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Der fliegende Weihnachtskater

Der fliegende Weihnachtskater

Titel: Der fliegende Weihnachtskater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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zuhörte, habe ich mich an diese Geschichten aus Tausendundeiner Nacht erinnert, die man mir früher vorgelesen hat, und ich habe all die farbenprächtigen Bilder vor mir gesehen, die sie beschreiben. Darüber habe ich meine Angst ganz vergessen.«
    »O fein! Dann wird Ihnen jetzt auch der Kuchen schmecken«, meinte Janina, als Eva neben ihr mit dem Servierwagen anhielt. »Der nette Herr hat mir die Geschichte zu Ende erzählt«, erklärte sie und nahm sich ein Stück Gebäck.
    »Mart Andersen, junge Dame. Du heißt Janina, nicht wahr?«
    »Mhm!«
    Mit vollem Mund sprach man ja nicht. Und da Herr Andersen sich auch seinem Kaffee widmete, versank Janina über dem Lebkuchen und ihrem Orangensaft in Gedanken. Wünschen war wirklich so eine Sache. Es wäre schön, wenn sie die Wünsche anderer Leute erfüllen könnte. Natürlich nur denen, die sie mochte. Ihr fielen da so einige ein. Shardul zum Beispiel wünschte sich wohl, dass der Teppich endlich fliegen könnte. Amita, das wusste sie, wünschte sich, dass Shardul sich mal streicheln ließe. Und ihr Papa – mhm – wenn sie es recht betrachtete, wünschte er sich wohl so was Ähnliches. Also nicht Shardul streicheln, sondern dass Amita ein bisschen freundlicher zu ihm wäre. Er sah sie immer so an, ja, irgendwie so. Und sie war immer furchtbar kratzborstig zu ihm. Obwohl sie eigentlich eine ganz furchtbar Liebe war.
    Ach na ja, und sie selbst fände das auch ganz gut. Und wenn sie sich etwas wirklich wünschte, dann eineeigene Katze. Das wäre schön. Die könnte sich dann mit Shardul unterhalten, wenn sie alleine waren.
    Versonnen schaute sie aus dem Fenster und betrachtete die Wolkendecke unter sich, die sich, von der untergehenden Sonne beleuchtet, allmählich rot färbte.

Silberfaden
     
     
    Das Zucken im Fell hatte sich beruhigt, und ich hätte die Zeit gerne genutzt, um ein wenig zu dösen. Es wurde aber nichts daraus. Wieder begann eine unerklärliche Unruhe in meinen Pfoten zu kribbeln. Ich trabte also durch die Wohnung, nahm noch ein paar Knabberbissen, kickte eine vergessene Nuss unter den Schrank und strolchte zu meiner Scharr-Kiste. Brachte mir aber auch keine Erleichterung.
    Schade, dass Janina nicht da war, aber die war am Vortag zu ihrem Rudel aufgebrochen. Sonst wäre sie bestimmt hochgekommen, um mit mir und den Stoffmäusen und den Klickerbällchen zu spielen. Sicher, das war keine echte Alternative zur Jagd, aber es lenkte mich von der Eintönigkeit meines Daseins und dem täglichen Frust über den Teppich ab.
    Es ist ja nicht so, dass ich Menschen grundsätzlich verabscheue. Manche sind ganz brauchbar. Im Bazar gab es ein, zwei Händler, mit denen ich mich gut verstand,und auch ein paar Frauen, von denen ich mir Häppchen zustecken ließ, denen ich dafür um die Beine gestrichen war und die ich ein wenig angeschnurrt hatte. Aber die Frau hier, die hatte bei mir verschissen. Nicht nur, dass sie mich in dem Teppich entführt hatte und dann auch noch erwartete, dass ich mich von ihr streicheln ließ, nein, zwei Wochen nachdem sie mich hier abgeladen hatte, hatte sie mich hinterhältig überwältigt, in einen engen Korb gesteckt und zu einem grässlichen Mann geschleppt. Der hatte an mir rumgedrückt und gemacht und getan und mich gepiekst. Und dann war Schicht. Und als ich wieder aufwachte, fehlte was.
    Was Wichtiges!
    Ja.
    Das hatte die mit mir machen lassen.
    Und dann meinte die, ich würde mich von ihr streicheln lassen.
    Missmutig trottete ich in das Schlafzimmer der Frau und überlegte, ob ich den Katzen-Geist noch mal aufmischen sollte. Könnte unterhaltsam sein. Inzwischen wusste ich, wer das war. Lange hatte ich die Vase ja ignoriert, war vorsichtig auf leisen Pfoten um sie herumgeschlichen, um sie ja nicht zu berühren, und hatte alle Fragen zu ihrer Bewohnerin, die mir im Fell juckten, weggekratzt. Aber dann musste ich eines Tages doch ganz aufmerksam lauschen. Janina hatte nämlich ein paar Blumen für die Frau mitgebracht und wollte sie indie Vase stellen. Aber die Frau wollte das nicht. Nicht etwa, weil sie von dem Geist wusste, der darin wohnte. Das wär ja noch schöner, wenn Menschen Katzen-Geister wahrnehmen könnten. Aber in dieser ominösen Vase, das hatte sie dem Mädchen gezeigt, lagen drei weiße Schnurrhaare. Geschenke ihrer früheren Katze, hatte sie behauptet. Na, also, welche Katze schenkte denn ihre Schnurrhaare her? Aber angeblich hatte diese Meena das getan. Eine weiße Schönheit sei sie gewesen, hatte sie Janina

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