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Der falsche Zeuge

Der falsche Zeuge

Titel: Der falsche Zeuge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Blómkvist
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räuspere mich. Versuche, die Aufregung in meiner Stimme zu verbergen, als ich fortfahre, meinen Hausarzt auszufragen. Um sicherzugehen.
    »Und ist das etwas, das allen Medizinstudenten beigebracht wird?«, frage ich. »So direkt ins Herz zu spritzen, meine ich?«
    »Ja, selbstverständlich.«
    »Aber was würde passieren, wenn man auf diese Weise eine hohe Dosis Epinephrin ins Herz einer gesunden Person spritzen würde?«
    »Das würde niemandem einfallen, der noch klar denken kann.«
    »Aber was würde passieren?«
    »Das würde davon abhängen, wie hoch die Dosis ist, von der du sprichst.«
    »Eine richtig hohe Dosis.«
    »Aber, meine Liebe, das wäre natürlich ganz eindeutig Mord.«

39
    Donnerstag
     
    Ich bin auf Expressfahrt nach Osten ins Gefängnis.
    Ófeigur weiß noch nicht, dass sein Idol auch in dieser Gefangenenabstellkammer eingesperrt und auf Eis gelegt wurde.
    Audólfur wurde zu vier Wochen Untersuchungshaft verurteilt. Er wird die nächsten Monate in strengster Einzelhaft verbringen. Und ganz bestimmt erst nach vielen Jahren wieder auf freien Fuß gesetzt.
    Eine Kastration auf ganzer Linie!
    Ich gebe dem kräftigen Motor fleißig Benzin zu schlürfen, als wir uns der Hellisheidi nähern. Merke, wie mein Silberpfeil sich auf dem Asphalt austobt. Wie ein erregter junger Hengst.
    Die Obersten der Goldjungs überschlagen sich in Dankesbezeugungen. Hinter den Kulissen.
    Ich habe sofort die Gelegenheit ergriffen und mir ihre veränderte Einstellung gegenüber meiner Wenigkeit zu Nutze gemacht. Bekam den Vize und Raggi dazu, sich unvoreingenommen meine Theorie vom Mord im Althing anzuhören. Wies ihnen die Möglichkeit auf, dass Salvör eine Verabredung im Zimmer hinter der Tribüne gehabt haben könnte.
    Dort hätte der Mörder sie von hinten mit einer Spritze angreifen können, die bis zum Anschlag voll mit Epinephrin war. Und hätte dann die Flüssigkeit direkt ins Herz gespritzt.
    Das wäre im gleichen Moment passiert, als Salvör die Tür öffnete und direkt in der Menschenmenge auf dem Flur landete. Mit starrem Blick, als hätte sie einen Schock. Da hätte ihr Herz schon aufgehört zu schlagen.
    Ich zitierte den Obduktionsbericht, um meine Ansicht zu unterstreichen. Und erwähnte das Gespräch mit meinem Hausarzt.
    Die Goldjungs waren schließlich damit einverstanden, den Gerichtsmediziner diese Möglichkeit genauer untersuchen zu lassen.
    »Aber ich finde diese Theorie wirklich weiter als weit hergeholt«, sagte Raggi und rutschte auf seinem Stuhl hin und her. »Das muss ich schon sagen.«
    »Sie ist es überhaupt nicht, wenn man davon ausgeht, dass der Mörder Erfahrung als Arzt hat«, antwortete ich umgehend. »Wie zum Beispiel Angantýr.«
    Der Vize erbleichte. Aber Raggi wurde noch röter im Gesicht. Die fetten Backen glänzten wie schöne polierte Weihnachtsäpfel.
    Ich wartete ungeduldig auf die Explosion. Aber sie kam nie. Es gelang ihnen, Ruhe zu bewahren.
    Diese Tapferen!
    Sie hörten sich schweigend meine Begründungen an. Es gelang mir garantiert nicht, die Goldjungs zu überzeugen, aber das hatte ich auch gar nicht erwartet. Wollte nur ein paar Samen der Verdächtigung säen, obwohl es ihnen ganz eindeutig nicht recht war.
    »Du sprichst über einen Minister«, sagte der Vize. »Es ist wirklich eine ernste Angelegenheit, führende Persönlichkeiten der Regierung auf diese Weise zu verdächtigen.«
    »Das Einzige, was ich in diesem Fall für eine ernsthafte Angelegenheit halte, ist, dass dieser Schurke es sich erlauben kann, einen Mord zu begehen, und dabei unbehelligt bleibt«, antwortete ich schnell und treffsicher. »Und das wird der Mörder ausnutzen, wenn ihr euch nicht traut, euch den Minister vorzuknöpfen. Nur weil er Macht und Einfluss hat.«
    Sie beantworteten diese Rüge wieder mit einem langen Schweigen.
    Schließlich stand der Vize auf. »In unseren Ermittlungen schließen wir keine Möglichkeit aus«, sagte er und reichte mir die Hand zum Abschied. »Darauf kannst du vertrauen.«
    Vielleicht.
    Heute Morgen bekamen sie die ersten Hinweise auf den Fahrer, der im Feuer auf dem Grund der Kiesgrube starb.
    »Eine der Überwachungskameras hat ein passables Bild von ihm geliefert«, sagte Raggi, als wir das Besprechungszimmer verließen, »und es scheint einem Passbild von einem jungen Mann ähnlich zu sehen, der im Sommer aus Tschechien hierher kam.«
    »Auf eigene Faust?«
    »Nein, er hat eine Arbeitserlaubnis als Fahrer bei einem Importunternehmen, das Lettis heißt.«
    Bei

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