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Der Fluch der Druidin

Der Fluch der Druidin

Titel: Der Fluch der Druidin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Jaeckel
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gehörnten Gott zu der Stelle, wo
Feuer-Schwan
gekniet hatte. Boiorix senkte den Kopf und stierte auf das Blut, das den Ansatz seines Hemds zierte.
    Der Mann, der bis dahin einsam in den Schatten gestanden hatte, trat eilig vor. Er riss sich sein eigenes Hemd vom Leib, um es in eine Pferdetränke zu tauchen. Dann neigte er vor seinem König den Kopf. »Wenn Ihr erlaubt, Herr?«
    Er begann, mit dem nassen Stoff sanft über Boiorix’ Gesicht zu reiben. Das Zeichen, welches das Mädchen auf dessen Stirn gemalt hatte, zerfloss, bevor er es genau erkennen konnte. Er rieb noch etwas stärker. Hellrote Flüssigkeit glitt seine Arme entlang und zu Boden, dann war es plötzlich klares Wasser, das eine flache Pfütze auf dem Platz bildete. Der Mond spiegelte sich darin, silbern und in voller Pracht. Und während der Mann den letzten Rest Blut vom Körper seines Königs wischte, stand dieser reglos da und starrte durch ihn hindurch, als sähe er ihn nicht.
    Entsetzen lag in seinem Blick.

[home]
101  v.Chr.
    »Über die Kimbern wird manches Unrichtige gesagt …«
    Strabon
    »So zogen die Kimbrer hinein in das unbekannte Land, ein ungeheures Knäuel mannigfaltigen Volkes (…); ihre schwerfällige Wagenburg mit der Gewandtheit, die ein langes Wanderleben gibt, hinüberführend über Ströme und Gebirge, gefährlich den zivilisierteren Nationen wie die Meereswoge und die Windsbraut, aber wie diese launisch und unberechenbar, bald rasch vordringend, bald plötzlich stockend oder seitwärts und rückwärts sich wendend. Wie ein Blitz kamen und trafen sie; wie ein Blitz waren sie verschwunden …«
    Theodor Mommsen

1 . Kapitel
    U nd wenn schon? Er liebt mich!«
    Sumelis betrachtete kritisch den grünblau karierten Stoff, der auf ihren Knien lag. Die in den Stoff gewebten Goldfäden formten stilisierte Blumen und leuchteten dezent, sobald sie sie in das Licht drehte, das durch die offene Tür in die Stube der Näherin fiel. »Sogar in einem Kleid aus dem Zeug hier?«, fragte sie mit skeptisch hochgezogenen Brauen. »Was ist er? Eine Biene?«
    Ihre Tante, die nur ein Jahr älter war als sie, lachte. »Glaub mir, er wird mich wie eine Göttin anbeten!«
    »Falls er dich unter diesem Schleier überhaupt erkennt.« Sumelis strich über die blau schimmernde Seide. Federn und Bernsteinperlen waren in den Saum des Schleiers genäht und sollten die Trägerin vor bösen Wünschen schützen. Einen Moment lang überlegte Sumelis, was für ein Vermögen allein dieser Schleier darstellte, aber sie schob den Gedanken sofort wieder beiseite. In Alte-Stadt standen die Dinge nun einmal ein wenig anders als bei ihnen im Norden, dennoch fragte sie sich, ob irgendwann ein Tag kommen würde, an dem sie nicht sprachlos über die Schätze aus aller Welt staunte, die die vindelikischen Fürsten in ihren befestigten Städten und Herrensitzen anhäuften.
    »Wie wirst du ihn tragen? Du möchtest ihn doch während der Vermählungszeremonie tragen, oder nicht?«
    »Nein, erst abends während der Feier. Er wird mein Gesicht frei lassen, meine Haare jedoch vollkommen bedecken. Auf der Stirn wird er von einem Goldreif gehalten werden.« Samis’ schnelle Antwort zeigte, dass sie alles bis ins kleinste Detail geplant hatte. Bei der Hochzeit, die in fünf Nächten stattfinden würde, würde nichts, aber auch gar nichts, schiefgehen.
    Die Hochzeit von Carans Tochter war
das
gesellschaftliche Ereignis des Jahres. Ganz Alte-Stadt sprach seit Monaten von nichts anderem. Man munkelte, Samis’ Auserwählter hätte an dem Abend, an dem Caran ihn erstmals zu sich gerufen hatte, ein gezäumtes Pferd vor dem Haus stehen gehabt, das schnellste, das in ganz Alte-Stadt zu finden gewesen sei. Er hatte es nicht gebraucht. Zwar war Litus kein Krieger, doch stammte er aus einer angesehenen Familie und hatte schon mit vierzehn Jahren begonnen, Handelsbeziehungen zu den Salzfürsten im Süden zu knüpfen. Als er Caran wenige Jahre später erstmals einen lukrativen Handel unter der Nase weggeschnappt hatte, hatte der mächtigste Herr von Alte-Stadt den jungen Mann zu sich zitiert. An jenem Abend hatte er Litus nicht nur zu einem seiner Handelspartner gemacht, sondern ihm ebenfalls erlaubt, Samis um ihre Hand zu bitten. Das Pferd jedoch, das damals wartend vor seiner Tür gestanden hatte, hatte Caran als Geschenk behalten.
    Sumelis kicherte bei dem Gedanken daran.
Typisch Großvater.
Ihre Mutter, Carans ältere Tochter und Samis’ Halbschwester, würde dieser Teil sicherlich am

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