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Der Federmann

Der Federmann

Titel: Der Federmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Bentow
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verriet, dass sie wohl eher an Schlaflosigkeit litt.
    Sie trug ihr Haar streng zurückgebunden und war ganz in Schwarz gekleidet.
    Sie bat ihn herein. Die Wohnung war penibel aufgeräumt. Auf dem Esstisch stand das Frühstücksgeschirr. Trojan fiel auf, dass für zwei gedeckt war.
    »Erwarten Sie Besuch?«
    Sie warf ihm einen leeren Blick zu.
    »Das ist für Matthias. Ich decke noch immer für ihn mit.«
    Ihre Augen füllten sich mit Tränen.
    »Was wollen Sie denn wissen, Herr Kommissar? Jetzt ist doch eh alles zu spät. Wir können ihn nicht mehr lebendig machen.«
    Trojan holte tief Luft. Es durfte nicht zu spät sein, niemals.
    »Frau Leber, hat Ihr Mann Ihnen einen Abschiedbrief hinterlassen?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Hat er Ihnen etwas von irgendwelchen Schlüsseln erzählt? «
    »Schlüsseln? Nein.«
    »Er war doch Makler.«
    »Ja und?«
    »Frau Leber, ich muss Sie das leider fragen: Ist es möglich, dass Ihr Mann Zweitschlüssel von den Wohnungen anfertigen ließ, die er vermakelt hat.«
    »Warum hätte er das tun sollen?«
    Trojan blickte sie fest an. »Um sich Zutritt zu den Wohnungen
zu verschaffen, nachdem die Mieter eingezogen waren.«
    Sie schlug die Hände vors Gesicht.
    »Hören Sie auf damit! Verschwinden Sie! Reden Sie nicht schlecht über ihn. Matthias war ein guter Mensch.«
    »Ich ermittle in einer Reihe von Mordfällen. Und drei der Mordopfer, allesamt Frauen, lebten in Wohnungen, die Ihr Mann an sie vermittelt hat.«
    Cornelia Leber ließ die Hände sinken und starrte ihn an.
    »Matthias kann damit nichts zu tun haben«, flüsterte sie.
    Trojan war um Beherrschung bemüht.
    »Warum hat er sich Ihrer Meinung nach das Leben genommen? «, fragte er.
    Cornelia Leber setzte sich und schob gedankenverloren einen Teelöffel auf dem Tischtuch herum.
    »Ich weiß es nicht«, sagte sie kaum hörbar.
    »War er depressiv?«
    Sie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht.
    »Für mich ist sein Tod immer noch ein Rätsel.«
    »Könnte es ein Unfall gewesen sein?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Betrunken war er jedenfalls nicht. Man hat kein Alkohol im Blut gefunden.«
    »Wirkte er irgendwie verändert in letzter Zeit?«
    Sie rührte sich lange nicht, dann nickte sie schwach.
    »Er war unruhig, gereizt. Er schlief schlecht. An manchen Tagen war er völlig niedergeschlagen. Ich hab ihn gefragt: ›Was ist denn los, Matthias?‹ Er gab mir keine Antwort.«
    Sie weinte stumm in sich hinein.
    Trojan blickte sich in dem Zimmer um.
    »Wo ist sein Computer?«

    Cornelia Leber sah ihn an. Sie runzelte die Stirn.
    »Er ist weg.«
    Trojan spürte, wie sich sein Nacken verkrampfte.
    »Wie meinen Sie das: weg?«
    »Er ist verschwunden. Ich hab mich natürlich auch schon gewundert. Aber an dem Abend, als er –«, sie schluckte, »an dem Abend, als das Unglück geschah, muss er seinen Laptop wohl mitgenommen haben.«
    »Dann ist er vielleicht noch in seinem Büro.«
    Cornelia Leber schüttelte den Kopf.
    »Ich hab in der Firma nachgefragt. Man hat mir all seine Habseligkeiten überreicht. Kommen Sie mit.«
    Sie stand auf und führte Trojan in ein Arbeitszimmer. Auch hier war alles penibel aufgeräumt. Der Schreibtisch war leer bis auf einen Behälter mit Stiften und einer Lampe. Sie deutete auf einen Karton neben dem Schreibtisch.
    »Das ist alles, was sie mir gegeben haben.«
    Trojan durchwühlte den Karton. Es waren lose Papiere, einige Sammelmappen, aber es befand sich kein Terminkalender darunter.
    »An welchem Tag ist er gestorben?«
    »Neunter März«, antwortete sie tonlos.
    Er durchblätterte die Seiten in den Mappen, es waren überwiegend Entwürfe für Wohnungsexposés mit ein paar hingekritzelten Randnotizen.
    »Hatte Ihr Mann eine externe Festplatte für seinen Computer?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Irgendwelche anderen Speichermedien? USB-Sticks, CDs?«

    »Er hatte alles auf seinem Laptop, und den er trug er immer bei sich, wenn er zur Arbeit ging. In seiner Umhängetasche. «
    Trojan raufte sich das Haar.
    Für einen Moment war ihm, als müsste er aufgeben, als brächen die Ermittlungen wieder in sich zusammen. Doch dann besann er sich und fragte: »Wie lautet die E-Mail-Adresse Ihres Mannes?«
    »Er hatte eine geschäftliche und eine private.«
    Trojan zog einen Stift und einen Zettel hervor. »Geben Sie mir beide.«
    Sie nannte ihm die Adressen, er schrieb sie auf.
    »Ich nehme seine Unterlagen mit. Halten Sie sich für weitere Befragungen bereit. Wir werden heute sicherlich noch einmal zu

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