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Der Findling

Der Findling

Titel: Der Findling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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mein Kind, als Pat fortging, hat das mich tief geschmerzt! Wie glücklich sind die, die sich niemals zu trennen brauchen!… Unser Junge hätte auch auf der Farm bleiben können. An Arbeit würde es ihm nicht gefehlt haben, und wir verzehrten uns jetzt nicht vor Unruhe. Er hat es nicht gewollt… möge Gott ihn uns zurückführen!… Vergiß ja nicht, für ihn mitzubeten!
    – Nein, Großmutter, das vergess’ ich nicht, für ihn und für Sie alle!«
    In den ersten Apriltagen begann die Arbeit außer dem Hause. Es war eine schwere Aufgabe, die noch frostharte Erde aufzupflügen, sie mit der Walze einzuebnen und oberflächlich mit der Egge wieder zu lockern. Hierzu mußten einige fremde Arbeiter gemiethet werden, da Martin und seine Söhne allein damit nicht hätten fertig werden können. Die Minuten sind kostbar, wenn es sich darum handelt, mit dem einsetzenden Frühling zum Säen bereit zu sein. Außerdem galt es noch Gemüse zu pflanzen und Kartoffeln zu stecken, wobei die Knollen mit den besten »Augen« ausgewählt wurden.«
    Nun mußten ferner die Thiere aus den Ställen. Die Schweine ließ man einfach im Hofe oder auf der Straße herumlaufen. Die Kühe, die mit Ketten an Pflöcken auf der Weide festgelegt wurden, bedurften keiner großen Ueberwachung, außer daß sie des Morgens aus-und des Abends eingetrieben wurden. Das Melken derselben war Sache der Frauen. Dagegen mußten die Schafe gehütet und, da sie sich den Winter über nur von Häcksel, Kraut und Rüben ernährt hatten, auf die Weide einmal hier-, einmal dorthin geführt werden. Der Findling erschien wie zum Schäfer dieser Heerde geschaffen.
    Mac Carthy besaß, wie wir wissen, gegen hundert Schafe, und zwar von der schönen schottischen Rasse, mit langer, mehr grauer als weißer Wolle und schwarzen Mäulern und Füßen. Als Findling sie zum ersten Male nach der fast eine halbe Meile entfernten Weidestelle trieb, fühlte er sich ordentlich stolz über das neue Amt. Er empfand seine Verantwortlichkeit für die blökende Heerde, die unter seiner Leitung dahintrabte, während Birk, der Hund, etwaige Nachzügler oder Ausbrechende zusammentrieb, für die Widder, die die Spitze bildeten, und für die Lämmer, die sich um ihre Mütter drängten. Wenn sich nun ein Thier verirrt hätte!… Wenn gar Wölfe in der Nähe hausten! Doch nein, mit Birk und seinem Messer an der Seite fürchtete der junge Schäfer auch Wölfe nicht.
    Früh am Morgen brach er auf, ein tüchtiges Stück Brod, ein hartes Ei und eine Schnitte Speck in seinem Sacke, um davon zu Mittag zu essen. Die Schafe zählte er beim Verlassen des Stalles ebenso wie bei der Rückkehr dahin. Dasselbe that er mit den Ziegen, auf die er ein Auge hatte und die die Hunde frei umherspringen ließen.
    An den ersten Tagen war die Sonne kaum aufgegangen, als Findling schon hinter seiner Heerde herzog. Im Westen flimmerten noch einzelne Sterne. Er sah sie nach und nach verlöschen, als ob der Morgenwind sie ausgeblasen hätte. Dann schossen die Sonnenstrahlen durch die Landschaft und glitzerten in jedem Thautröpfchen auf den Steinen. Meist lenkten Martin und Murdock auf einem benachbarten Felde den Pflug, der eine gerade und schwärzliche Furche hinter sich zurückließ. Auf einem andern verstreute Sim mit gemessener Armbewegung den Samen, den die Egge dann mit dünner Erdschicht zudeckte.
    Trotz seiner Jugend pflegte Findling immer mehr die praktische als die etwa wunderbare Seite aller Dinge zu beobachten. Er fragte sich nicht, wie ein einfaches Körnchen zu einem Halm mit Aehre auswachsen könnte, wohl aber, wie viel Körner die Korn-, Gersten oder Haferähre bei der Ernte liefern würde. Das wollte er zählen, wie er die Eier im Hühnerhof zählte, und das Ergebniß niederschreiben. Das lag in seiner Natur. Er hätte auch die Sterne eher gezählt als bewundert.
    So freute er sich beim Aufgang der Sonne weniger über deren Licht als über die Wärme, die sie der Welt spenden würde. Man sagt, daß die Elephanten Indiens das Tagesgestirn begrüßen, wenn es am Horizonte aufsteigt, und Findling ahmte ihnen nach, höchstens erstaunt, daß nicht auch die Schafe aus Dankbarkeit zu blöken begönnen. Schmilzt denn jenes nicht den Schnee, der die Erde bedeckt? Nein. die Schafe zeigten sich entschieden undankbar!
    Meistens befand sich Findling während des größten Theiles des Tages auf seiner Weide allein. Zuweilen machten Murdock und Sim jedoch ein Weilchen Halt, nicht um ihn als Schäfer zu beobachten, denn auf

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