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Knautschgesicht und Fiedelfranz

Knautschgesicht und Fiedelfranz

Titel: Knautschgesicht und Fiedelfranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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Knautschgesicht und Fiedelfranz

    Es war Mittwoch.
    Es war September.
    Und es war 20 Uhr.
    Und wie immer, wenn es im Herbst Mittwoch um 20 Uhr war, steuerten Meisterdetektiv Balduin Pfiff und sein Hund Pinsel auf den Taxistand am Friedensplatz zu. Balduins Lungen waren prall gefüllt mit frischer Luft, und sein beschwingter Links-zwo-drei-vier-Marschschritt zeugte von prächtiger Laune. Pinsel dagegen mußte sich anstrengen, um auf seinen vier müden Füßen den Anschluß nicht zu verlieren.
    Schon von weitem winkte ihnen der dicke Herr Blaumichel fröhlich zu.
    Alfons Blaumichel fuhr ein rabenschwarzes Taxi mit einem Fuchsschwanz an der Radioantenne. Auch er war, wie Balduin Pfiff, ein leidenschaftlicher Milchtrinker und ein großer Tierfreund. Neunundfünfzig Mitesser zählte er. Und zwar vierunddreißig Zierfische, zwei Schildkröten mit Namen Max und Moritz, einen Igel namens Abraham, zwei Meerschweinchen, fünf Goldhamster, vierzehn Kaninchen und eine zahme Saatkrähe, die, wenn sie wollte, auf den Namen Konrad hörte.
    „Na, das Hunderennen ist wohl für heute wieder beendet?“ rief Herr Blaumichel mit seiner chronisch heiseren Stimme Balduin Pfiff entgegen.
    „Jawoll, ist es. Geht doch nichts über einen Zehntausendmeterlauf.“
    „Hoho", der Taxifahrer lachte und zeigte dabei zwei Reihen gelber Zähne. „Hoho, ich weiß nicht... Ob der Pinsel auch so über das Mittwochrennen denkt, was?“
    „Warum sollte er nicht? Gibt es für einen Hund was Schöneres, als satt und unbekümmert durch die Gegend zu flitzen? Außerdem bewahrt es ihn vor Herzverfettung.“
    Balduin Pfiff öffnete die Fondtür von Herrn Blaumichels Taxi, und Pinsel hopste mit einem Satz auf das Polster, wo er sich sofort für ein erholsames Schläfchen zusammenrollte. Nur er und sein Hundegott wußten, wie ihm die Jagerei nach dem blöden Ball zusetzte...“
    Balduin Pfiff warf die Tür zu und schob sich wenig später schnaubend und ächzend auf den Platz neben dem Fahrer.
    „Wenn man Sie so stöhnen hört, könnte man direkt meinen, Pinsel habe auf der Bank gesessen und Sie seien gerannt.“
    „Ei der Daus“, seufzte Balduin, der Meisterdetektiv, und scheuchte eine eben gelandete Fliege von seiner Nasenspitze, „hundertmal einen Tennisball in die Natur zu werfen, das ist fast so anstrengend, wie ihn zurückzuholen. Wie geht’s Ihrer Krähe?“
    „Oh, erinnern Sie mich nicht an diesen Banditen“, jammerte Herr Blaumichel und lenkte sein Taxi vorsichtig in den fließenden Verkehr. „Wenn ich Ihnen erzähle, was sich Konrad wieder an Schabernack ausgedacht hat, bleibt Ihnen glatt die Spucke weg. Seit gestern habe ich Krach mit Frau Zapf aus dem Nachbarhaus. Anzeigen wollte die mich sogar.“
    „Wegen Konrad?“
    Herr Blaumichel nickte.
    „Was hat er denn ausgefressen, der Konrad?“
    „Er ist in den Nachbargarten geflogen und hat sich auf die Wäscheleine gesetzt.“
    Dem kleinen Detektiv kam ein komischer Verdacht. Und er verzog seinen Mund zu einem breiten Grinsen.
    „Wetten, daß auf der Wäscheleine frisch gewaschene Wäsche hing.“
    Herr Blaumichel schnitt eine gleichermaßen grimmige wie schmerzerfüllte Grimasse.
    „Stimmt.“

    „Hehehehe, dann hat Konrad also was auf das Frischgewaschene fallen lassen!“
    „Viel schlimmer. Die ganze frische Wäsche hat er zu Boden sausen lassen. Sein neuestes Hobby besteht nämlich darin, daß er mit dem Schnabel die Wäscheklammern aufdrückt!“
    „Heiliges Kanonenröhrchen, das kann der?“ staunte Balduin Pfiff.
    „Leider.“
    Herr Blaumichel versank in kummervolles Schweigen. Balduin Pfiff dagegen lehnte sich behaglich zurück und schloß die Augen.
    In immer weitere Ferne entschwanden die Geräusche rund ums Taxi. Er vernahm nicht mal mehr das heisere Schimpfen von Herrn Blaumichel, als sie vor der Kreuzung Rhein- und Moselstraße zehn Minuten warten mußten.
    Nrrrrr-phhhhh...“
    Nrrrrr-phhhhh...“
    Er träumte, wie er in einem reißenden Fluß schwamm und daß ihn ein aufdringlicher Baumstamm verfolgte. Und wie ihn der Baumstamm erreichte und ein ums andere Mal in die Seite knuffte.
    „Nrrrrr-phhhhh...“
    „He, Herr Pfiff, wir sind da!“
    „Wau!!“
    „Hm, ich muß wohl eingeschlafen sein. Warum haben Sie mich immer in die Seite geboxt?“
    „Geboxt, wie können Sie so übertreiben!“ rief Herr Blaumichel empört. „Ich habe Sie nur ganz sanft mit dem Finger gestupst.“
    „Komisch, es fühlte sich an wie ein Baumstamm…“
    Herr Blaumichel verzog beleidigt

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