Der Fledermausmann
erzählte, daß die große Flut von der Adlerfamilie heraufbeschworen worden war, sie hattengesungen und sich mit den Flintmessern blutig geschnitten, um den Platybus – das Schnabeltier – zu ertränken.« Er lächelte andeutungsweise. »Fast alle Schnabeltiere starben. Aber einige überlebten. Wißt ihr, wie sie das geschafft haben? Sie lernten, unter Wasser zu atmen.«
Die ersten dicken Regentropfen legten sich zitternd auf die Windschutzscheibe.
»Wir haben wenig Zeit«, sagte Harry. »Es wird nicht mehr lange dauern, bis Toowoomba merkt, daß wir ihm auf den Fersen sind, und dann wird er schneller verschwinden als eine Erdratte in ihrem Loch. Ich bin der einzige, der eine Verbindung zu ihm hat, und ihr sitzt jetzt da und fragt euch, ob ich das schaffe. Nun, was soll ich sagen? Ich glaube, ich habe dieses Mädchen geliebt.«
Wadkins sah betroffen aus. Lebie nickte langsam.
»Aber ich habe mir vorgenommen, unter dem Wasser zu atmen«, sagte Harry.
Es war halb vier, und niemand im Besprechungszimmer bemerkte das Klagelied des Ventilators.
»Gut, wir wissen, wer unser Mann ist«, sagte Harry. »Und wir wissen, daß er glaubt, daß wir es nicht wissen. Vermutlich glaubt er, daß ich zur Zeit versuche, Beweise gegen Evans White heranzuschaffen. Aber ich befürchte, daß diese Situation nicht allzulange anhalten wird. Die Zeit, in der wir in all den Haushalten die Telefone blockieren dürfen, ist begrenzt, und außerdem wirkt das um so unglaubwürdiger, je länger es dauert, diesen angeblichen Fehler zu beheben.
Wir haben Beamte bei ihm zu Hause, für den Fall, daß er auftaucht. Ebenso am Segelboot. Doch ich persönlich bin mir sicher, daß er viel zu vorsichtig ist, etwas Dummes zu tun, ohne sich vorher zu vergewissern, daß die Luft rein ist. Es ist wohl anzunehmen, daß ihm im Laufe des Abends klarwird, daß wir in seiner Wohnung waren. Wir haben nur zwei Alternativen. Wir können Alarm schlagen, über das Fernsehen dieFahndung einleiten und hoffen, daß wir ihn kriegen, bevor er verschwindet. Dagegen spricht, daß jemand, der so einen Alarm bei sich zu Hause eingerichtet hat, sicher auch über alles weitere nachgedacht hat. Sobald er sein Bild auf dem Bildschirm gesehen hat, riskieren wir, daß er wie vom Erdboden verschluckt sein wird. Die zweite Alternative verlangt von uns, die wenige Zeit zu nutzen, die wir noch haben, bevor er unseren Atem in seinem Nacken spürt, ihn zu schnappen, solange er sich noch sicher fühlt . . . nun, äh, relativ sicher.«
»Ich bin dafür, ihn zu schnappen«, sagte Lebie und entfernte tatsächlich ein einzelnes Haar von seiner Schulter.
»Ihn schnappen?« brummte Wadkins. »Wir befinden uns in einer Millionenstadt und haben nicht die geringste Ahnung, wo er steckt. Wir wissen ja nicht einmal, ob er noch in Sydney ist!«
»Sagen Sie das nicht«, sagte Harry. »Die letzten anderthalb Stunden war er jedenfalls in Sydney.«
»Was? Willst du damit sagen, daß er observiert wird?« »Yong?« Harry überließ das Wort dem noch immer lächelnden Chinesen.
»Das Handy!« begann er. Als habe man ihn gebeten, seine Noten vor der ganzen Klasse laut vorzulesen.
»Alle Handytelefonate laufen über Zwischenstationen, die die Telefonsignale entgegennehmen und weiterleiten. Die Telefongesellschaften können somit feststellen, von welchen Abonnenten Signale bei den unterschiedlichsten Stationen eingehen. Jede Zwischenstation deckt ungefähr einen Radius von einer Meile ab. In gut ausgebauten Arealen, also in dicht besiedelten Gebieten, wird ein Telefon in der Regel von mehreren Zwischenstationen gleichzeitig abgedeckt. Das ist vergleichbar mit den Radiosendern. Das heißt, daß die Telefongesellschaften, wenn man telefoniert, angeben können, wo im Umkreis von einer Meile man sich befindet. Wenn das Gespräch bei zwei Basisstationen gleichzeitig eingeht, kann der Bereich auf die Überlappungszone dieser Stationen eingeschränktwerden. Werden die Signale von drei Basisstationen aufgefangen, ist der Bereich noch kleiner und so weiter und weiter. Die Handys können also nicht bis zu einer bestimmten Wohnung zurückverfolgt werden, sie können aber einen guten Anhaltspunkt geben«, erklärte Yong.
»Wir stehen im Moment in Kontakt mit drei Mitarbeitern der Telefongesellschaft, die nichts anderes tun, als die Signale von Toowoombas Handy zu verfolgen. Wir können gerne eine offene Leitung hierher schalten. Vorläufig empfangen wir nur simultane Signale von zwei Stationen, und der
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