Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der falsche Mörder

Der falsche Mörder

Titel: Der falsche Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Blómkvist
Vom Netzwerk:
Aber sollen wir nicht einen Aperitif zu uns nehmen?«
    Ich ergreife meinen Jackie.
    »Dann hol uns mal Gläser«, sage ich und beginne, die Flasche zu öffnen.
    »Ich hatte allerdings eher an etwas anderes, Kultivierteres gedacht.«
    »Du hast doch wohl keine Angst vor dem Wilden Westen?«
    »Nein, nein, aber in diesem Fall werde ich mich deinem Willen beugen.«
    Matti holt zwei Whiskeygläser aus einer Vitrine im Wohnzimmer.
    »Möge dieser Abend unvergesslich werden!«, sagt er lächelnd und hebt sein Glas in meine Richtung.
    Wir stoßen an.
    »Die Vorspeise ist jeden Moment fertig«, fährt er fort und verschwindet wieder in die Küche.
    Eine Sache macht mir gleich Sorgen: Warum hat er den Rotwein schon in die Gläser eingeschenkt, bevor ich gekommen bin?
    Die warnenden Worte schießen mir durch den Kopf. Dass Matti berühmt-berüchtigt dafür sei, Sedativmittel oder dergleichen in den Wein zu tun.
    Ich checke mein Handy ab, das in meiner Jackentasche steckt.
    Es hat ein Signal gefunden.
    Harpa und ich hatten vereinbart, dass ich mich ab neun Uhr abends jede Stunde bei ihr melde. Also zum ersten Mal in zwei Stunden.
    Wenn ich nicht zur vereinbarten Zeit bei ihr anrufe, meldet sie sich bei mir.
    Und wenn ich nicht antworte, ruft sie den Rettungsdienst.
    Total sicheres System.
    Matti kommt mit der dampfend heißen Vorspeise wieder: überbackene Schnecken in Kräuterbutter. Stellt die Schüssel mitten auf den Tisch.
    »Nimm doch bitte hier Platz«, sagt er und rückt den einen Stuhl vom Tisch ab.
    »Warum nicht auf dem anderen Platz?«
    »Ich fühle mich nicht wohl, wenn ich mit dem Rücken zu einem Fenster sitze«, antwortet er. »Frag mich nicht, warum – vielleicht wurde ich in einem früheren Leben von einem eifersüchtigen Ehemann ermordet, der sich durch ein offenes Fenster angeschlichen hat.«
    Er lacht über seinen eigenen Witz.
    Ich setze mich. Nehme das Besteck. Drehe die Gabel zwischen meinen Fingern hin und her, bis sie auf den Boden fällt.
    »Hast du nicht eine andere?«, frage ich und hebe die Gabel auf.
    »Wenn etwas herunterfällt, bringt das Glück«, antwortet Matti und eilt wieder in die Küche.
    Ich mache mich schnell ans Werk, solange er nicht da ist. Tausche in Windeseile die Rotweingläser. Meins und seins.
    Sich hinterher absichern ist zu spät.
    Das Essen schmeckt unglaublich gut.
    Matti bemüht sich, ein unterhaltsamer Gastgeber zu sein. Erzählt eine lustige Begebenheit nach der anderen. Macht die schrägsten Leute nach.
    Er hat zu jedem einzelnen Thema, das er anschneidet, eine dezidierte Meinung.
    Und zitiert endlos Shakespeare.
    Schnell fragt er auch besorgt nach meinem Rotwein. Bemerkt, dass ich so wenig davon trinke.
    Ich habe keine Lust, eine Entschuldigung zu erfinden. Mache einfach weiter wie bisher: Nippe ab und zu mal am Wein. Obwohl ich sein Glas habe.
    Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste.
    Er leert sein Rotweinglas schnell. Und das nächste auch. Ohne dass ich eine anormale Veränderung an ihm feststellen kann.
    Vielleicht hat Harpa sich alles nur eingebildet?
    Nach dem Essen lasse ich mich auf dem Sofa nieder, während Matti den Kaffee holt. Habe Jackie bei mir. Weigere mich, ihn gegen Cognac einzutauschen.
    »Die Flasche ist immer noch fast voll«, sage ich. »Du musst die Hälfte trinken, sonst bist du bei der Prüfung durchgefallen.«
    Er gibt nach. Schenkt sich Jackie ein, um mir Gesellschaft zu leisten.
    »Wohnst du das ganze Jahr über in dieser Hütte?«, frage ich und schaue mich im Wohnzimmer um.
    »Ja, seit Audur mich aus unserem gemeinsamen Bett im Thingholt {} vertrieben hat.«
    »Hattest du das nicht verdient?«
    »Nein, nein, überhaupt nicht, es war doch eigentlich von Anfang an klar, dass Audurs und meine Beziehung über so etwas Lächerliches wie Eifersucht erhaben war«, antwortet Matti. »Ich war jedenfalls der Meinung, dass sie die seelische Reife hätte, um sich damit abzufinden, dass es in unserer Beziehung nicht darum ging, ständig das gleiche Müsli zu essen.«
    »Hältst du Frauen für Müsli?«
    »Auch wenn du in einer Partnerschaft lebst, musst du nicht immer Choco Krispies essen«, sagt er und lacht über seinen eigenen Witz.
    »Interessant, dass Audur angeblich nicht die nötige Reife hat, um diese Philosophie zu verstehen!«, antworte ich höhnisch.
    »Ich dachte lange Zeit, dass sie ein Herz aus Gold hätte«, fährt er fort, »aber als es darauf ankam, stellte sich heraus, dass es aus rostfreiem Stahl war.«
    Und lacht schon

Weitere Kostenlose Bücher