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Der fliegende Holländer

Der fliegende Holländer

Titel: Der fliegende Holländer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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meinetwegen schon erlauben,
Ich scher' auf meinem festen Kiel
Den Henker mich um Freitagglauben –
Und um den andern auch nicht viel.«
Da schwiegen sie, denn Keiner mochte
Ihn reizen, der auf Menschenmacht
So lästerlich vermessen pochte,
Von keiner Gottesfurcht bewacht.
Van Straten ärgerte dies Schweigen,
Das mehr als Widerspruch ihn schalt,
Und um den Schwächlingen zu zeigen,
Wie wenig ihm ihr Urtheil galt,
Wandt' er sich an den Freund zur Seiten,
Als wären die nun abgethan:
»Früd, möchtest Du mich nicht begleiten,
Zur Südsee hin mit Deinem Kahn?
Wir halten wie vor einem Haufen
Von Jahren wieder gleichen Strich,
Und wenn wir Raa an Raa so laufen,
Besuchst Du mich an Bord, ich Dich.«
Früd sprach: »Nach dem La Plata lauten
Ja meine Briefe, Tyn! und die,
Die Schiff und Ladung mir vertrauten,
Verlangen Rechnung über sie.«
»Ach, komm doch mit! was Du geladen,
Das bringst Du dort auch an den Mann,
Und nicht zu Deines Rheders Schaden,
Ich helfe Dir, soviel ich kann.
Die alten Zeiten laß uns heben
Und lichten, was uns drückt und drängt;
Bist ja der Einzige im Leben,
An dem noch meine Seele hängt!«
Der Einzige! und hat – o Jammer! –
Ein Weib wie Ingeborg! so schrie
Der Groll in Edzards Herzenskammer,
Dem er jedoch nicht Worte lieh.
Früd schüttelte das Haupt und sagte:
»Es geht nicht, Tyn! ich kann nicht mit;
Zur Untreu wär' es, wenn ich's wagte,
Zu Falsch und Fehl der erste Schritt.«
Van Straten runzelte die Brauen,
Doch Antwort gab er darauf nicht,
Und düster war er anzuschauen
Mit seinem gelblichen Gesicht.
In ihm schien etwas vorzugehen,
Ein Wandel ward in seinem Rath,
Schnell wie der Uebergang geschehen
Von gutem Will'n zu böser That.
Was er – und selten kam's – empfunden
An warmem, menschlichem Gefühl,
Im Augenblicke war's verschwunden,
Streng war er wieder, herb und kühl.
Wenn jetzt er sprach, so drang die Stimme
Rauhtönig, hart ihm aus der Brust,
Und lacht' er, klang es wie im Grimme,
Wie Trotz und Hohn, nicht Herzenslust.
Es schien ihn Ungeduld zu zwicken,
Es zwinkert' ihm um Nas' und Mund,
Und er besah mit raschen Blicken
Sich die Gesellschaft hier im Rund,
Als sucht' er heimlich nach Genossen
Für einen Plan, der ihm entstand,
Und prüfte, wen er wohl entschlossen
Zu seinem Unternehmen fand.
Bald blickt' er unstät nach den Wänden,
Den Negerinnen und dem Wirth,
Bald spielt' er fingernd mit den Händen,
Von Unrast immer mehr durchirrt.
Der Wein war's nicht, was ihn erregte,
Als trieb' ihn eines Dämons Kraft;
Was ihn von Grund aus so bewegte,
War schwer verhaltne Leidenschaft.
Jetzt brach es los, wonach er gierte;
Er sprang empor mit einem Mal
Und rief, als ob er kommandierte,
Mit lauter Stimme durch den Saal:
»Wir sitzen starr und steif hier binnen,
Als ob uns Kiel und Mast versank,
Ich weiß ein bessres Garn zu spinnen:
Ein Spiel, ihr Herrn! ich halte Bank!
He! schwarze Pantherin, die Karten!«
Und eine volle Börse risch
Warf er, als könnt' er's nicht erwarten,
Goldklirrend vor sich auf den Tisch.
    Erst stutzten sie nach diesen Worten
Und sahn sich fragend, zaudernd an,
Doch gleich ermuthigten Kohorten
Gehorchten sie dem Führer dann.
Früd suchte seine Hand zu fassen,
Sprach innig dringend auf ihn ein:
»Tyn, kannst Du nimmer davon lassen?
Es wird Dein Untergang noch sein.«
Ihn traf ein Blick, der sengend, lohend
Wie Gluth aus einem Krater stieg,
So niederschmetternd, finster drohend,
Daß er davon betroffen schwieg.
Auch Edzard schien sich nicht zu rühren
Aus seiner angenommnen Ruh;
Da rief ihm, um ihn zu verführen,
Van Straten übermüthig zu:
»Wohlan, Herr, wenn es Euch gefiele!
Ihr wißt, manch Blättchen wendet sich,
Vielleicht habt Ihr mehr Glück im Spiele
Als in der Liebe gegen mich.
Ihr segelt in den nächsten Tagen
Zur Heimat, und da könnt' es sein,
Ihr sacktet, um es heim zu tragen,
Hier noch ein rundes Sümmchen ein.«
Doch Edzard brauchte nicht der Mahnung;
Zum Kampfe riß es ihn empor
In einer wundersamen Ahnung
Mit dem, an den er mehr verlor.
    Sofort war von den schwarzen Schönen
Ein Tisch mit grünem Tuch behängt
Und um der argen Sucht zu fröhnen,
Von allen Seiten dicht umdrängt.
Kaum daß sie noch die Lippen netzten,
So standen oder saßen stumm
Die Gäste, wetteten und setzten,
Van Straten schlug die Karten um.
Ein Andrer war er jetzt inmitten
Der Wagenden; was er gewollt,
Hatt' er erreicht, und unbestritten
Ward seinem Will'n Tribut gezollt.
Kalt war er, nur sein Auge strahlte,
Sein Antlitz schien von Blute leer;
Ob er nun einstrich, ob er

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