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Der Fehler des Colonels

Der Fehler des Colonels

Titel: Der Fehler des Colonels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Mayland
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Neben zweien der Monitore befanden sich kleinere Bildschirme, die Datum, Uhrzeit und die Worte
NSC/57 Top Secret
zeigten.
    »Die Sitzung ist hiermit eröffnet«, sagte der Präsident.
    Der Vizepräsident, der Direktor der Nationalen Nachrichtendienste, der Verteidigungsminister, der Außenminister, der Finanzminister, der Vorsitzende des Vereinigten Generalstabs, der Stabschef des Präsidenten, sein Nationaler Sicherheitsberater und alle anderen Berater richteten ihre Aufmerksamkeit auf den Präsidenten. Im hinteren Bereich des Raums setzten sich die beiden für die Technik verantwortlichen Wachbeamten hinter ihren Computerbildschirmen aufrecht hin.
    »Wir sind hier, um zu besprechen, wie wir auf die Berichte reagieren sollen, die darauf hinweisen, dass der Iran in den letzten vierundzwanzig Stunden weitere Truppen mobilisiert hat. James’ Team«, der Präsident wies auf seinen Nationalen Sicherheitsberater, »informiert Sie über die neuesten Entwicklungen.«
    Ellis runzelte die Stirn und blickte über seine Zweistärkenbrille. »Ich übergebe an meinen Mitarbeiter Colonel Henry Amato.«
    Zum zweiten Mal innerhalb von zwei Tagen reagierte Amato nicht auf das Stichwort seines Chefs.
    »Henry?«
    »Sir?«
    »Ihre Präsentation?«
    Amato hatte gerade Rückmeldung von dem Ermittler bekommen, den er im Iran engagiert hatte. Der Mann hatte vom Krankenhaus aus angerufen – offenbar hatte ihm jemand ins Auge gestochen, als er versuchte, Daria und Sava abzufangen.
    Amato hoffte, dass Daria in dem Durcheinander nicht herausbekommen hatte, wohin das Uran von Isfahan aus verbracht worden war. Das wäre das bestmögliche Ergebnis der Situation und könnte sie vielleicht dazu veranlassen, einfach unterzutauchen.
    »Selbstverständlich.«
    Er stand auf und ging nach vorne. Sein Vortrag ließ jedoch die gewohnte selbstbewusste Präzision vermissen: Neue Nachrichtendienstberichte melden, dass reguläre Truppenverbände und Millionen paramilitärische Milizen der Basidsch-e Mostaz’afin den Befehl erhalten haben, Waffen- und Lebensmittellager anzulegen … dass zwei iranische U-Boote der Kiloklasse von der US-Marine unweit der Straße von Hormus geortet wurden … Derzeit scheint Iran militärisch eine eher defensive Haltung einzunehmen. An den Grenzen werden keine Truppen zusammengezogen. Die Situation sollte selbstverständlich genau beobachtet werden, bietet aber keinen unmittelbaren Anlass zur Beunruhigung.

48
    Irak, unweit der iranischen Grenze
    Mark hockte auf einem alten LKW-Reifen vor einem mit Brettern zugenagelten Geschäft am Straßenrand. Hinter ihm stapelten sich leere Ölfässer und ein Gewirr aus altem Stacheldraht. Er sah auf die Uhr.
    »Sie kommen gleich«, sagte Daria.
    Nach den Ereignissen in Isfahan glaubte Mark, Daria und er hätten nur eine Chance, wenn sie sich so schnell bewegten, dass der Feind – wer immer das sein mochte – nicht Schritt halten konnte. Also fuhren sie noch am selben Abend nach Kermanshah und von dort, statt zu schlafen, weiter zur irakischen Grenze. Sie überschritten die Grenze in der Dunkelheit an der Stelle, die ihnen ihr Kontaktmann Rahim empfohlen hatte. Nach all der Eile saßen sie jetzt da und warteten.
    Wieder sah Mark auf die Uhr.
    Seit vor zwanzig Minuten der neue Tag angebrochen war, lungerten sie hier am Straßenrand herum. Allmählich fühlte er sich wie ein blutiger Köder, der ausgeworfen worden war, um Haie anzulocken.
    Selbst so früh am Morgen war es erschreckend heiß draußen, schon über fünfunddreißig Grad. Auf der anderen Straßenseite stand hinter weiteren Bündeln ausrangierten Stacheldrahts eine Art Wachhaus, in dem ein paar Jungs spielten. Das Dach war eingestürzt, Fenster gab es nicht mehr.
    Mark überlegte, wie lange es dauern würde, bis die Jungs den Aufständischen in der Nachbarschaft steckten, dass hier zwei amerikanische Touristen auf den Opfertod warteten. Einer der Jungs schaute ihn neugierig an, also winkte Mark und das Kind winkte zurück.
    Dann klingelte sein Handy.
    »Hey, Boss«, meldete sich Decker. »Rat mal, wo ich bin?«
    Bevor Mark antworten konnte, verkündete Decker: »Paris, Mann!« und lieferte einen detailgetreuen Bericht von seiner waghalsigen Flucht und seiner Busfahrt nach Baku und –
    »Schön, ich freue mich, dass du’s geschafft hast«, sagte Mark. »Das ist spitze, Kumpel. Bei uns läuft auch alles nach Plan. Halt uns auf dem Laufenden.«
    »Geht klar. Ich war noch nie in Frankreich, ziemlich irre, ich sehe

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