Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man

Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man

Titel: Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
Vom Netzwerk:
haben Sie das geschafft?«, fragte sie. »Sind Sie…?«
    »Ein Pferdeflüsterer?«, erwiderte er lachend und wandte verlegen den Blick ab. Er schien sich sicherer zu fühlen, wenn er das Pferd ansah. »Nein, überhaupt nicht. Aber ich reite viel. Aus irgendeinem Grund habe ich wohl eine beruhigende Wirkung auf die Tiere.«
    »Ich dachte schon, er würde stürzen.«
    Er lächelte zaghaft. »Ich wünschte, mir würde etwas einfallen, um
Sie
zu beruhigen.«
    »Was gut für mein Pferd ist, ist auch gut für mich. Ich weiß nicht, wie ich Ihnen danken soll.«
    Ein anderer Reiter näherte sich, und der unbekannte Retter führte Donny Boy vom Pfad, um den Braunen passieren zu lassen.
    Er sah sich das Pferd nun genauer an. »Wie heißt er?«
    »Don Juan.«
    »Haben Sie ihn bei Hammerstead gemietet, oder gehört er Ihnen?«
    »Bei Hammerstead. Aber er kommt mir fast schon wie mein Eigentum vor. Ich reite ihn jede Woche.«
    »Ich leihe mir dort auch manchmal ein Pferd aus. Was für ein wunderschönes Tier!«
    Nachdem sie sich nunmehr beruhigt hatte, nahm Marston den Fremden genauer in Augenschein. Er war ein stattlicher Mann Anfang fünfzig mit gestutztem Vollbart und dichten Augenbrauen, die über seiner Nase aneinander stießen. Auf Hals und Brust konnte sie bei ihm schlimme Narben erkennen, und seine linke Hand war deformiert. Doch in Anbetracht seiner wichtigsten Eigenschaft spielte all das keine Rolle: Er mochte Pferde. Cheryl Marston, achtunddreißig und seit vier Jahren geschieden, begriff plötzlich, dass sie und der Fremde sich gegenseitig einzuschätzen versuchten.
    Er lachte leise auf und sah zur Seite. »Ich hab…« Seine Stimme erstarb, und er überbrückte die Stille, indem er Donny Boys bebende Schulter tätschelte.
    Marston zog eine Augenbraue hoch. »Was denn?«, ermutigte sie ihn.
    »Na ja, bevor Sie gleich in den Sonnenuntergang reiten und wir uns vielleicht nie wiedersehen…« Er nahm allen Mut zusammen. »…da hab ich mich gefragt, ob es wohl ungehörig wäre, Sie zu einer Tasse Kaffee einzuladen.«
    »Ganz und gar nicht«, erwiderte sie. Seine offene Art gefiel ihr. Aber auch er sollte von vornherein etwas über sie wissen. »Ich beende erst noch meine Stunde«, sagte sie. »Es sind noch ungefähr zwanzig Minuten… und ich möchte das Pferd weiter beruhigen. Haben Sie so viel Zeit?«
    »Zwanzig Minuten sind perfekt. Ich hole Sie am Stall ab.«
    »Gut«, sagte Cheryl. »Ach, eines würde ich gern wissen: Reiten Sie mit englischem oder Westernsattel?«
    »Meistens auf dem blanken Pferderücken. Ich hab das mal beruflich gemacht.«
    »Wirklich? Wo denn?«
    »Ob Sie’s glauben oder nicht, ich war früher Zirkusreiter«, antwortete er schüchtern.

…Vierzehn
    Coopers Computer gab einen leisen Klingelton von sich, was bedeutete, dass eine E-Mail eingetroffen war.
    »Post von unseren Freunden an der Neunten und Pennsylvania.« Er entschlüsselte die Nachricht aus dem FBI-Labor. »Das Ergebnis der Ölanalyse. Es ist ein kommerziell vertriebenes Produkt. Der Markenname lautet Tack-Pure. Ein Lederpflegemittel, hauptsächlich für Reiterbedarf, also Sättel, Zügel, lederne Futterbeutel und so weiter.«
    Pferde…
    Rhyme ließ den Storm Arrow herumwirbeln und sah auf die Wandtafel.
    »Nein, nein, nein…«
    »Was denn?«, fragte Sachs.
    »Der Kot an den Schuhen des Hexers.«
    »Was ist damit?«
    »Er stammt nicht von Hunden, sondern von
Pferden
! Sieh dir die Pflanzenreste an. Woran, zum Teufel, habe ich nur gedacht? Hunde sind Fleischfresser. Gras und Heu interessiert sie nicht… Also gut, lasst uns nachdenken. Der Schmutz und die Erde und das andere Zeug haben auf den Central Park hingedeutet. Und die Haare… Kennt ihr den Hundehügel? Der liegt ebenfalls im Park.«
    »Gleich auf der anderen Straßenseite«, sagte Sellitto und deutete zum Fenster hinaus. »Da gehen doch alle mit ihren Kläffern spazieren.«
    »Kara, hat der Cirque Fantastique Pferde?«, fragte Rhyme barsch.
    »Nein«, sagte sie. »Es gibt dort überhaupt keine Tiernummern.«
    »Okay, damit fällt der Zirkus weg… Was könnte unser Täter sonst noch vorhaben? Unmittelbar am Hundehügel führt der Reitweg vorbei, richtig? Es klingt weit hergeholt, aber eventuell reitet er selbst oder hat Reiter ausgespäht. Einer von denen könnte zur Zielperson werden. Das muss nicht unbedingt sein nächstes Opfer sein, aber lasst uns trotzdem vorerst davon ausgehen, denn es ist unsere einzige solide Spur.«
    »Es gibt doch hier in der Gegend einen

Weitere Kostenlose Bücher