Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Feuerthron

Der Feuerthron

Titel: Der Feuerthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
Vom Netzwerk:
...«
    »... Hekendialondilan das Recht zu, über diese Insel zu bestimmen, wolltest du sagen«, unterbrach Mera ihn lachend.
    »Macht es dir denn nichts, dass es hier so viel magisches Grün gibt?«
    Girdhans Frage holte Mera in die raue Wirklichkeit zurück. Sie ließ die Umgebung mit geschlossenen Augen auf sich wirken und zuckte dann mit den Achseln. »Es ist ein wenig störend, aber auszuhalten. Allerdings weichen mir die Ströme grüner Magie eher aus.«
    »So, wie mir die schwarzen und Girdhan die weißen Ströme! Es liegt ein seltsamer Zauber über diesem Ort, der den Farben ihre Schärfe nimmt. Schau her, ich kann in dieses Schwarz hineingreifen, ohne dass es mir etwas tut!« Hekendialondilan streckte ihre Hand aus und tauchte sie in eine in der Nähe schwebende schwarze Wolke. Zur Verwunderung der anderen geschah nichts.
    »Dieses Schwarz fühlt sich anders an als das, unter dem mein Volk gelitten hat. Es ist ganz weich. Hätte ich nur dieses Schwarz kennengelernt, würde ich sehr bezweifeln, dass es eine feindliche Gegenfarbe für mich darstellen soll!«
    Hekendialondilans Beispiel steckte Mera und Girdhan an. Beide berührten Schwaden ihrer eigenen Gegenfarbe und waren genauso verblüfft wie die junge Runi.
    Girdhan brachte die allgemeine Verwunderung auf den Punkt: »Das gibt es doch gar nicht!«
    »Das ist ein ganz sonderbarer Ort!«, rief Mera aus.
    »Damit hast du vollkommen recht«, antwortete jemand aus dem Nichts.
    Mera schnellte herum und sah eine Gestalt aus dem dunkelgrünen Wald heraustreten, der in der Nähe entstanden war und Blüten in hellen Grüntönen trug.
    Es handelte sich um einen Runi. Doch er wirkte durchscheinend wie ein Geist, und seine magische Farbe war gelb. Auch seine Kleidung unterschied sich von der der weißen Runi, die Mera und ihre Freunde kennengelernt hatten. Er trug eine eng anliegende Tunika und ebensolche Hosen, dazu eine Art Brustpanzer und einen Gürtel, an dem links ein langes Schwert und rechts ein Dolch hing. Über den Rücken hatte er einen gut gefüllten Köcher mit Pfeilen geschnallt, sowie einen Bogen, dessen Sehne jedoch nicht gespannt war.
    Der geisterhaft wirkende Runi neigte den Kopf kurz vor Hekendialondilan und sah dann die anderen an. »Seid mir willkommen auf der Insel des Todes!«
    Ein kalter Schauer lief Mera bei diesen Worten über den Rücken. »Wer seid Ihr?«
    »Mein Name lautet Reodhendhor. Ich bin ein Heimatloser, der zusehen musste, wie die Insel seines Volkes überfallen und zerstört wurde. Der Feind hat meine Heimat nach seinem Willen umgeformt, und ich habe lange gegen diesen schier übermächtigen Gegner gekämpft. Als wir glaubten, den Sieg bereits errungen zu haben, ereilte mich das Verhängnis.« Der Runi wischte sich über das Gesicht, als würde er Tränen wegwischen.
    »Also stammst du von der Insel, die jetzt Gurrland heißt! Die Reste deines Volkes haben sich uns angeschlossen. Das kannst du auch tun!« Hekendialondilan empfand tiefes Mitleid mit dem einsam gestrandeten Runi, und ihre Worte zauberten ein Lächeln auf seine Lippen.
    Zwar war es ein trauriges Lächeln, aber es minderte die Anspannung, die alle erfasst hatte. »Ich kann nicht nach Meanrunia gehen, wie eure Insel zu meiner Zeit hieß, mein Kind, denn ich bin der Geist eines Toten. Ich bin hier gestorben, doch die tobende Magie um diese Insel verhindert, dass ich sie verlassen kann, um mich in Taliens Seelendom zu begeben.
    Doch lass mich weitererzählen. Vielleicht kann mein Wissendiesen Ort mit euch verlassen. Wie ich schon sagte, glaubten wir dicht vor dem endgültigen Sieg über Wassuram zu stehen, nachdem dessen Artefaktschiff mit seinen Hilfsmagiern in die Luft geflogen war und wir ihn auf seiner eigenen Insel gestellt hatten. Da wurde mein Arghanfreund im Kampf mit ihm schwer verwundet und wollte sich hierher in dieses magisch stark strahlende Gebiet zurückziehen, weil er hoffte, an diesem Ort Heilung zu finden. Ich habe ihn mit meinem Schiff hierhergebracht.«
    »War das das Wrack, das wir in der Höhle gefunden haben? Aber wie hast du es geschafft, es durch diese enge Röhre zu ziehen?« Kip sprach wie ein Fischer, direkt und ohne die höflichen Floskeln, die einem ranghöheren Wesen angemessen gewesen wären.
    Der Runi nahm es ihm nicht übel, sondern nickte ihm freundlich zu. »Ich habe das Schiff durch Zauber dorthin geschafft. Als wir uns einen Weg durch die Klippen gesucht haben, gerieten wir in einen gewaltigen magischen Sturm, der es beinahe zerstört

Weitere Kostenlose Bücher