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Der fiese Fall des Hannibal

Der fiese Fall des Hannibal

Titel: Der fiese Fall des Hannibal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Tonollo
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Menge Krach. Vorsichtig öffnete sie die Tür zum Wohnzimmer.
    »Na, gefunden?«, fragte Herr Rottentodd, ohne den Blick vom »Leichenboten« zu heben, der Fachzeitschrift für Bestatter. Pollys Mutter saß neben Patrizius Rottentodd. Sie hatte den rechten Fuß auf einem kleinen Beistelltischchen abgestützt und lackierte sich die Fußnägel.
    »
Was
gefunden?«, fragte Polly verwirrt.
    »Ach, du bist es, Liebes«, antwortete Prospera Rottentodd, ohne aufzuschauen. »Wie war die Schule?«
    »Toll!«, sagte Polly und wiederholte etwas lauter: »Was gefunden?«
    »Diesen kleinen Hund, der bei Karla in der Küche wohnt«, antwortete Herr Rottentodd und blätterte eine Seite um.
    »Hannibal?«, fragte Polly verwundert.
    »Ja, ich glaube so nennt sie ihn.«
    »Ist er denn verschwunden?«
    »Oh ja!« Frau Rottentodd blickte auf und machte dabei ein übertrieben bekümmertes Gesicht. »Stell dir vor, seit gestern hat ihn niemand mehr gesehen. Ich mache mir wirklich ernsthaft Sorgen.«
    »Aha!« Polly warf ihren Rucksack in eine Ecke. »Wo sind die anderen?«
    »Na, im Garten und überall …«
    Polly drehte sich um und rannte nach draußen.
    Neben dem alten Holzschuppen, in dem Maden, Kakerlaken und Blutegel gezüchtet wurden, entdeckte sie Bruno, der im Dornengestrüpp nach Hannibal zu suchen schien. Von den anderen fehlte jede Spur. Da hörte Polly plötzlich Karlas dröhnende Stimme.
    »Hannibal, meine kleines Hannibalchen!« Die Köchin kam hinter einer abgestorbenen Tanne hervor und hob die speckigen Arme. »Hannibal! Meine kleines Hannibalchen!«
    »Karla!«, rief Polly und rannte auf die Köchin zu.
    »Oh, kleines Pollyxenia«, jammerte Karla. »Meine kleines Hannibal ist wie verschluckt von diese Erde! Karla immer denken,Hannibal ist bei kleines Pollyxenia … aber kleines Pollyxenia heute Morgen sagt, Hannibal nix bei kleines Pollyxenia … also Karla suchen kleines Hannibalchen überall in diese Haus … dann in diese Garten … dann Bruno suchen kleines Hannibalchen … dann Gunther suchen kleines Hannibalchen … dann Zwillinge …«
    »Wo sind Gunther und die Zwillinge?«, unterbrach Polly die Köchin.
    »Sind draußen in die Welt … suchen mein kleines Hannibalchen … oijoijoijoijoi …« Karla schlug die Hände vor das gerötete Gesicht.
    Polly überlegte fieberhaft. Wann hatte sie den Mini-Yorkshire das letzte Mal gesehen? Es musste schon zwei Tage her sein. »Vorgestern nach dem Abendessen … hast du Hannibal da noch mal in den Garten gelassen?«, fragte sie.
    Die Köchin schniefte und überlegte kurz. »Na ja, musste das Hannibalchen doch noch machen seine Pipi.«
    »Und danach?«, fragte Polly.
    Karla schluchzte auf, ohne zu antworten.
    »Also ist er an diesem Abend verschwunden«, stellte Polly nüchtern fest.
    »Oijoijoijoiojoi …«, begann Karla erneut zu jammern. »Und wo ist kleines, armes Hannibal jetzt?«
    »Das wüsste ich auch gerne«, antwortete Polly traurig.
    In diesem Moment sah sie Pampe und Palme mit Gunther durch das Gartentor kommen.

     
    »Und?«, fragte sie ohne große Hoffnung.
    »Nichts!«, erwiderte Palme enttäuscht. »Wir haben jeden Stein umgedreht und alle gefragt, die uns über den Weg gelaufen sind.«
    »Hannibal ist wie vom Erdboden verschluckt«, fügte Pampe hinzu.
    Sie schauten sich ratlos an.
    Gunther sagte wie immer nichts. Stattdessen nahm er die Schweißbrille ab, die er sich auf die Stirn geschoben hatte, und wischte sich mit einem schmutzigen Taschentuch über die verschwitzte Glatze.

Der Brief
     
    Prospera Rottentodd wedelte mit einer Zeitung vor ihren Füßen herum, damit der schwarze Nagellack schneller trocknete. Patrizius Rottentodd war über seiner Lektüre eingenickt und gab ein leises Schnarchen von sich. Karla saß auf einem Sessel in der Ecke des Wohnzimmers, wischte ihre Tränen aus dem Gesicht und schnäuzte sich regelmäßig laut in ein Stofftaschentuch. Bruno stand steif in einer anderen Ecke des Raums und stierte ausdruckslos vor sich hin. Gunther lehnte an einem Fenster und putzte seine völlig verdreckte Schweißbrille an der ergrauten Gardinenspitze. Pampe und Palme lagen Fingernägel kauend auf dem von Motten zerfressenen Perserteppich, während Polly unruhig im Zimmer auf und ab tigerte.
    »Mir fällt nichts ein«, murmelte sie vor sich hin. »Mir fällt einfach nichts ein.«
    »Wir könnten eine Vermisstenanzeige bei der Polizei aufgeben«, schlug Pampe vor.
    »Spinnst du?«, entgegnete Palme. »Die interessieren sich doch nicht für einen

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