Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Findling

Der Findling

Titel: Der Findling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
angebornen Furcht der Kinder vor dem Walde, in dem sich oft Diebe aufhalten, dem Walde, in dem Wölfe hausen und in dem alle Schauergeschichten spielen, die man in der Dämmerung aufzutischen pflegt.
     

    Findling sah sie, sich ruhig setzen. (S 142.)
     
    Was den Wolf angeht, so betet Paddy gern zu allen Heiligen, diesen bei guter Gesundheit zu erhalten, und er nennt das Raubthier gar »seinen Gevatter«.
    Findling hatte kaum hundert Schritte auf einem schmalen Pfade zurückgelegt, als er angesichts eines Mannes stehen blieb, der am Fuße eines Baumes lag.
    War das ein Reisender, den hier die Kräfte verlassen hatten, oder nur ein Fußgänger, der vor der Fortsetzung seines Weges etwas ausruhte?
    Findling betrachtete ihn, und da jener sich nicht bewegte, ging er vorwärts.
    Die Arme gekreuzt und den Hut über die Augen gezogen, lag der Mann in tiefem Schlafe. Er schien jung zu sein, höchstens fünfundzwanzig Jahre alt. An seinen beschmutzten Stiefeln und der staubigen Kleidung sah man, daß er, jedenfalls von Tralee her, eine weite Strecke gewandert sein mochte.
    Am meisten erregte es aber die Aufmerksamkeit Findlings, daß der Fremde ein Seemann sein mußte, das verrieth seine Tracht und ein großer getheerter Kleidersack. Auf diesem stand eine Adresse, die der Knabe beim Näherkommen lesen konnte.
    »Pat, rief er überrascht, das ist Pat!«
    Wirklich war es Pat, den man schon an der Aehnlichkeit mit seinen Brüdern erkennen konnte, Pat, von dem so lange jede Nachricht fehlte und dessen Heimkehr so sehnsüchtig erwartet wurde.
    Schon wollte Findling ihn durch einen Anruf erwecken… er hielt inne. Er sagte sich, wenn Pat an der Farm erschien, ohne daß jemand darauf vorbereitet war, so würden seine Mutter und seine Großmutter wenigstens dadurch so erregt werden, daß es ihnen schaden könnte. Nein, besser war es, Martin zu benachrichtigen; dieser würde die Frauen dann vorsichtig auf das Eintreffen ihres Sohnes und Enkels vorbereiten. Der Auftrag an den Gasthalter von Silton konnte auch morgen ausgerichtet werden. Und übrigens war Pat, als Kind der Familie, ja auch eine gegebene Hilfskraft, die gewiß jede andre aufwog. Der Wanderer war wirklich ermüdet, denn er hatte Tralee, bis wohin die Eisenbahn führte, schon mitten in der Nacht verlassen. Wenn er sich aber hier erhob, würde er die Farm ganz gewiß schnell erreichen. Vorzüglich kam es Findling also darauf an, vor jenem dort einzutreffen.
    Das Bündel wollte er ihn aber doch nicht tragen lassen, das konnte Findling wohl den eignen Schultern aufbürden, und mit um so mehr Vergnügen, als es ja der Reisesack eines Matrosen war, ein Sack, der vom weiten Meere herkam.
    So faßte er diesen am Knoten des Strickes, der ihn oben verschloß, warf ihn sich auf den Rücken und trabte in der Richtung nach der Farm ab.
    Erst aus dem Walde, hatte er nur der Landstraße zu folgen, die sich von da eine halbe Meile in schnurgrader Linie hinzog.
    Findling hatte aber kaum fünfhundert Schritte in dieser Richtung zurückgelegt, als er hinter sich lautes Rufen vernahm. Er wollte jedoch weder stehen bleiben, noch seinen Schritt verlangsamen, im Gegentheil sachte er einen Vorsprung zu gewinnen.
    Der freilich, der hinter ihm rief, der lief auch.
    Das war Pat.
    Beim Erwachen hatte er seinen Sack nicht mehr gefunden. Erzürnt eilte er aus dem Walde und sah das Kind gerade noch bei einer Biegung des Weges.
    »He! Dieb! Wirst Du still stehen?«…
    Begreiflicher Weise hörte Findling hierauf nicht, sondern lief aus allen Kräften davon. Mit dem Sack auf dem Rücken konnte es freilich nicht fehlen, daß er von dem schnellfüßigen Seemanne eingeholt würde.
    »Heda, Dieb Du!… Du entwischst mir nicht… Dir ist Deine Strafe gewiß!«
    Da Findling bemerkte, daß Pat kaum noch zweihundert Schritt weit hinter ihm war, ließ er den Sack fallen und stürmte nun erst recht weiter.
    Pat nahm seinen Sack auf und setzte die Verfolgung fort.
    Kurz, gerade vor der Farm gelang es Pat noch, das Kind am Kragen zu packen.
    Martin und seine Söhne waren auf dem Hofe mit dem Abladen von Futter beschäftigt. Da entfuhr ihnen ein Freudenschrei, den sie gar nicht zu unterdrücken suchten.
    »Pat… mein Junge!
    – Bruder… Bruder!«
    Schon eilten auch Martine mit Kitty und kam selbst die Großmutter herzu, um Pat in die Arme zu schließen.
    Mit freudestrahlenden Augen stand Findling dabei und wartete, ob ihm auch eine Begrüßung zutheil würde….
    »Ah! Der Kleine, der mich bestohlen hatte!« rief

Weitere Kostenlose Bücher