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Der falsche Prophet

Der falsche Prophet

Titel: Der falsche Prophet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodore R. Cogswell
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zuraste.
     

 
18.
     
    Am östlichen Himmel erschien ein schmaler grauer Streifen, als sich die Sippen vor der Plattform beim schwarzen Pavillon versammelten und schweigend auf das Kommando warteten, das sie zum Angriff nach Andros schickte. Die Fackeln flackerten, und da und dort war ein Berghorn zu hören.
    Eine Gestalt in schwarzem Gewand mit einer schwarz-roten Kapuze erschien und ging langsam zur Plattform. Schweren Schrittes stieg er hinauf.
    Ein Schrei stieg aus Tausenden von Kehlen, und wie ein Mann stießen sie ihre Speerschäfte auf den harten Boden.
    »Messias! Messias!«
    Einen Augenblick lang starrte er in die Dunkelheit der Vordämmerung, als höre er die begeisterten Rufe seiner Anhänger nicht. Dann hob er, sichtlich angestrengt, eine Hand, um Schweigen zu gebieten. Auch seine Stimme war angestrengt, und der Mann krächzte, als er sprach.
    »Mit dem Aufstieg unseres himmlischen Heimes reiten wir gegen die Gottlosen! Die Götter haben auf mein Kommando die himmlische Wonne geschickt. Paßt alle auf!«
    Wie ein Mann drehten sich alle Sippenangehörigen um, als er sich nach Osten wandte und die Arme ausbreitete.
    Der magische Moment kam – und verging.
    Als kein glühendes Zeichen über die östlichen Berge stieg, wurden die Leute allmählich unruhig. Minuten vergingen, und der östliche Himmel wurde heller. Schwimmende Wolken wurden zu geschmolzenem Feuer, als die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne sie erfaßten.
    Die Männer murmelten unzufrieden, erst leise, dann lauter und fordernder. Die Gestalt auf der Plattform ließ die Arme sinken und versuchte zu sprechen. Aber die Worte des Mannes gingen in gebrüllten Fragen unter, als die Krieger heranrückten.
    Ein Regen schimmernden Lichtes auf der Plattform ließ sie erstarren. Eine hohe Gestalt in weißer Robe mit schrägen Augenbrauen und spitzen, fremdartigen Ohren erschien neben dem Messias.
    Der Messias trat einen Schritt zurück und warf die Arme hoch, als wolle er sich beschützen. Er stieß einen lauten Jammerschrei aus, doch eine Hand griff aus und packte ihn dort, wo die Schulter in den Hals überging.
    Die weißgekleidete Gestalt stand den betäubten, schweigenden Männern gegenüber; sie begann mit lauter, hallender Stimme zu sprechen.
    »Habt keine Angst. Die Götter haben mich nicht geschickt, um euch Böses zu tun. Und sie haben nur Mitleid für diese arme, irre Kreatur hier, den Dämonen benützten, um ihren Willen durchzusetzen. Wartet künftig nicht mehr auf die himmlische Wonne. Es gab niemals eine goldene Stadt für die Toten. Ihr wurdet getäuscht von einer leeren Lichtkugel, die von dämonischem Zauber brennend in den Himmel geschickt wurde.«
    »Aber unsere Toten?« rief einer der Männer mit zitternder Stimme. »Wir sahen doch, wie sie sich in den Himmel hoben!«
    »Aber nicht zu einem neuen Leben. Wenn ein Geist in den Boden gesunken ist, kann er nicht wieder zurückkehren. Die Dämonen nahmen die Toten, die ihr brachtet und versteckten sie in den Wolken, so daß ihr die Lügen des falschen Messias glauben mußtet. Paßt auf.«
    Er deutete zum Himmel hinauf, und die Köpfe legten sich zurück, um nach oben zu schauen. Hoch oben erschienen weiße Flecken, die wie ferne Vögel aussahen. Sie kreisten, schwebten langsam immer tiefer, bis sanft und leise wie Schneeflocken die starren, in weiße Tücher gewickelten Leichen in dem Kreis zur Ruhe kamen, von dem sie in der Nacht vorher hinaufgehoben worden waren.
    »Kehrt zu euren alten Sitten zurück. Wenn ihr sie verändert, dann nur deshalb, weil ihr selbst es für gut befunden habt, nicht weil ein böser Zauberer euch die Augen verblendet. Werdet ihr gehorchen?«
    Alle Köpfe beugten sich zustimmend.
    »Tut es aber auch. Die Götter haben noch einen Befehl für euch. Der Häuptling Tram Bir wurde mißbraucht. Setzt ihn wieder in seine Würde ein. In Zukunft soll er in der ersten Reihe der Häuptlinge sitzen.«
    Wieder neigten sich zustimmend die Köpfe.
    »Ich gehe«, sagte die weiße Gestalt und fügte eine Warnung an. »Wenn euch wieder böse Stimmen zum Krieg aufrufen wollen, kehre ich vielleicht zurück.« Nun wurde die Stimme weicher. »Und jetzt zerstreut euch. Kehrt zu euren Bergen zurück und lebt dort, wo ihr zu Hause seid, in Frieden mit den Völkern der Ebenen.«
    Die Gestalt hob die rechte Hand und formte mit den Fingern ein V.
    »Lebt lange, und eure Sippen mögen blühen und gedeihen!«
    Dann summte etwas in der freien Luft. Die Trägerwelle des Transporters der

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