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Der falsche Zeuge

Der falsche Zeuge

Titel: Der falsche Zeuge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Blómkvist
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den Goldjungs in Verwahrung. Ist darauf etwas zu sehen, was schlecht für dich wäre?«
    »Das hat nichts mit der Sache im Althing zu tun«, antwortet er leise.
    »Bist du sicher?«
    »Ja.«
    »Aber ist etwas drauf, das zu einer neuen Anklage von dir führen könnte?«
    »Man sieht mich nirgendwo auf dem Video.«
    »Wen dann?«
    Ófeigur zieht die Antwort in die Länge. »Sagst du mir auch ganz bestimmt die Wahrheit?«, fragt er schließlich. »Audólfur sitzt wegen Rauschgiftschmuggels im Gefängnis?«
    »Natürlich.«
    »Und ich dachte, er wäre viel zu schlau, um sich einlochen zu lassen.«
    »Der Anführer ist nicht nur gefallen, er ist auch noch innen hohl«, antworte ich kühl. »Aber du solltest es eigentlich am besten von allen wissen, ob er auch Kinder vergewaltigt hat.«
    »Ich will jetzt nicht weiter darüber sprechen.«
    Es scheint, als hätte Ófeigur aller Mut verlassen, nachdem er vom Fall seines Anführers erfahren hat.
    »Ich habe nichts getan«, fügt er hinzu. »Nur dass du es weißt.«
    »Was hast du nicht getan?«
    »Du weißt schon.«
    Auf einmal geht mir ein Licht auf. »Du redest über Ruta, nicht wahr?«, frage ich interessiert.
    Ófeigur hievt sich aus dem Stuhl.
    »Hast du die Videokamera gehalten? Während die anderen sie vergewaltigt haben?«
    Er schlurft zur Tür.
    »Sag mir die Wahrheit!«
    Seine einzige Antwort ist ein kräftiger Tritt gegen die Tür.

40
    Freitag
     
    Jódís verlangt eine Antwort.
    Sie konnte ihre Beklommenheit am Telefon nicht vertuschen, als sie mich heute Früh angerufen hat. Sie hat mir mitgeteilt, dass der Minister sehr viel Wert darauf lege, so schnell wie möglich eine Zusammenarbeit mit mir aufzunehmen, und mich am liebsten schon heute Mittag treffen möchte.
    Merkwürdig, dass Angantýr es plötzlich so verdammt eilig hat. Noch vor ein paar Tagen hat Jódís mir eine ganze Woche Bedenkzeit gegeben.
    Warum will der Minister sich mich auf einmal so schnell wie möglich einverleiben? Hatten sich die Goldjungs vielleicht dazu aufgerafft, Angantýr zu verhören?
    Ich handelte mit Jódís aus, sie beide eher heute Abend zu treffen. Obwohl ich damit mein freitägliches Festmahl nach hinten verschieben muss.
    Ich spiele natürlich nicht wirklich mit dem Gedanken, ihr Angebot anzunehmen. Auch wenn es eine Menge Scheinchen direkt auf die Hand bringen würde.
    Diese Variante stand nie zur Debatte. Ich bin selbstständig, unabhängig und frei. Und will es auch weiterhin bleiben.
    Aber ich möchte verhindern, dass der Kontakt zu Jódís abbricht. Es sei denn, es lässt sich nicht vermeiden.
    Ein Telefonat mit Raggi bestätigt meinen Verdacht. Gestern Nachmittag hatten die Goldjungs Angantýr vorgeladen, um eine Aussage über seine Tätigkeiten zu machen. Aus ihrem Gespräch ging hervor, dass ich in der Gerichtsverhandlung die Theorie vertreten würde, dass Salvör angegriffen wurde, kurz bevor sie in den Strudel auf der Besuchertribüne gezogen wurde. Ich würde also behaupten, dass der Attentäter die Verantwortung für ihren Tod trägt, und nicht Ófeigur.
    Allerdings bekam ich aus Raggi weder heraus, welche Fragen sie Angantýr gestellt haben, noch, was er geantwortet hat.
    Jódís’ Einladung schwirrt mir den ganzen Tag im Kopf herum. Die Möglichkeiten, die sich bieten, liegen auf der Hand.
    Um die Kaffeezeit komme ich zu einem Ergebnis, was zu tun ist. Und treffe die notwendigen Vorkehrungen.
    Ich mache heute das Büro früh zu, um mich für den Abend zu entspannen. Liege lange im heißen Badewasser. Versuche, meinen Kopf frei zu bekommen und meinen Körper zu reinigen.
    Die Klamotten drängen sich mir förmlich auf.
    Ich knöpfe die weiße Bluse bis gerade über die Brüste zu. Bevor ich mir ein ganz neues rotbraunes Lederkostüm anziehe. Es schmiegt sich wunderbar eng an meine nackte Haut. Hat Hüften, Po und Oberschenkel fest im Griff. Wie magische Hände.
    »Hmmm!«
    Ich ziehe mir die dazu passende Jacke vor dem großen Spiegel in der Diele an. Schlüpfe dann mit den Füßen in hohe Stiefel, passend zum Lederset.
    Einfach, aber schick. Das ist der Stil des heutigen Abends.
    Obwohl ich mich im Bad so gut entspannt habe, merke ich, wie sich mein ganzer Körper anspannt, als ich in der Abenddämmerung zu Jódís nach Hause fahre. Um Angantýr zu treffen.
    Wahrscheinlich habe ich nur Lampenfieber. Parallel zu einer akuten Unterversorgung mit Jackie im Blut.
    Jódís ist allein zu Hause. »Der Minister wurde bei einem Empfang ausländischer Gäste aufgehalten«,

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