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Der Fluch der Hebamme

Titel: Der Fluch der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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offenen Kochstelle auf dem Hof entzündeten.
    Berthold, der Eigentümer des Dorfes, wollte etwas einwenden, doch ein scharfer Blick Albrechts brachte ihn zum Verstummen.
    »Hier, als Entschädigung für deinen Verlust«, meinte Elmar verächtlich und warf Berthold eine in Leinen geknotete Pfennigschale hinüber.
    Dann gaben er und Albrecht ihren Pferden die Sporen und folgten den Männern, die das Feld und die aufgestellten Garben am Ortsausgang in Brand setzten.
    Schnell griffen die prasselnden Flammen um sich. Die reifen Körner zerplatzten laut knallend, dichter Rauch und Funken stiegen auf, Menschen rannten jammernd herbei, die sich bis eben noch in den Häusern oder im Gesträuch vor den Bewaffneten versteckt hatten.
    Reinhard wollte Albrecht nachreiten, doch Lukas rief ihn zurück.
    »Wir können nichts tun. Rufen wir die restlichen Dorfbewohner zusammen, damit sie dafür sorgen, dass die Funken nicht noch den nächsten Ackerstreifen entzünden. So bitter es ist – besser ein einzelnes Feld niedergebrannt als die ganze Mark Meißen.«
    Er hielt Ausschau nach Berthold, der anscheinend zu seinem Haus wollte, preschte ihm nach und packte dessen Pferd am Zügel, als er ihn eingeholt hatte. »Gib das Geld dem Kätner, dessen Ernte niedergebrannt wurde!«
    Berthold funkelte ihn hasserfüllt an und wollte ihn abwehren. Doch er hatte keine Hand frei, also versuchte er, das Leinensäckchen mit der Pfennigschale in seinen Gürtel zu klemmen. »Wenn er keine Ernte einfährt, kann er an mich keine Abgaben zahlen.«
    Lukas beugte sich vor und riss ihm das kleine Bündel aus der Hand. »Wenn er keine Ernte einfährt, werden er und seine Familie verhungern!«, schrie er wütend, lenkte seinen Hengst um und suchte den Bauern, über dessen Feld nun dicke schwarze Rauchwolken quollen.
    Berthold verzichtete auf den Versuch, ihm das Silber wieder abnehmen zu wollen. Er hatte schon vor vielen Jahren feststellen müssen, dass er in einem Kampf Mann gegen Mann weder gegen Christian noch gegen Lukas eine Aussicht zu siegen hatte.

Berechtigte Ängste
    A ls Rauchwolken südlich von Freiberg aufstiegen, befahl der Burgvogt, die Stadttore zu schließen und deren Wachmannschaften mit sämtlichen verfügbaren Männern zu verstärken. Die meisten seiner Bewaffneten schickte er zum Erlwinschen Tor.
    Es mochte durchaus sein, dass zufälliger Funkenflug in der Glut des Sommers ein Feld entzündet hatte. Doch angesichts dessen, dass kurz zuvor Lukas mit vier Dutzend ausgewählten Kämpfern in diese Richtung geritten war, um den aufsässigen Sohn des Markgrafen zu stellen, stand eher zu befürchten, der Kampf könnte in die Stadt hineingetragen werden. Und dann würden die Angreifer zuerst versuchen, durch das Erlwinsche Tor einzudringen.
    Das Schlagen des Eisens und das Ausrücken der halben Burgbesatzung schreckten die Stadtbewohner aus ihrer alltäglichen Arbeit.
    Schreiende Menschen hetzten durch die Gassen, um die Nachbarn zu warnen und in Erfahrung zu bringen, welche Gefahr drohte. Angesichts der Rauchsäulen im Süden versammelten sich immer mehr verängstigte Stadtbewohner in der Nähe des Erlwinschen Tores.
    Marthe gehörte zu den Ersten, die dorthin gelaufen waren, nachdem sie ihren jüngsten Sohn in Annas Obhut gegeben hatte. Von allen hier hatte sie am ehesten eine Ahnung, was passiert sein konnte, und die Phantasie gaukelte ihr schon die schrecklichsten Bilder vor.
    Heilige Mutter Gottes, lass meinen Mann am Leben sein, betete sie. Und erspare uns einen Krieg in der Mark!
    Lukas hätte sich nicht auf irgendein gewagtes Abenteuer eingelassen, wenn nicht Gefahr bestünde, dass Albrecht und seine Männer das Gebiet mit Krieg überzogen. So weit vertraute sie ihm trotz ihres Streites vorhin.
    »Ein Reitertrupp nähert sich!«, rief jemand vom Torhaus herab.
    »Wisst Ihr, was geschehen ist, Herrin?«, wurde Marthe von mehreren Seiten mit verzweifelten Rufen bedrängt.
    Die Erlwinsche Gasse war nun voller Menschen. Die Frau des Fischers, noch mit dem Schuppenmesser in der Hand, die mit Mehl überstäubte Frau des Bäckers und die älteste Schankmagd aus dem »Schwarzen Ross« hatten sich nach vorn zu ihr durchgedrängelt und redeten gleichzeitig auf sie ein.
    »Werden wir angegriffen? Gibt es Krieg?«
    Es war wie ein Lauffeuer durch die Stadt gegangen, dass der Anführer der Wachmannschaft am Vormittag mit seinem Schwiegersohn und etlichen weiteren schwerbewaffneten Männern eingetroffen und gleich wieder ausgerückt war. Doch warum

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