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Der Fehler des Colonels

Der Fehler des Colonels

Titel: Der Fehler des Colonels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Mayland
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Tür.
    »Ich muss wissen, wohin er das Paket gebracht hat, das ich ihm gegeben habe, Fatima«, sagte Daria. »Sie sind auch hinter mir her. Ich brauche deine Hilfe.«
    Die Tür wurde aufgestoßen. Mark sah einen ziemlich muskulösen Unterarm an der Klinke. Ohne abzuwarten, bis die Tür ganz aufging, stieß er die Spitze des Pinsels dorthin, wo er ein Auge vermutete. Er landete einen Treffer – obwohl er nicht wusste, ob er einen potenziellen Mörder oder einen unseligen Kunden niedergemacht hatte.
    Als der Mann einen Schmerzensschrei ausstieß, knallte Mark die Tür zu.
    »Raus hier!«, rief er.
    »Fatima«, sagte Daria. »Bitte. Ich muss wissen, wo dein Mann das Paket hingebracht hat.«
    Mark rannte. Die abgeschlossene Hintertür des Ladens rammte er mit der Schulter und stieß sie auf. Daria folgte ihm.
    Sie liefen durch dunkle, labyrinthartige Gassen, bis sie auf eine Straße kamen, wo sich Menschen drängten, die beim Essen das Ende des Fastentags feierten. Nach wenigen Sekunden hielt vor ihnen mit quietschenden Bremsen ein grüner Peugeot. Eine umwerfend attraktive Frau von zwanzig Jahren saß am Steuer und schnappte nach Luft. Sie trug einen dünnen blauen Schal um den Kopf, der ihr Haar nicht im Ansatz bedeckte; was Mark aber wirklich auffiel, waren ihre schlanken, farbbeklecksten Finger. An ihren Füßen sah er die pink-lila-farbenen Nikes.
    »Wie haben Sie uns gefunden?«
    »Alle Gassen führen hierher. Steigt ein.«
    Mark und Daria folgten der Aufforderung. Ohne ein Wort fuhr die junge Frau los, wechselte vor einem orangefarbenen Bus die Spur, dann raste sie die Ferdowsi-Straße entlang. Inzwischen war es dunkel. Die hohen Platanen, die die Straße säumten, gaben Mark das Gefühl, durch einen Tunnel zu fahren.
    »Die Volksmudschahedin taugen nichts!«, sagte die Frau. »Fossilien sind das! Hättet ihr nicht jemanden schicken können, der ihn schützt,ihn warnt? Den Laden überwacht? Ihr benutzt ihn zwanzig Jahre lang und dann werft ihr ihn den Wölfen vor?«
    »Das mit Ihrem Vater tut mir leid«, sagte Daria. »Wenn ich gewusst hätte –«
    »Warum hat er sich nur mit euch eingelassen? Warum?«
    »Ich habe nichts mit den Volksmudschahedin zu tun«, bemerkte Mark.
    Sie kamen zu einer Kreuzung, an der sie haltmachten. Vor ihnen überspannte eine Fußgängerbrücke den Fluss, die aussah, als wäre sie Jahrhunderte alt. Bunte Fahnen, von unten durch Strahler angeleuchtet, flatterten an ihrem Eingang im Wind.
    »Überquert diese Brücke«, sagte die junge Frau. »Wenn uns jemand gefolgt ist, muss er diese Brücke ebenfalls zu Fuß überqueren, und ihr könnt ihn sehen. Danach dürftet ihr außer Gefahr sein, wenn ihr euch von den Straßen fernhaltet.«
    Die Brücke hatte zwei Ebenen, jede mit vielen gefliesten Nischen, aus denen gelbes Licht auf den Fluss fiel. Mitten auf der Brücke sang ein Mann, dessen Stimme über das Wasser hallte, ein klagendes Lied. Auf dem Fluss saßen Paare in gelben, entenförmigen Paddelbooten.
    »Als ich Ihren Vater zuletzt gesehen habe«, sagte Daria, »habe ich ihm ein Paket übergeben. Wissen Sie, wo –«
    »Ashraf. Er hat dein Paket nach Ashraf gebracht und ist am nächsten Tag nach Isfahan zurückgekehrt. Umgebracht haben sie ihn erst eine Woche später.«
    »Hat er Ihnen gesagt, was sich in dem Paket befindet?«
    »Nein. Und ich will es auch nicht wissen.«
    »Danke.« Daria ergriff die Hand der jungen Frau. »Bitte, seien Sie vorsichtig. An Ihrer Stelle würde ich heute Abend nicht mehr in den Laden zurückkehren, nicht heute und auch nicht auf lange Sicht. Wenn Sie eine Wohnung für sich und Ihre Mutter brauchen, kann ich das arrangieren. Womöglich sind Sie beide in Gefahr.«
    »Versucht, irgendwie nach Kermanshah zu kommen«, riet die junge Frau. »Das ist sechshundert Kilometer westlich von hier. Geht in ein Internetcafé, das Emperator heißt, und fragt nach Rahim. Wenn esgeschlossen ist, klingelt so lange, bis er sich meldet, er wohnt im ersten Stock.«
    »Wer ist Rahim?«, fragte Daria.
    »Ein Freund meines Vaters. Vielleicht kann er euch helfen, die Grenze zum Irak zu überschreiten. Von dort müsst ihr euch selbst nach Ashraf durchschlagen. Jetzt geht.«
    »Sind Sie sicher, dass wir nicht helfen können?«
    »Geht, sage ich!«

47
    Washington, D. C.
    Colonel Henry Amato saß rechts von James Ellis an einem langen, ovalen Konferenztisch in dem frisch renovierten Lagezentrum des Weißen Hauses. An den schallgedämpften Wänden hingen sechs Plasmabildschirme.

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