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Der Fliegende Holländer

Der Fliegende Holländer

Titel: Der Fliegende Holländer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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einmal so, daß er keine Frau finden wollte, die ihm bis zum Tode treu wäre, ihm fehlte schlichtweg die Zeit dazu.
    Während er mit fast religiösem Eifer den ersten Teil dieses Programms schon so gut wie erfüllt hatte, kamen einige Stunden später der rundliche junge Mann und das Mädchen auf ein letztes Getränk herein. Vanderdecker hoffte, die beiden würden wenigstens den Alkohol genießen und ihn als Ausgleich für einen ansonsten völlig belanglosen Abend verstehen, an dem sie Zeugen einer reinen Persiflage auf seine Lebensgeschichte gewesen waren. Er selbst hatte sich wie üblich mit dem modernen Bier abgefunden und sah die Welt mittlerweile ganz allgemein mit freundlicheren Augen. Es war ihm längst egal, ob er besoffen wirkte und andere mit seinem Suffblick anstierte. Leute angaffen machte Spaß – auf jeden Fall war es weit unterhaltsamer als das, was er die letzten sieben Jahre getan hatte – und es konnte ihm dabei helfen, wieder einen klaren Kopf zu bekommen.
    »Die Kostüme waren sehr hübsch«, merkte das Mädchen nach einer längeren Unterbrechung an.
    Ihr Begleiter warf ihr einen Blick zu, den er sich für einen Touristen hätte aufsparen sollen, der nach Rom fährt, um das Gaswerk zu besichtigen. »Und was haben Sie von der Musik gehalten?« fragte er mit offensichtlicher Zurückhaltung.
    »Nach einer Weile hab ich mich dran gewöhnen können«, antwortete sie und fügte nach einer kurzen Denkpause hinzu: »Wie an einen tropfenden Wasserhahn.«
    Für den rundlichen jungen Mann schien der Abend damit gelaufen zu sein.
    »Ach, ist es wirklich schon so spät?« stellte er fest, ohne auf die Uhr zu blicken. »Ich muß jetzt los, sonst verpasse ich den letzten Zug.«
    »Wirklich? Schade, aber macht nichts. Ich will nur noch in Ruhe austrinken.«
    »Dann bis morgen«, verabschiedete sich der Mann. »Vielleicht können wir uns ja schon am Vormittag mit den Zahlen für Juli beschäftigen.«
    Kurz darauf war er verschwunden. Vanderdecker aber stierte immer noch hinüber. Falls das Mädchen etwas davon spürte, ließ es sich zumindest nichts davon anmerken, denn es las interessiert im Programm; wahrscheinlich eine Zusammenfassung der Handlung, wie Vanderdecker argwöhnte. Die schreiende Ungerechtigkeit dieses Machwerks machte ihn plötzlich wütend, obwohl er im Innersten wußte, daß es heutzutage längst zu spät war, noch etwas dagegen zu unternehmen. Er trank aus und stand auf.
    Sein Weg zum Ausgang führte direkt am Tisch des Mädchens vorbei. Als er auf gleicher Höhe war, hörte er sich selbst reden.
    »Dieser ganze Mist über Engel und Treue bis zum Tod ist doch der reinste Schwachsinn«, grummelte er. »Es lag alles nur an diesem bestialischen Gestank.«
    Das Mädchen blickte entrüstet auf, und erst als sich Vanderdecker noch einmal umblickte, bevor er durch die Tür hinausging, konnte sie einen kurzen Blick von seinem Gesicht erhaschen. Irgendwie hatte sie das undeutliche und völlig unerklärliche Gefühl, daß sie ihn irgendwo schon einmal gesehen hatte.
     
    »Das waren noch Zeiten, als Geld noch richtiges Geld war«, sagte der Fremde.
    »Das stimmt allerdings, Kollege«, antwortete sein neuer Freund. »Pfund, Shilling und Pence.«
    »Und Testons und Groats und Placks und Engelstaler und Ryals und Dukaten und Louisdor und Louis d’argent und …«
    »Und was?«
    »Und der Nobel natürlich«, fuhr der Fremde fort. »Das waren noch Zeiten, als wir noch für einen Nobel bis zum Erbrechen saufen konnten. Danach haben wir uns immer in einem Backhaus den Bauch vollgehauen und uns anschließend die Bärenhatz angesehen, und am Schluß hatten wir noch Kleingeld übrig.«
    Der Wirt blickte etwas argwöhnisch zu den beiden herüber; Betrunkene waren kein Problem, aber Bekloppte mußte er nicht haben.
    »Wovon redest du überhaupt?« fragte der neue Freund des Fremden in einem Ton, dem zu entnehmen war, daß ihre Freundschaft so schnell zu Ende sein könnte, wie sie begonnen hatte.
    »Von dem, was vor deiner Zeit war«, erklärte der Fremde und schüttelte das Bier in seinem Glas, um die verwelkende Blume wiederzubeleben. »Ich kann nicht von dir erwarten, daß du dich an eine Münze wie den Nobel erinnerst.«
    »Nimmst du etwa irgendwelche Dro …«
    »Nein, du?«
    Wenn man in diesem Stadtteil von Southampton zwanzig Jahre lang ein Pub geführt hat, entwickelt man einen fast übernatürlichen Instinkt für das Entstehen von Schlägereien. Unglücklicherweise stand der Wirt gerade am anderen Ende des

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