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Der Findling

Der Findling

Titel: Der Findling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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der Pfarrer.
    Pat fuhr weiter fort:
     
    III.
     
    Tief dunkel… droh’nder Himmel!
    Schon schlägt der Wind zurück,
    Laut braust es in den Lüften,
    Und John mit Katzenblick
     
    Schaut auf und lauscht verwundert…
    Was drang da an sein Ohr?
    Was stößt aus Felsenufer?
    Er rafft sich schwer empor:
     
    Da sieht sein Boot er schwanken,
    Bedrängt vom Wogenring,
    Ein Glück, daß es nicht splitternd
    Dabei zugrunde ging.
     
    John Playne flucht und wettert:
    »Das halt’ der Teufel aus!
    Bei solchem Sturmeswüthen
    Soll man aufs Meer hinaus!«
     
    Doch klettert er ins Fahrzeug,
    Ins rollende hinein,
    Und zündet seine Pfeife
    Mit Schwamm und Feuerstein.
     
    Er stülpt sich den Südwester
    Zum Schutze über, dann
    Theerrock und Wasserstiefeln
    Legt er arg schwankend an.
     
    Mit Mühe richtet Playne
    Den Mast im Boote auf
    Und zieht das schwere Segel
    Mit kräft’gem Ruck hinaus.
     
    Dann zerrt er an der Drisse,
    Das Klüversegel steigt,
    Ob auch das kleine Fahrzeug,
    Sich tief zur Seite neigt.
     
    Er läßt das Sorrtau schießen;
    Das Steuerruder faßt
    Die nerv’ge Hand und spannt nun
    Das Segel aus am Mast.
     
    Doch als am Kruzifixe
    Des Strand’s vorbei er fliegt,
    Macht er des Kreuzes Zeichen,
    So toll sich’s Boot auch wiegt.
     

    Was hatte sich da aber alles versammelt. (S. 156.)
     
    Ein Irländer darf es unter keinen Umständen vergessen, sich zu bekreuzigen, bemerkte Murdock ernst.
    – Selbst wenn er etwas getrunken hat, setzte Martin hinzu.
    – Der Herr sei ihm gnädig!« schloß der Geistliche die Zwischenrede. Pat nahm das Klagelied wieder auf.
     

    Das Steuerruder faßt… Die nerv’ge Hand… (S. 160.)
     
    IV.
     
    Die Bai mißt gut zwei Meilen
    Bis hin zum Fischergrund;
    Hier führt der Weg im Zickzack,
    Dort fast im Bogen rund.
     
    Und selbst am hellen Tage,
    Hat, wer im Herzen zagt,
    Noch keiner ohne Bangen
    Die Fahrt hindurch gewagt.
     
    John kennt des Wassers Tiefen,
    Weiß, wo der Grund sich senkt,
    Und sichern Aug’s und Armes
    Er ohne Zögern lenkt
     
    Das Fahrzeug nach dem Vorberg
    Mit altem Hafenlicht,
    Wo nicht so toll sich’s Wasser
    Wie näh’r am Lande bricht.
     
    John spannt das Segel weiter,
    Daß voll der Wind es schwellt
    Und klatschend vorn am Bulle
    Der Wogen Berg zerspellt.
     
    Doch schon ist er am Ende
    Der Durchfahrt nach Nordost,
    Wo Fluthwell’ oder Ebbe
    Nicht mehr so grimmig tost.
     
    Er kennt die schwanken Zeichen
    Des Wasserwegs, den Sand
    Zur linken, wo manch Fahrzeug
    Sich elend fetsgerannt.
     
    Er knüpft die Schote fester
    Am Eisenringe schwer…
    John ist ein sich’rer Lootse…
    Er schwimmt auf hohem Meer!
     
    »Auf dem offnen Meere, dachte Findling. O, wie schön muß das sein!«
     
    V.
     
    Vor ihm die Wasserwüste,
    Die Wüste schwarz und wild,
    Wenn nicht ein fahles Leuchten
    Erhellt das düstre Bild.
     
    Am Himmel flieh’n die Wolken
    Mit Sturmeseile hin,
    Bald wird das schwere Wetter
    Die Küste überzieh’n.
     
    Da bricht’s schon los, da pfeift es,
    Du heult es in der Luft
    Und reißt sie auf, die Wogen,
    Wie eine droh’nde Gruft.
     
    Pat unterbrach seinen Gesang. Diesmal wurde keine Bemerkung laut. Jeder lauschte gespannten Ohres, als ob das Unwetter des Liedes sich über der Farm von Kerwan entladen müßte und diese zum Fahrzeuge John Playne’s geworden wäre.
     
    VI.
     
    Doch John kann nichts erschrecken,
    Ihn macht kein Blitzstrahl blind,
    Er will, wie oft schon früher,
    Aufkreuzen in den Wind.
     
    Weit bauschen sich die Segel;
    Er stellt sie anders ein
    Und steuert ohne Zagen
    Scharf in den Sturm hinein.
     
    Was kümmert’s ihn, ob schäumend
    Entgegenbraust das Meer?
    Er will doch Trotz ihm bieten,
    Ist auch die Arbeit schwer.
     
    So wirft er aus die Kette
    Mit langem Sacknetz dran
    Und läßt es nach sich schleppen…
    Bald ist das Werk gethan.
     
    Mit Lust am Heck erhält sich
    Ein Boot schon in der Fahrt
    Und weicht nicht aus dem Curse,
    Arbeitet’s noch so hart.
     
    Drum greift – mit schwerem Kopfe,
    Nach hier und dort den Blick
    Gewandt – John nach der Flasche,
    Dem Trost im Mißgeschick.
     
    Er führt sie an die Lippen
    Und schlürft den scharfen Trank,
    Bis auf der Bank am Ruder
    Er stumpf zusammensank.
     
    Da scheint das weite Meer ihm
    Ein Teich zu sein voll Gin,
    Er träumt, er schwämme wohlig
    Allein darüber hin.
     
    »Der Unbesonnene! rief Martin.
    – Man sagt ja, es gäbe einen Gott für die Trunknen! bemerkte Sim. – Da muß dieser aber viel zu thun haben, warf Martin ein.
    –

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