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Der Fledermausmann

Der Fledermausmann

Titel: Der Fledermausmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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sprechen kann, Mr. Tomaros. Ich weiß, daß Sie schon von den anderen über alles mögliche befragt worden sind, ich werde Sie also nicht länger damit aufhalten, nur . . .«
    »Das ist gut, wie Sie sehen, habe ich allerhand zu tun, Rechnungen, wissen Sie . . .«
    »Ich verstehe. Aus Ihren Aussagen entnehme ich, daß Sie an dem Abend, an dem Inger verschwand, hier die Abrechnung gemacht haben. Kann das jemand bestätigen?«
    »Ich bin mir sicher, daß Sie, wenn Sie die Akten noch deutlicher studiert hätten, gesehen hätten, daß ich alleine war. Ich bin immer alleine . . .« Harry beobachtete Alex Tomaros' arrogantes Auftreten und seinen nassen, spuckenden Mund: das glaube ich, dachte er – ». . . wenn ich die Abrechnung mache. Mutterseelenalleine. Ja, wenn ich wollte, könnte ich diesen Laden hier um Hunderttausende betrügen, ohne daß jemand auch nur das Geringste davon bemerken würde.«
    »Rein formal betrachtet haben Sie also kein Alibi für den Abend, an dem Inger Hoher verschwand?«
    Tomaros nahm seine Brille ab. »Rein formal betrachtet habe ich gegen zwei Uhr meine Mutter angerufen und ihr gesagt, daß ich auf dem Weg bin.«
    »Formal betrachtet hätten Sie zwischen ein Uhr, als die Bar schloß, und zwei Uhr eine ganze Menge anstellen können,Mr. Tomaros. Ich will damit nicht sagen, daß ich irgendeinen Verdacht gegen Sie habe . . .«
    Tomaros blickte ihn starr an.
    Harry blätterte in dem leeren Notizbuch und tat so, als suche er etwas.
    »Warum haben Sie überhaupt Ihre Mutter angerufen? Ist es nicht ein wenig ungewöhnlich, jemanden wegen einer so banalen Nachricht nachts anzurufen?«
    »Meine Mutter möchte immer gerne wissen, wo ich bin. Die Polizei hat auch mit ihr gesprochen, ich verstehe also nicht, warum wir das alles jetzt noch einmal durchkauen müssen.«
    »Sie sind Grieche, nicht wahr?«
    »Ich bin Australier und wohne seit zwanzig Jahren hier. Mein Vater und meine Mutter sind wohl Griechen. Meine Mutter ist jetzt australische Staatsbürgerin. Sonst noch etwas?« Er hatte sich voll im Griff.
    »Sie haben sich für Inger Hoher auf eine etwas persönlichere Art interessiert. Wie haben Sie reagiert, als sie Sie abwies und andere Männer bevorzugte?«
    Tomaros leckte sich die Lippen und wollte etwas sagen, hielt sich dann aber doch zurück. Die Zungenspitze kam erneut zum Vorschein. Wie bei einer kleinen Schlange, die alle verachten und von der alle glauben, sie sei harmlos.
    »Miß Holter und ich haben darüber gesprochen, einmal gemeinsam zu essen, wenn Sie das meinen. Sie war nicht die einzige hier, die ich eingeladen habe, Sie können gerne eine der anderen befragen. Cathrine oder Birgitta zum Beispiel. Ich lege nämlich Wert auf ein gutes Verhältnis zu meinen Angestellten.«
    »Ihre Angestellten?«
    »Nun, formal gesehen bin ich . . .«
    »Der Geschäftsführer, eben, und wie fanden Sie es, als ihr Liebhaber hier auftauchte?«
    Tomaros' Fassade begann zu bröckeln.
    »Inger hatte zu vielen Kunden ein gutes Verhältnis. Wohersollte ich da wissen, daß einer von ihnen ihr Geliebter war? Sie hatte also einen Geliebten? Wie schön für sie . . .«
    Harry brauchte keine psychologischen Fähigkeiten, um Tomaros' Versuch, den Gleichgültigen zu spielen, zu durchschauen.
    »Sie hatten also keine Ahnung, zu wem sie einen besonders guten Draht hatte, Tomaros?«
    Er zuckte mit den Schultern.
    »Der Clown, natürlich, aber sein Interesse geht ja wohl eher in eine andere Richtung . . .«
    »Der Clown?«
    »Otto Rechtnagel, ein Stammgast. Sie hat ihm gewöhnlich Essen für . . .«
    ». . . den Hund!« schrie Harry. Tomaros sprang aus seinem Stuhl auf. Harry stand auf und schlug mit der Faust in die offene Handfläche.
    »Das ist es! Otto hat gestern an der Bar eine Tüte bekommen. Das waren Essensreste für den Hund! Ich erinnere mich jetzt auch daran, daß er mir gesagt hat, er habe einen Hund. Inger hat Birgitta an dem Abend, bevor sie ging, gesagt, daß sie noch Essensreste für den Hund mitnimmt, und wir haben die ganze Zeit geglaubt, die seien für den Hund ihres Vermieters bestimmt gewesen. Aber der tasmanische Teufel ist Vegetarier. Wissen Sie, was das für Reste waren? Und wo Rechtnagel wohnt?«
    »Guter Gott, woher soll ich das denn wissen?« fragte Tomaros erschrocken. Er hatte seinen Stuhl ganz nach hinten an das Bücherregal geschoben.
    »Okay, hören Sie mir zu. Sagen Sie nichts über dieses Gespräch, zu niemandem, nicht einmal Ihrer lieben Frau Mutter, sonst komme ich zurück und mache

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