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Der fliegende Holländer

Der fliegende Holländer

Titel: Der fliegende Holländer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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und tragen.
Sie hing an ihm fast unbewußt,
Nicht fähig, nur ein Wort zu sprechen,
Als wollte hier an seiner Brust
Ihr Herz vor Glück und Wonne brechen.
Dann kam sie zu sich, sacht aufgericht't
Sah strahlend sie ihm ins Angesicht,
Und überströmend im heißen Umfangen
Rollten die Thränen ihr über die Wangen.
Er drückt und schmiegt mit Liebesgewalt
An sich die herrliche, hohe Gestalt.
»Ingeborg!« flüstert er auf sie ein,
»Nun hab' ich Dich endlich, nun bist Du mein,
Nun darf ich Dir meine Liebe gestehen,
Wir brauchen nicht mehr von einander zu gehen.«
Da läßt sie ihn aus umstrickender Haft
Und faltet die Hände mit brünftiger Kraft
Und preßt sie sich an den zuckenden Mund
Und schluchzt und jubelt aus Herzensgrund:
»Edzard! mein Edzard! ist es denn wahr?
Ich habe gewartet so manches Jahr,
Die Tage zu Wochen, zu Monden gedehnt,
Hab' ich nach Dir mich gebangt und gesehnt,
Ich liebte schon lange, schon immer nur Dich
Und hoffte und dachte, Du liebtest auch mich.
Du schiedest von mir und wandtest Dich fort
Und sprachest auch da nicht das einzige Wort,
Doch sahst Du mich an mit des Herzens Gelüst,
Als hättest Du mich mit den Augen geküßt.«
Er faßt sie und jauchzt in Trunkenheit:
»Wir holen es nach, noch ist es ja Zeit;
Wir sind noch jung, und all dazu
Wie schön, Ingborg, wie schön bist Du!
Das ist das lockige, goldne Haar
An Stirn und Nacken, und dies, so klar,
Die lieben, blauen Augensterne,
Die mich begleiteten in die Ferne.
So gieb ihn denn her, den rosigen Mund,
Zum weltvergessenden, seligen Bund!«
Sie wehrt ihn ab, wird bleich, wird roth
In Herzenslust und Herzensnoth.
Dann legt sie die Hände vor's Angesicht,
Eh' sie mit bebender Lippe spricht:
»Ich fürchte mich vor dem ersten Kuß,
Weil ich dann immer Dich küssen muß;
Ist erst im Busen der Durst erwacht,
Wie willst Du ihn stillen? keine Macht
In Himmel und Erde hält uns zurück, –
Wir stürzen hinein ins sündige Glück.«
Er aber, als folgt' er fremdem Gebot,
Ruft: »Du bist frei! van Straten ist todt!«
Es fuhr ihm heraus, er wußte nicht wie,
Aber ihm wankten und schwankten die Knie.
Als drehte sich alles ihr in der Runde,
Steht Ingeborg da bei dieser Kunde,
Betäubt wie von des Blitzes Strahl,
Wenn Donner erschüttert Berg und Thal.
Edzard zieht schnell hervor den Ring,
Der an der Schnur um den Hals ihm hing,
Und hält ihn ihr hin und zeigt ihr den Schein:
»Da, lies es selber! Du bist mein!
Hier steht's als Vollmacht und Verschreib:
›Herrn Edzard Truelsen gehört mein Weib.‹
Darunter sein Name von fiebernder Hand,
Früd Buncken als Zeuge sich bei ihm befand.
Die Beiden waren beim Sterben allein,
Der Eine begrub des andern Gebein.«
    Ingborg, auf einen Stuhl gesunken,
Hält in der Hand van Stratens Schein;
Ihr vor den Augen schwirren Funken,
Zu mächtig stürmt es auf sie ein.
Frei war sie, wie erlöst von Lasten,
Von allem frei, was ihr gedroht,
Sie schimpflich wieder anzutasten,
Doch der Befreier war der Tod.
Er nahm ihr ab den wüsten Gatten, –
Darf's Freude sein, was sie belebt?
Ihr grauet noch vor seinem Schatten,
Daß er durch ihre Träume schwebt.
Und dennoch lag's wie Frühlingsmorgen,
Wie Sonnenaufgang vor ihr da,
Wenn sie, an Edzards Brust geborgen,
Der Zukunft jetzt entgegensah.
Die Stirn gesenkt, begann sie leise:
»Ich mag nicht fragen, wie er starb,
Der mir verstört des Lebens Kreise
Und mir mein höchstes Glück verdarb,
Und wie er dazu kam zuletzt,
Daß er zum Erben Dich eingesetzt.«
»Wozu auch? jetzt bist Du die Meine,«
Stimmt' Edzard der Geliebten zu;
Sie aber in des Herzens Reine
Sprach mit entsagungsvoller Ruh':
»Ich kann nicht weinen, kann nicht trauern,
Doch ist es meine Wittwenpflicht,
Ein stilles Jahr zu überdauern,
Eh' Dir mein Mund das Jawort spricht.«
»Du hast nicht Grund zu Schmerz und Klage,«
Erwiedert' er, »bedenk' in Huld
Der langen Trennung Pein und Plage
Und des Verlangens Ungeduld!
Wir lassen fern von hier uns nieder,
Doch ohne Zaudern werde mein!
Und niemals kehren wir dann wieder
Hierher zurück, – Ingborg, schlag' ein!«
Sie schüttelte das Haupt: »Die Sitte
Gebeut, daß Du geduldig bist;
Mach' mir das Herz mit Deiner Bitte
Nicht schwerer noch, als es schon ist!«
»Ist Sitte stärker oder Liebe?
Und ist nicht heilig, was uns eint?
Wer fragt im großen Weltgetriebe,
Wo uns des Glückes Sonne scheint?«
»Kein Pfarrer wird die Wittwe trauen,
Die eben erst den Mann verlor;
Laß erst das Eis des Winters thauen,
Dann blüh' auch unser Lenz empor.«
»So laß den strengen Pfarrer

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