat?«
    »Es überrascht mich, dass du meinem Sommerschloss so wenig Achtung entgegenbringst«, sagt Matti. »Aber draußen auf dem Land habe ich auch noch einen wunderbaren Rückzugsort ganz für mich alleine und die wilden Kräfte der Natur.«
    »Wie meinst du das? Ist da für Geliebte der Eintritt verboten?«
    »Der Turm des Künstlers ist nicht für Frauen.«
    Uff! Ich werfe einen Blick auf die Uhr. Es ist bald neun.
    Nehme mein Glas mit auf die Toilette. Rufe Harpa an, die auch sofort ans Telefon geht. Versichere ihr , dass alles in Ordnung ist.
    Matti macht ein ernstes Gesicht, als ich zurückkomme. Hat aufgehört, zu scherzen.
    »Es ist ein großes Missverständnis, dass ich dir etwas Übles will«, sagt er, als ich mich wieder aufs Sofa gesetzt habe. »Ich verstehe nicht, warum du das glaubst.«
    »Genügt es nicht, an meine armselige Übernachtung im dunklen Keller zu erinnern?«
    »Das war ein unschuldiger Spaß, der aus dem Ruder lief«, antwortet Matti, »und das war ganz und gar nicht meine Schuld.«
    »Wessen dann?«
    »Manchmal geht der Übermut mit diesen jungen Leuten durch.«
    »Du bist trotz allem der Strippenzieher der Truppe, nicht wahr?«
    »Ja, ja, und ich bin bestimmt ein glatter, geschmeidiger Spitzbub«, antwortet er, »aber dir gegenüber habe ich nichts Schlimmes im Sinn.«
    »Lass Worten Taten folgen, indem du mir die Wahrheit sagst«, sage ich und gieße ihm mehr Jackie in sein Glas.
    Matti trinkt stilvollendet. Legt mir gegenüber eine Demut an den Tag, von der mir klar ist, dass sie falsch ist.
    Diese Schauspielerei geht mir auf den Geist. Also finde ich, dass die Zeit gekommen ist, sich dem Kern der Sache zu nähern.
    »Wie hast du reagiert, als Sjöfn dir gesagt hat, dass sie sich in Adalgrímur verliebt hat?«, frage ich plötzlich.
    Die Frage kommt für Matti völlig überraschend.
    Er braucht eine Weile, um sich wieder zu fangen. Und die Verwunderung im Gesicht unter Kontrolle zu bekommen.
    »Du hältst dich wohl für wahnsinnig schlau, was?«, sagt er und versucht zu lächeln.
    »Ich bin nur neugierig.«
    »Junge Frauen lieben alte Männer nicht auf die Dauer.«
    »Nicht?«
    Er steht mit dem Glas in der Hand auf. Steht schwankend auf den Beinen.
    »Sie muss Abwechslung haben, das muss sie, denn sie ist jung«, nuschelt er undeutlich. »Sie muss sich einem Jüngeren zuwenden; und hat sie ihn erst satt, so wird sie den Irrtum ihrer Wahl einsehen. Sie muss Abwechslung haben, sie muss!«
    »Ist das von dir oder von Shakespeare?«
    »Der Meister hat für jede Situation des menschlichen Lebens die richtigen Worte«, antwortet Matti. Er muss sich plötzlich sehr bemühen, auf den Beinen zu bleiben.
    »Aber dann stellte sich heraus, dass Sjöfn kein Interesse hatte, wieder zu dir zurückzukommen. Sie wollte Adalgrímur nicht aufgeben. Was hast du dann gemacht?«
    Er antwortet nicht direkt. Kämpft deutlich sichtbar damit, das Gleichgewicht zu halten.
    Hebt dann langsam das Glas. Als ob er mir zuprosten wollte.
    »Ihre Brüste haben mich trunken gemacht.«
    Matti wirkt plötzlich ungeheuer betrunken. Gemessen an der Alkoholmenge, die er intus hat.
    War im Endeffekt vielleicht doch irgendein Medikament im Rotwein?
    Vielleicht Schlafmittel? Oder lähmende Buttersäure?
    Matti murmelt etwas.
    »Wirk fort, mein Gift, wirk fort!«, meine ich ihn sagen zu hören. Bevor er langsam rückwärts aufs Sofa fällt.
    Für einen Moment sitzt er mir gegenüber wie eine schlecht gearbeitete Statue. Mit erhobenem Glas. In der ausgestreckten Hand.
    Die Augen sind noch geöffnet.
    Sie starren mich an.
    Trotzdem scheint es so, als ob er mich nicht sähe.
    Plötzlich fällt sein Arm aufs Sofa.
    Der Alkohol spritzt aus dem Glas. Er landet auf dem Fußboden.
    Matti sinkt sitzend zur Seite.
    Er scheint sich in einer anderen Welt zu befinden. Ist eingeschlafen. Oder bewusstlos.
    Der Riese ist gesunken.

26. KAPITEL
    D ie Party scheint zu Ende zu sein.
    Oder etwa nicht?
    Der Gastgeber hat sich unübersehbar zur Ruhe begeben. Aber ist damit auch gesagt, dass sich der Gast verabschieden muss?
    Nicht unbedingt.
    Ich stelle das Glas auf dem Tisch ab. Hebe Mattis Beine aufs Sofa. Stopfe ein Kissen unter seinen Kopf.
    Trete dann ein paar Schritte zurück. Betrachte ihn.
    Der Typ sieht ja direkt lächerlich aus. Erinnert am ehesten an ein Schwein im Ausgehanzug.
    Wenigstens hat er die Augen zugemacht. Zum Glück.
    Ich

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