Der Fetisch-Mörder
Werkzeugkasten, suchte ein paar Instrumente zusammen, legte sie auf die Plastikunterlage und rieb sie eins nachdem anderen sorgfältig ab. Makedde konnte etwas erkennen, das aussah wie ein Skalpell, außerdem ein Messer mit einer langen scharfen Klinge, eine Zange …
Sie zappelte wie wild mit den Beinen. Zerreiß die Fesseln! Sie frästen sich in ihr Fleisch. Der Schmerz war unerträglich, doch sie musste weitermachen. Die Bettpfosten knarrten und quietschten laut.
Ed stand mit bebenden Lippen über ihr. In seiner behandschuhten schlanken Hand hielt er das desinfizierte Skalpell wie ein Profi. Ihre Augen folgten der scharfen Spitze, die sich ihrem nackten Körper näherte, ihrer nackten Brust, ihrer vor Kälte aufgerichteten Brustwarze.
66
Es gab nur wenige Häuser in der Gegend. Keine direkten Nachbarn. Genau das hatte Cassandra an dem Haus so gefallen. Die Abgeschiedenheit.
Die Schleifspuren führten zum Haus. Sie mussten dort sein.
Andy rannte den Kiesweg entlang. Vage registrierte er, dass Jimmy ihm in ein paar Metern Abstand folgte. Die nassen Hosenbeine klatschten gegen seine Knie und behinderten ihn beim Laufen, doch er gab sein Äußerstes. Er näherte sich dem Haus. Nur noch an ein paar Bäumen vorbei, dann war er da. Ein Licht – ein schwaches Licht. Das Schlafzimmerfenster. Andy jagte über den Rasen wie ein dahinhuschender Schatten. Die Pistole im Anschlag, stürmte er zur Haustür.
67
Die Klinge des Skalpells drückte sich in ihre Brust, bereit für den Schnitt. Makedde wollte schreien. Wollte sich wehren. Sie betete, dass es schnell vorbei sein möge.
Er hatte sein Gesicht ganz nah an sie herangedrängt, doch seine Augen wirkten irgendwie weit weg, als wären sie Teil einer anderen Welt, zu der sie keinen Zugang hatte. »Bist du bereit, Mutter?« Mutter?
Diese Worte – ausgespien aus diesem gemeinen Mund, klangen sie furchtbar. Bist du bereit … Mutter? Ihr Vater, der sie mit seinen sanften Händen festhält und sich noch einmal vergewissert, bevor er sie die Rutsche hinabgleiten lässt. Bist du bereit? Ihre Mutter, die sich anschickt, ihre Tonskulptur zu enthüllen.
Sie würde jetzt sterben … sie war bereit zu sterben. Halt. Sie gab sich einen Ruck. Das war es! Sie würde ihm etwas vorspielen. Damit konnte sie ihn vielleicht ein wenig hinhalten. Sie musste alles versuchen. Alles.
Sie verdrehte die Augen, wand sich und warf sich stöhnend auf dem Bett hin und her, so weit die Fesseln es zuließen. Bei jeder Bewegung spürte sie das Skalpell; es schnitt ihr in die Haut, doch dann wurde es plötzlich weggezogen. Sie würgte, tat so, als ersticke sie an dem Knebel. Jede Bewegung tat weh, ihre Rippen – und alles andere auch – schmerzten so sehr, dass sie es kaum aushalten konnte, doch das Skalpell war verschwunden. Er redete mit ihr. Was sagte er?
»Du vergisst, dass ich Experte bin. Du stirbst erst, wenn ich es will. Mutter wird ordentlich geheilt. Also lass den Blödsinn.«
Sie versuchte zu sprechen, zu verlangen, dass er sie freiließ, doch die Geräusche, die sie zwischen ihren geschwollenen Kiefern hervorwürgte, klangen nicht wie die Laute eines Menschen.
»Ich habe doch gesagt, es wird nicht geredet. Und trotzdem willst du einfach nicht aufhören.« Er schüttelte langsam den Kopf. Dann lächelte er auf einmal, beugte sich über sie und schob seine Hände unter ihren Kopf. Sie spürte, wie die Riemen ihres Knebels für einen Moment schmerzhaft noch fester zugezogen wurden und sich dann lösten. Er nahm den Gummiball aus ihrem Mund; Blut und Speichel rannen ihr in langen Fäden den gebrochenen Kiefer herunter. Sie versuchte zu sprechen. Er neigte den Kopf, um zu lauschen. Jetzt spielte er mit ihr, machte sich über sie lustig.
Schließlich antwortete er auf ihr Stöhnen und Würgen. »Nein, ich lasse dich nicht laufen. Kommt gar nicht in Frage. Aber du hast so schöne Zehen. So wunderschöne Zehen. Möchtest du sie gerne kosten? Für mich daran lutschen?«
Sie nickte und wollte etwas sagen, brachte jedoch nur ein Gurgeln heraus. Mit den Augen deutete sie auf die Fesseln, die ihre Fußknöchel einschnürten.
»Die Fesseln lösen? Aber nein! Ich glaube sowieso nicht, dass du so gelenkig bist. Nein – ich gebe dir die Zehen. Stecke sie dir in den Mund. Dann kannst du an diesen herrlich lackierten Zehennägeln herumkauen.«
Das Skalpell glitt ihren nackten Körper hinab und weiter ihre Beine hinunter zu ihrem rechten Fuß. Dabei murmelte er irgendetwas.
»Es muss der
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