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Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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und an den Verbindungsstellen begann das Holz unter der Feuchtigkeit der ersten hervorgedrungenen Wassertropfen schwarz zu glänzen. Während der Damm krachend nachgab, befreite der Mann sein Gespann und trieb die Tiere in kurzem Galopp das Ufer hinauf.
    Direkt hinter ihnen brach der Damm. Große Stämme flogen wie Splitter durch die Luft, getrieben von der wilden Gewalt des Wassers, die während der letzten regnerischen Wochen bezähmt worden war. Donnernd eroberte sich ein wilder Strom seinen angestammten Flußlauf zurück. Kaum außer Reichweite, beruhigte der Clanfuhrmann seine Pferde und blieb stehen. Während der Strom gleich einem bösen Geist talabwärts raste und Birken und Holunder entwurzelte, tat sein Herz aufgeregte Sprünge. Das Donnern des herniederstürzenden Wassers antwortete ihm von fünf anderen Orten rund um das Tal, wo weitere Rückhaltebecken innerhalb der Wasserscheide des Tal Quorin gleichzeitig eingerissen worden waren, um den Wassermassen zu gestatten, getrieben von ihrem Gewicht und der Erdanziehungskraft, über die mit Felsgestein durchzogenen Flußläufe niederzudonnern. Die Ebene am Ufer des Flusses verwandelte sich in einen reißenden Strom aus Felsbrocken und weißschäumenden Fluten.
    Am Ufer des Flusses Tal Quorin flüchteten die Vögel aus dem Marschland. Eine Rehherde rannte durch das Gestrüpp davon und schwenkte dann in neuer Furcht herum, als der Geruch der näherrückenden Truppen sie erreichte. Zu diesem Zeitpunkt begannen die vordersten Pferde zu schnauben, zu tänzeln und zu scheuen, während die Männer fluchten, den Tieren die Sporen in die Seiten rammten und Gnudsog mit hochgerecktem Kinn lauschte.
    Zu spät hörte er, was die feinen Sinne der Tiere schon vor ihm wahrgenommen hatten: das Dröhnen des Donners, ohne ein Wölkchen am Himmel. Es war ein tiefes Grollen, und es kam näher, gewichtig genug, die Erde zum Beben zu bringen.
    Mit eisernem Griff hielt er die Zügel in Händen, und als sein Kundschafter wild brüllend und gestikulierend durch das Gebüsch brach, riß er sein Pferd auf den Hinterbeinen herum und knallte seitwärts in das zierlichere Tier des Boten.
    »Reite weiter!« schrie er. »Such Lord Diegan und den Prinzen, und sag ihnen, sie sollen sich oben auf dem Berg in Sicherheit bringen!« Gleich darauf bellte er Befehle für seine Truppen, den Rückzug anzutreten, obgleich die Reihen durcheinandergeraten waren und die Hälfte der Schlachtrösser, halb wahnsinnig vor Angst, gegeneinanderprallten, als sie ihrem Fluchttrieb nachgaben.
    Durch ihre große Zahl am Rückzug gehindert, sahen die vordersten Reihen die Flut kommen.
    Sie rauschte heran wie eine hoch aufragende, herabstürzende braune Mauer, bewehrt mit Pfählen, entwurzelten Bäumen und allerlei ausgerissenem Gestrüpp. Der Vorhut der etarranischen Armee blieb gerade noch ein Sekundenbruchteil des Entsetzens, doch keine Möglichkeit zur Flucht.
    Das Wasser brach über sie herein.
    Männer, Tiere, leuchtende Wimpel wirbelten durcheinander, als hätte sie die von Baumstämmen verstärkte Faust des Verderbens getroffen. Pferde schrien, kopfüber im Wasser, und ihre Schreie mischten sich mit denen ihrer Reiter, die niedergemäht wurden, zerquetscht von den Leibern ihrer Reittiere. Das schäumende Wasser, das über die Ufer des Tal Quorin raste, donnerte gleich einer Walze der Vernichtung weiter und riß alles aufrecht Stehende mit sich. Ohne Ausnahme zerschmetterte es lebendiges Heisch, zerschlug die Schäfte der Lanzen, pfählte, weidete aus und schlug auf alles mit einer zornigen Gewalt hernieder, wie kein Mensch sie je erlebt hatte.
    Mit vernichtender Wucht bahnte sich die Hut ihren Weg, und dabei riß sie die verstümmelten Schlachtrösser, die nassen Banner und die zerstückelten, sterbenden Männer mit sich. Nur die äußersten Flanken der ersten Division blieben verschont.
    Von Gnudsogs herbeigeeiltem Boten vorgewarnt, lief Diegan nicht in wilder Flucht davon und ließ die zweite Kompanie im Stich. Statt dessen erteilte er in rascher Folge Anordnungen, kommandierte vier vertrauenswürdige Männer ab, Lysaer aus der Gefahrenzone zu geleiten und ließ dann die Männer antreten, damit sie sich schnell aus der Nähe des Flußufers zurückziehen konnten.
    Der Boden war schlüpfrig. Das Geräusch vieler Männer und Pferde, die alle gleichzeitig stehenblieben, erstickte selbst die lautesten Rufe, und Diegan verfügte nicht über Gnudsogs dröhnende Bullenstimme. Als nun die vier Männer, die er

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