Der Findling
dafür Pat.
Mit einigen Worten war alles erklärt, und auf Pat zustürmend, kletterte Findling diesem an den Hals, als ob er den Mastkorb eines Schiffes hätte, erklimmen sollen.
Fußnoten
1 Seit 1870 können die Pächter übrigens nicht mehr von Haus und Hof verjagt werden, ohne eine entsprechende Entschädigung für vorgenommene Bodenmeliorationen zu erhalten.
Dreizehntes Capitel.
Zweifache Taufe.
Das war ein Jubel bei den Mac Carthy’s! Pat heimgekehrt, der junge Mann in der Farm von Kerwan, die ganze Familie vereinigt, die drei Brüder an einem Tische, die Großmutter mit ihrem Enkel, Martin und Martine mit allen ihren Kindern!
Das Jahr ließ sich gut an. Futter gab es in Menge und die Ernte versprach auch sehr gut zu werden. Dazu die Kartoffeln, über deren Knollen fast die Furchen anschwollen. Das war fertiges Brod, das nur gekocht zu werden brauchte, und dazu reichte ein wenig Gluth auf dem ärmlichsten Herde.
Zuerst richtete Martine an Pat die Frage:
»Bist Du nun für ein ganzes Jahr zu uns heimgekehrt, mein Kind?
– Nein, Mutter, nur für sechs Wochen. Ich kann meinen schönen Beruf nicht aufgeben. Nach sechs Wochen muß ich in Liverpool eintreffen, wo ich wieder an Bord des »Guardian« gehe….
– Schon in sechs Wochen! murmelte die Großmutter.
– Ja; diesmal aber als Hochbootsmann, und der Hochbootsmann auf einem großen Schiffe hat schon etwas zu bedeuten….
– Schön, Pat, sehr schön! fiel Murdock ein, der warm die Hand des Bruders drückte.
– Bis zum Tage der Abreise, fuhr der junge Seemann fort, sollen Euch indeß. wenn Ihr ein Paar gesunde Arme braucht, die meinigen zur Verfügung stehen.
– Das läßt sich hören,« antwortete Martin.
Heute lernte Pat nun auch seine Schwägerin Kitty kennen, deren Hochzeit erst nach seiner letzten Einschiffung stattgefunden hatte. Er freute sich aufrichtig, in ihr eine so vortreffliche, zu seinem Bruder passende Frau zu finden, doch auch darauf, in der nächsten Zeit… Onkel zu werden, und er umarmte Kitty wie eine in seiner Abwesenheit ins Haus gekommene Schwester.
Findling war diesen Herzensergießungen gegenüber auch nicht unempfindlich geblieben, wenn er sich bisher auch etwas abseits hielt. Jetzt kam indeß an ihn die Reihe, denn er gehörte ja ebenfalls zur Familie. Pat hörte dabei des Knaben Lebens-und Leidensgeschichte, die ihn tief rührte. Von Stund’ an wurden die beiden nun die besten Freunde.
»Und ich, wiederholte der junge Seemann lachend, ich konnte ihn für einen Dieb halten, als ich ihn mit meinem Kleidersack davongehen sah! Wahrlich, er lief Gefahr, aus Versehen ein paar Ohrfeigen wegzubekommen….
– Die hätten mir auch nicht weh gethan, versicherte Findling, denn ich hatte Ihnen ja nichts gestohlen.«
Dabei betrachtete er den kräftigen, breitschultrigen jungen Mann mit so entschlossenem Wesen, ungezwungenem Auftreten und mit von Sonne und Wind gebräuntem Gesicht. Ein Seemann erschien ihm als ein ganz besondres Wesen…. Deshalb begriff er recht gut, daß Pat der Günstling der Großmutter war, die ihn an der Hand hielt, wie um ihn nicht zu zeitig wieder fortgehen zu lassen.
Zunächst erzählte Pat nun seine Geschichte und erklärte, warum er so lange in der weiten Welt gewesen sei, ohne von sich Nachricht zu geben. Ja beinahe wäre er überhaupt nicht zurückgekehrt. Der »Guardian« war an einer der Inseln des Indischen Meeres gestrandet. Die Schiffbrüchigen fanden im Laufe von dreizehn Monaten keine andre Zuflucht, als dieses kleine, außerhalb der Seeverkehrswege gelegene Stückchen Land, wo sie von der übrigen Welt völlig abgeschlossen waren. Mit großer Mühe gelang es ihnen da endlich, den »Guardian« wieder flott zu machen, und neben dem Schiffe auch dessen Ladung zu retten. Pat hatte sich dabei durch seinen Eifer und seine Gewandtheit so vortheilhaft ausgezeichnet, daß die Firma Marcuart ihn auf Vorschlag seines Kapitäns für eine demnächstige Reise nach dem Stillen Ocean als Hochbootsmann anstellte. Alles hatte sich also zum besten gewendet.
Am folgenden Tag gingen alle Insassen von Kerwan an die Arbeit, und da zeigte es sich, durch welch vorzügliche Kraft der erkrankte Lohnarbeiter ersetzt war.
Mit dem September kam schon die Erntezeit heran. Blieb der Ertrag an Weizen auch wie gewöhnlich recht mittelmäßig, so gab es doch desto mehr Roggen, Gerste und Hafer. Das Jahr 1878 gehörte entschieden zu den sehr fruchtbaren Jahren. Der Pachteinsammler hätte sich noch vor Weihnachten
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