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Der Fehler des Colonels

Der Fehler des Colonels

Titel: Der Fehler des Colonels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Mayland
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jemals in Ashraf eingetroffen ist, wurde vor drei Tagen von einem Heckenschützen erschossen. Die Leute geben den Mullahs und den Irakern die Schuld. Alle sind in Panik.«
    »Gibt es dafür Beweise?«
    »Nein. Sie geben einfach immer den Mullahs und den Irakern die Schuld, wenn etwas schief geht.«
    »Diesmal könnten sie recht haben.« Mark überlegte, ob der Heckenschütze noch in der Gegend war und irgendjemand seine und Darias Ankunft beobachtet hatte.
    »Jedenfalls habe ich der neuen Kommandantin erklärt, warum wir hier sind, und sie veranlasst, die Akten hier in Ashraf zu prüfen. Da stellte sich heraus, dass an dem Tag, nachdem ich das Uran nach Isfahan gebracht habe, der Chef einer Einheit aus dem Camp rausgeschmuggelt wurde.«
    »Um das Uran abzuholen.«
    »Vielleicht. Alles, was wir wissen, ist, dass er am folgenden Tag zurückkam, eine Woche später wieder herausgeschmuggelt wurde und dann verschwand. In der Zwischenzeit hat er anscheinend eine Menge Zeit in der Werkstatt verbracht. Das ist unsere einzige Spur.«
    Sie deutete auf das große Lagerhaus mit den Metallwänden vor ihnen. »Wir sind da.«
    Mark und Daria traten in einen geräumigen Vorraum, wo einige beschädigte Panzerfahrzeuge und halb zerlegte brasilianische Cascavel-Radpanzerstanden, die traurigen Überreste eines einst ansehnlichen Bataillons. Ein Panzerfahrzeug befand sich auf einem hydraulischen Lift. An den Wänden standen Werkzeugregale, eine große Standbohrmaschine, eine Fräse, Schweißbrenner und ein hüfthohes Galvanisierbad.
    Zwei Mechaniker warteten mit besorgter Miene vor den Panzern. Neben ihnen saß die neue Campkommandantin auf einem hohen dreibeinigen Hocker. Unter ihrem Schal lugten widerspenstige Haarsträhnen hervor und die Falten um ihren Mund zeugten von tiefer Erschöpfung.
    Den Mechanikern befahl sie, alles zu berichten, was sie über den verschwundenen Chef der Einheit wussten, und insbesondere zu erklären, warum er die Werkstatt in der Woche vor seinem Verschwinden so oft besucht hatte.
    Einer der Mechaniker trat vor. Auf Englisch mit indischem Akzent sagte er, der Chef dieser Einheit habe ihn, autorisiert durch den alten Campkommandanten, beauftragt, zwei Nachbildungen eines schweren Metallblocks anzufertigen.
    »Was für ein Metall?«, fragte Daria.
    »Abgereichertes Uran, Schwester. Er hat es mitgebracht.«
    »
Abgereichertes
Uran?«, hakte Mark nach.
    »Ja, Sir.«
    »Sind Sie sicher?«
    Der Mechaniker zuckte die Achseln. »Er hat mir gesagt, es sei abgereichertes Uran. Es war sehr, sehr schwer. Ich konnte es kaum heben.«
    »Und es war einfach nur ein Block?«
    »Nein, er hatte sechs Löcher, für Bolzen würde ich sagen. Ungefähr so groß.« Mit den Händen deutete der Mechaniker das Format einer großen Kleenexschachtel an.
    Mark schaute Daria an. »Hatte der Block, den du nach Isfahan gebracht hast, Löcher?«
    »Nein.«
    »Sir, es war auch der Name Lockheed Aeronautics eingeprägt. Das bedeutet doch, es stammt von einem Militärflugzeug? Aus amerikanischer Fabrikation?«
    Abgereichertes Uran wurde für panzerbrechende Munition und Panzerungen verwendet, weil es dicht, billig und nur schwach radioaktiv war, aber von einer Verwendung in Flugzeugen hatte er noch nie gehört. »Wurde dieses
abgereicherte
Uran in einem Bleibehälter aufbewahrt?« Er überlegte immer noch, ob es sich nicht in Wirklichkeit um das hochangereicherte Uran gehandelt hatte.
    »Nein, es war nur in ein Tuch gewickelt.«
    »Und der Chef der Einheit hat es selbst in die Hand genommen?«
    »Das hat er.«
    »Und Sie haben getan, was er angeordnet hat? Sie haben die Nachbildungen angefertigt?«
    »Ja, und zwar aus Blei, wie er es verlangt hat. Und weil der Block aus abgereichertem Uran kadmiert war, habe ich die Repliken ebenfalls mit Kadmium überzogen.« Er deutete auf das Galvanisierbad und fügte hinzu: »Kadmium haben wir oft benutzt, um alte Waffen zu behandeln, die Rost angesetzt hatten. Und Gussformen für Blei sind leicht herzustellen.« Als fiele es ihm gerade erst ein, sagte er: »Der einzige Unterschied zwischen dem ursprünglichen Uranblock und den Bleinachbildungen war, dass die Nachbildungen hohl waren, mit einem Deckel, der leicht an- und abzuschrauben war.«
    »Können Sie uns aufzeichnen, wie dieser Block aus abgereichertem Uran und Ihre Nachbildungen aussahen? Maßstabsgetreu?«
    »Ja, selbstverständlich.«

51
    Das Büro der Campkommandantin war ein trister Raum in einem vereinzelten Betonklotz im Zentrum von Camp

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