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Der Feuerthron

Der Feuerthron

Titel: Der Feuerthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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wollen, doch Hekendialondilan hob interessiert den Kopf.
    »Wenn es nichts weiter ist!« Sie nahm Kontakt zu ihrem Boot auf und forderte es auf, für ein ausreichend großes Stück weichen Segeltuchs und auch für Nähzeug zu sorgen. Da das Boot Genaueres wissen wollte, musste sie Mera bitten, ihr in Bildern zu zeigen, wie die Sachen bei den Menschen aussahen.
    Der Bootsgeist jammerte ein wenig, weil er sich müde fühlte und noch unter etlichen Schrammen und sogar ein paar angebrochenen Kristallplanken litt, die er noch ausheilen lassen musste, stellte dann aber das Verlangte zur Verfügung. Daher blieb Careela nichts anderes übrig, als Schere, Nadel und Faden zur Hand zu nehmen.
    Anders als sonst beschwerte sich die Prinzessin aber nicht, sondern begann eifrig zu arbeiten. Dabei blickte sie immer wieder das Kind an, so als könne sie nicht genug von dem strahlenden Blick und dem Lächeln bekommen, mit dem der Kleine sie nun anhimmelte.
    Mera sorgte sich unterdessen um Kip und Girdhan, die noch nicht zurückgekommen waren, und wollte die Höhle wieder verlassen. Als sie sich noch einmal umdrehte, sah sie, dass Argos Haare im Licht der Bootslampe in allen Farben des magischen Sechsecks schimmerten, und fragte sich besorgt, was sie sich da eingefangen hatten.
15
    Kip und Girdhan kämpften i mmer noch mit dem Krebs. Es war ihnen gelungen, das Tier in eine Ecke zu treiben, aus der es ihnen nicht mehr entkommen konnte. Doch der Krebs setzte sich verbissen zur Wehr und hatte Kip bereits mit der Spitze einer Schere erwischt. Nun zog sich eine lange, stark blutende Wunde über den Arm des Fischerjungen. Doch die Verletzung hatte Kips Willen noch gesteigert, dieses gepanzerte Geschöpf zu erlegen.
    »Wir müssen ihn mit einem Stein erschlagen«, rief er Girdhan zu.
    Dieser verdrehte die Augen, denn genau wie sein Freund hatte er bisher noch keinen einzigen losen Steinbrocken gesehen.
    Dann sah Kip Mera kommen und grinste. »Kannst du dieses Viehzeug mit deinen Hexenkräften festhalten?«
    »Nein! So gezielt kann ich die Magie noch nicht einsetzen.«
    Das stimmte nicht so ganz, denn Hekendialondilan hatte ihr gezeigt, wie sie einfachere magische Dinge aus eigenem Willen vollbringen konnte. Deshalb war es ihr auch möglich gewesen, das Boot anzuheben und über die Barriere zu bringen, die die Insel von den Außenklippen trennte. Aber das war etwas anderes, als ein Lebewesen unter ihren Willen zu zwingen oder magisch festzunageln. Als Tochter einer Wirtin hatte sie zwar schon Fische und Krebse zum Kochen vorbereiten müssen, aber der Riesenbursche, der mit unterarmlangen Zangen sein Leben verteidigte, nötigte ihr Respekt ab.
    »Lasst ihn in Frieden! Ihr findet doch genug leichtere Beute.«
    Girdhan schnaufte erleichtert auf, während Kip dem Krebs, dessen Panzer ebenfalls in den Farben des magischen Sechsecks schillerte, einen bedauernden Blick zuwarf, bevor er ihm den Rücken zuwandte und davonschlenderte. Der Krebs schien eine Falle zu vermuten, denn er spreizte noch einmal angriffslustig die Scheren, schoss dann aber schneller, als ein Mensch laufen konnte, auf die Lagune zu und tauchte unter.
    »Den Panzer und die Scheren hätte ich mir gern an die Wand gehängt. Eine solche Trophäe hat gewiss kein anderer Fischer in Ilynrah!« Kip setzte sich schmollend auf einen Felsbuckel und zeigte auf seinen blutenden Arm.
    »Kannst du dich darum kümmern, Mera? Die paar Fische und Krebse, die wir zum Abendessen brauchen, kann Girdhan allein fangen.«
    Girdhan nickte und lief zu einer Kuhle am Ufer, in die alle paar Wellenschläge Wasser strömte. Dort entdeckte er rasch lohnende Beute und fing sie ein. Unterdessen half Mera Kip aus seiner Jacke und riss sein Hemd am Ärmel auf.
    »He, was soll das? Es ist mein einziges Hemd, es sei denn, du gibst mir mein Ersatzhemd wieder!«
    »Jetzt stell dich nicht so an. Careela kann es dir nachher wieder zusammennähen. Hekendialondilan hat ihr Nadel und Faden gegeben.« Ungeachtet seiner Proteste legte Mera die Wunde frei und wusch sie mit Meerwasser aus. Dabei stellte sie erleichtert fest, dass kein Muskel verletzt war.
    »In ein paar Tagen spürst du nichts mehr«, sagte sie und drückte die Wundränder mit den flachen Händen zusammen.
    »He, was machst du?«, rief Kip erschrocken. »Deine Finger sind plötzlich ganz heiß!«
    Dann sah er blaues Licht aus ihren Händen schlagen und schluckte, als seine Verletzung aufhörte zu bluten und sich zu schließen begann. Kurze Zeit später

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