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Der falsche Zeuge

Der falsche Zeuge

Titel: Der falsche Zeuge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Blómkvist
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etwas anderes.
    Fürsorge? Schmerz?
    Sorgenvoller Mutterblick.
    Verdammt noch mal, warum lasse ich mich von dem immer zu allem hinreißen!?

9
    Ludmilla sitzt bei ihrer kleinen Schwester auf der Bettkante.
    Ich habe sie gleich wiedererkannt. Sieht aus wie auf dem Foto, nur ein paar Jahre älter. Aber sie hat sich nicht viel verändert, seit das Bild geknipst wurde.
    Außer, dass sie noch schöner ist, als das schäbige Foto vermuten lässt.
    Das dunkle Haar fällt in Wellen am länglichen Gesicht herunter. Breitet sich über die Schultern aus. Die dunkelroten Lippen sehen leidenschaftlich aus. Die langen dunklen Augenbrauen sind hübsch gebogen. Und die Augen groß und schwarz wie glänzend polierter Obsidian.
    Sexy Rasseweib, das die Männer wohl wahnsinnig macht.
    Obwohl es noch früh am Samstagabend ist, gibt es auf der Intensivstation schon viel zu tun. Weiß gekleidetes Pflegepersonal saust zwischen den Betten und Zimmern hin und her, wo alles überbelegt zu sein scheint. Einige Patienten liegen auf Bahren auf dem Flur.
    Die dunklen Augen gucken mich forschend an, als ich ans Krankenbett trete, wo Ruta bewusstlos liegt.
    »Bist du der Arzt?«, fragt Ludmilla in gebrochenem Isländisch.
    Sie hat eine weiche Stimme. Aber der ausländische Akzent ist auffällig.
    »Nein. Ich habe sie gefunden. Habe dafür gesorgt, dass sie ins Krankenhaus kommt.«
    »Wie kam das?«
    »Nachbarn haben sich über den Lärm in der Wohnung beschwert. Ich habe nachgesehen, was los war.«
    »ich meine, weißt du, was mit Ruta passiert ist?«
    »Einiges. Nicht alles.«
    »Ich habe immer noch keinen Arzt gesehen. Keiner spricht mit mir«, sagt sie, steht auf und kommt zu mir, »sie haben so viel zu tun.«
    Sie ist kleiner, als ich vermutet habe. Aber sie hat eine tolle Figur. Und scheint gut in Form zu sein. Der schwarze Hosenanzug liegt eng am schlanken Körper an. Die Brustwarzen kann man durch die weiße Rüschenbluse hindurch sehen.
    »Bist du direkt vom Flughafen hierher gekommen?«
    »Ich habe erfahren auf dem Flughafen, dass Ruta sehr krank ist und in der Uniklinik liegt, aber niemand mir kann sagen, was passiert ist.«
    »Ich erzähle dir alles, was ich weiß«, antworte ich. »Aber nicht hier. Dazu brauchen wir mehr Ruhe.«
    »Ich möchte bei Ruta sein, wenn sie aufwacht.«
    Ich schaue wieder auf das bleiche Gesicht des Mädchens im Bett.
    »Das wird wohl nicht heute Abend sein.«
    »Sagen sie das?«, fragt sie aufgebracht. »Ich muss mit dem Arzt sprechen!«
    »Natürlich. Warte hier auf ihn.«
    Sie nickt.
    »Du kannst danach bei mir vorbeikommen.«
    Ich reiche ihr eine Visitenkarte mit meiner Adresse.
    »Bist du Anwalt?«, fragt sie. Plötzlich ist sie misstrauisch.
    »Ich beiße niemanden«, antworte ich und lächele leicht.
    »Komm, wann es dir passt. Ich gehe sowieso spät ins Bett.«
    Es hat aufgehört zu regnen. Trotzdem verhängen immer noch dunkle Wolken den Himmel. Die Sonne hat sich den ganzen Tag nicht blicken lassen. Was auch nicht öfter war als an allen anderen Tagen der Woche.
    Ich muss mich noch entscheiden, was ich mit dem jungen Neonazi anstelle. Seiner Mutter habe ich zwar versprochen, mir übers Wochenende Gedanken zu machen, ohne mich ihr gegenüber zu irgendwas zu verpflichten.
    Und bin immer noch unsicher.
    Als ich vom Krankenhaus wieder nach Hause komme, springe ich sofort unter die Dusche. Fühle, wie das heiße Wasser die Müdigkeit in die Flucht schlägt.
    Ich will heute Abend ausgehen. Aber erst nach Mitternacht.
    Trockne mich gewissenhaft vor dem großen Spiegel im Bad ab. Föhne die Feuchtigkeit aus dem Haar. Verschönere mein Gesicht. Warte aber damit, mir die Ausgehklamotten für diese Nacht anzuziehen. Lasse den weichen purpurroten Bademantel vorerst genügen. Und meine warmen Badeschlappen.
    Gegen elf klingelt Ludmilla.
    Ich parke sie sofort im Wohnzimmer des Obergeschosses. Biete ihr tiefschwarzen Espresso an. Und zwölf Jahre altes Feuerwasser aus Amerika und Frankreich.
    Sie wählt den Cognac.
    Das Gespräch mit dem Arzt hat Ludmilla beunruhigt. Er hat ihr geradeheraus gesagt, dass die Chancen, dass Ruta wieder zu sich kommen würde, sehr gering wären und dass man von einem Selbstmordversuch des Mädchens ausginge.
    Ludmilla will das nicht glauben.
    »Ruta war so glücklich, dass sie hierher kommen durfte, es war ihr Traum schon seit über einem Jahr. Deswegen ich halte es für ausgeschlossen, dass sie versucht hat, sich das Leben zu nehmen.«
    »Weshalb hast du Ruta diesem Sergei

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