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Der Fluch der Hebamme

Titel: Der Fluch der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Freiberg geritten?«
    »Nein.«
    »Das ist gut«, brachte Lukas ehrlich erleichtert hervor. Wenn jeder Freiberger wüsste, dass Albrecht in der Nähe war, wäre sein Plan hinfällig.
    »Bitte meine Frau, dass sie kurz hierherkommt«, wandte er sich zu dem jungen Schmied. »Aber vorher muss Reinhard auf der Burg unauffällig diese Nachricht erhalten.«
    Er ließ ihn die Nachricht zweimal wiederholen, damit die Worte auch genau wiedergegeben wurden, dann schickte er Johann los.
    Der Schmiedemeister bot dem Ritter Brot und einen Krug Bier an, den Lukas dankbar annahm. Es war ein glühend heißer Sommertag, und da sie von Marienzelle aus ohne Pause und in voller Rüstung durchgeritten waren, hätte er jetzt einen ganzen Eimer leer trinken können.
    Wie von allein flogen seine Gedanken zu den beiden jungen Männern, die er auf eine so weite, gefährliche Reise geschickt hatte und die nun sicher in noch heißeren Gegenden waren. Ob es ihnen gutging? Ob ihnen seine und Marthes Ratschläge helfen würden, zu überleben?
    Dem kurzen Bericht des Abtes zufolge schien der Plan des Kaisers aufzugehen, sich bereits vor dem Abmarsch von den Herrschern der betreffenden Länder freien Durchzug und Verpflegung der Truppen zu festen Preisen zusichern zu lassen. Zumindest bisher. Was geschah, wenn sie byzantinisches Gebiet betraten, blieb ungewiss. Der Kaiser von Byzanz lag mit Friedrich von Staufen in jahrelangem erbittertem Streit, wer von ihnen beiden der wahre römische Kaiser sei.
    »Wir haben das Mädchen endlich in geweihter Erde begraben können, neben dem Kind«, begann Jonas zu berichten, was sich seit Lukas’ Abreise zugetragen hatte. Bertha, die Häuerstochter, war zwei Tage nach der Entbindung gestorben, das hatte auch Marthe nicht verhindern können. Obwohl ihr Vater Hilbert die Sterbesakramente gewährt hatte, verweigerte Pater Sebastian ihr ein christliches Begräbnis. Marthe hatte den Kaplan gebeten, sich für die Tote einzusetzen, und so lief das Ganze auf einen sehr lebhaft geführten geistlichen Disput zwischen dem versöhnlichen Hilbert und dem übereifrigen Sebastian hinaus, den der Kaplan schließlich mit schlau ins Feld geführten Argumenten gewann.
    »Gut«, meinte Lukas doppelt erleichtert. Eine schlimme Geschichte, die dem Mädchen widerfahren war. Wenigstens lag sie nun in geweihter Erde. Aber wenn Marthe sich deshalb noch weiter mit Sebastian angelegt hätte, würde die Tote sie womöglich mit ins Grab ziehen.
    »Ansonsten …«, setzte Jonas an und blickte fragend zu Lukas.
    »Ansonsten gilt weiter: Bewahrt Ruhe!«, sagte dieser scharf. »Die Stadtbürger und Dörfler dürfen nicht hineingezogen werden, solange sich das vermeiden lässt. Sprich mit den anderen Ratsherren. Sie sollen Otto begrüßen, als sei er nie fort gewesen, wenn er in die Stadt kommt. Alles andere müssen nun wir Ritter ausfechten. Das ist unsere Aufgabe, die der ausgebildeten Kämpfer.«
    »Was hast du denn vor?«, fragte Marthe misstrauisch, die wie aus dem Nichts auftauchte. Lukas hatte sie nicht kommen sehen, und es wäre ihm lieb gewesen, sie hätte seine letzte Bemerkung nicht gehört.
    Er stand von dem Holzklotz auf, der ihm als Sitzplatz diente, drückte Jonas den leeren Becher in die Hand und zog sie ein Stück mit sich, Richtung Stall, wo niemand sie beobachten konnte.
    »Es geht Clara gut, ich habe sie gesehen«, sagte er und zwang sich zu einem Lächeln. Als sie erleichtert aufatmete, berichtete er ihr, was der Abt erzählt hatte.
    »Ich weiß nicht, ob ich froh sein soll, dass sie den Kaiser heil erreicht haben, oder mir Sorgen machen, weil sie nun auf dieser gefährlichen Reise sind. Ich könnte sterben vor Angst!«, gestand Marthe.
    »Mir wäre es lieber, du bliebst am Leben«, sagte er leichthin und strich ihr über die Wange. Dann wurde er ernst. »Es gibt keinen ungefährlichen Ort. Sie hätten schon hier gefasst und aufgehängt werden können. Seien wir froh, dass sie entkommen sind, und beten wir für ihre glückliche Rückkehr. Wenn ihnen etwas zugestoßen wäre – hättest du es dann nicht schon irgendwie gespürt?«
    Marthe nickte zögernd. »Wenigstens geht es Clara gut …«
    Einen Augenblick lang schwiegen beide und hingen ihren Gedanken nach. Lukas hoffte, dass seine Frau ihn nun nicht noch einmal fragte, was er vorhatte, denn sie würde berechtigte Einwände gegen seinen Plan haben.
    Unter ihrem prüfenden Blick wurde ihm mulmig zumute.
    Doch da hatte sie seine Gedanken schon erraten. Sie wurde blass und

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