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Der fliegende Holländer

Der fliegende Holländer

Titel: Der fliegende Holländer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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blickt mit Augen
Den Mann von unten nach oben an,
Die ihm an Mark und Blute saugen, –
»Wir segeln, sagt' ich!« braust er dann,
»Südost zum Ost! der nächste Hafen,
Den wir anlaufen, ist am Cap,
Nehmt das Kommando! ich will schlafen,«
Und geht in die Kajüte hinab.
Auf Deck ertönen die Befehle;
Am Gangspill summt zu Tritt und Trott
Ihr Lied die rauhe Seemannskehle,
Und Mancher denkt: bewahr' uns Gott!
Die Spindel knarrt, es klirrt die Kette,
Der Anker aus der Tiefe steigt,
Und aufgeentert um die Wette
Wird in die Wanten; langsam neigt
Das Schiff sich leewärts vor dem Winde, –
Laß fallen Segel! und sie roll'n
Von allen Raa'n herab geschwinde,
Und wuchtig blähen sich die voll'n.
Im Schiff ist Steuerkraft, am Buge
Bricht sich die Welle, rauscht und schäumt,
Wie sich der Kiel auf seinem Zuge
Bald niedersenkt, bald mächtig bäumt.
Ums Vorgebirg in weitem Bogen
Mit allen Segeln prangend geht
Im Sonnenglanz auf blauen Wogen
Das stolze Vollschiff »der Komet«.
Es mußten kräftige Naturen,
Erprobte, feste Burschen sein,
Die auf van Stratens Schiffe fuhren,
Urwüchsig bis ins Herz hinein.
Sie waren 's auch vom jüngsten Jungen
Bis zu dem ältsten Bootsmannsmaat,
Von eines Willens Macht durchdrungen,
Entschlossen auch zur schwersten That.
Da war nicht Einer, der verzagte,
Wenn es um Tod und Leben ging,
Nicht Einer, der nicht alles wagte,
Wenn er in Großbramwanten hing.
Es waren hartgestählte Geister,
Die trotzig aus den Augen sahn,
Doch ihrem strengen Herrn und Meister
Mit Leib und Leben unterthan.
Sie hatten viel mit ihm erfahren,
An Schlimmes hatt' er sie gewöhnt
Und sie mit manchem Sonderbaren
In seinem Wesen längst versöhnt.
Sie kannten sein entsetzlich Fluchen,
Sie fühlten oft sich bös bedroht,
Sie sahn ihn das Geschick versuchen
In Augenblicken höchster Noth.
Das aber, was er zu vollbringen
Gebieterisch sie heute zwang,
Das war von allen argen Dingen
Das Aergste, das ihm je gelang.
Am Freitag unter Segel gehen
War wider Gott und Gottes Sohn,
Nur Unglück konnte draus entstehen
Als solches Frevels bittrer Lohn.
Denn Gottesfurcht ist angeboren
Dem Seemann, wo er immer lebt,
Und wenn verlassen und verloren
Er auf der Wasserwüste schwebt,
Den Himmel über sich, das Grauen
Der Einsamkeit und der Gefahr
Vor sich, da gilt es Gott vertrauen
In tiefer Demuth immerdar.
Und diesen alten, steten Glauben,
Dem Freitagsegeln Sünde hieß,
Den wollte der dem Volke rauben,
Deß Hochmuth an die Wolken stieß.
Ein Backsgast sprach zum andern leise:
»Tam Töggen, wie ist Dir zu Muth?
Mir schwant, 's ist unsre letzte Reise,
Ich sah am Bugspriet frisches Blut.«
»Blut, Sym? wo sollte das herkommen?«
Sprach Tam nun, den es kalt beschlich,
»Sonst hast Du Recht: es kann nicht frommen,
Was heut geschieht, das sag' auch ich.«
»Der Alte war nicht klar geschoren,
Als er Befehl gab: »Alle Mann!«
Ich wett', er hat die Nacht verloren
Im Spiel, mehr als er zahlen kann.
Ich war an Deck, – Gott soll mich strafen!
So sah ich nimmer sein Gesicht,
Zum Bootsmann sagt' er: »ich will schlafen«;
Tam, – schlafen thut der heute nicht!
Ich weiß, er rennt in der Kajüte
Wie ein gehetztes Wild umher,
Als ob das Fieber in ihm wüthe,
Spricht mit sich selbst und – wem noch mehr?«
»Du meinst –?« – »Tam Töggen, was ich meine,
Das sag' ich nicht, Du räthst es wohl,
Es denke Jeder sich das Seine,
Horch' auf den Wind! er geht so hohl.«
Das Schiff war eine weite Strecke
Vom Land schon ab, der Steuermann
Stand auf dem hohen Quarterdecke
Und sah zum Großmast ernst hinan.
    Und er schlief nicht, der schlafen wollte,
Weil schwer und heiß wie siedend Blei
Das Blut ihm durch die Adern rollte
Und ihm Früd Bunckens Todesschrei
Mitsammt dem Fluch im Ohre schallte,
Der mit erbarmungsloser Gier
Sich tief in seine Seele krallte
Gleich dem vielarmigen Gethier
Im Meere, das mit Riesenfängen
Den Schwimmer packt zu Halt und Haft
Und im Erdrosseln und Zerdrängen
Qualvoll ihm aussaugt Saft und Kraft.
Durchs Fenster flog, dem Gurt entrissen,
Der Dolch, der ihm gedient zum Stoß, –
Was half's? die Mordthat im Gewissen
Ward mit dem Wurf er doch nicht los.
Und keinen Feind hatt' er erstochen,
Dem er seit Jahren Rache sann,
Auch Truelsen nicht den Hals gebrochen,
Der Ingeborg ihm abgewann, –
Dem Jugendfreund, der ihm das Leben
Gerettet, wie's verloren schien,
Hatt' er zum Dank den Tod gegeben,
Weil Früd im Recht war gegen ihn.
Wenn's ruchbar würde, wenn's zu Ohren
Den Menschen käme, was geschehn!
Nie dürft' er dann, wie's Früd

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