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Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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fortgeschickt hatte, den Prinzen zu begleiten, sich statt dessen um sein eigenes Pferd herum aufstellten und beharrlich nach den Zügeln verlangten, dachte er zunächst, sie hätten seine Anordnungen falsch verstanden.
    »Der Prinz«, brüllte er in glühender Erregung. »Ich sagte, ihr sollt seine Hoheit Lysaer eskortieren.«
    Die Männer schienen noch immer taub zu sein.
    Lord Diegan wirbelte in seinem Sattel herum. Mißtrauen glitzerte so strahlend in seinen Augen wie die Juwelen an seiner Kleidung.
    Dann erblickte er Lysaers unerbittliche Miene. »Geht! Dies war mein Fehler. Es ist mein Kampf. Laßt mich retten, was ich noch zu retten vermag. Denn ich fürchte, das Schlimmste kommt erst noch.«
    Zornig und keineswegs gewillt, seinen Posten als Befehlshaber aufzugeben, zerrte Lord Diegan an den Zügeln, um sein Pferd zu wenden. In seinen Händen erschlafften die Zügel. Seine eigenen Männer hatten das Leder an den Ringen der Beißstange abgeschnitten. Nun begingen sie den Verrat, sein Pferd vom Fluß weg zu führen.
    »Sithaer soll Euer königliches Gehabe holen!« schrie Lord Diegan.
    Lysaer winkte ihm nur unbekümmert nach, während er gleichzeitig eine Reihe Anweisungen ausrief, in deren Folge die Truppen wundersamerweise ordentlich Aufstellung nahmen. Während Lord Diegan hinauf in den Wald gezerrt wurde, dachte er gehässig, wie unfair es doch war, daß ein Mann allein mit all diesen Gaben, seiner Attraktivität, seiner Härte und diesen vortrefflichen Führungsqualitäten gesegnet war. Grollend und resigniert schloß er, daß das vielleicht der Grund war, warum die Bruderschaft darauf bestanden hatte, die Monarchie wieder einzuführen.
    Drei Viertel der Männer hatten sich vom Fluß bereits zurückgezogen, als die Flut aus dem schmaleren Verlauf eines höher gelegenen Tales hervorbrach und die sumpfige Ebene für sich beanspruchte. Trotz seiner Last aus verschlungenen aufgeschlitzten Pferdekadavern und zerschmetterten Männern hatte der Zorn des Tal Quorin nichts von seiner Gewalt eingebüßt. Die Fluten, in denen zerfetzte Banner und leblose Körper trieben, stürzten auf die zweite Division der Stadtgarnison Etarras hernieder.
    Lysaer hörte das Rauschen, fühlte das gewaltige Beben der mißhandelten Erde, das durch den Leib seines Pferdes zu ihm heraufdrang. Obwohl jeder Nerv in seinem Körper angespannt darauf wartete, daß das Unheil über ihn hereinbräche, fuhr er fort, mit klarer, ruhiger Stimme präzise Anweisungen zu erteilen, um die nächste Kohorte Pikeniere in Sicherheit zu bringen.
    Die Männer, die Diegan mit Gewalt in sichere Höhe oberhalb des Marschlandes gezerrt hatten, mußten hilflos mit ansehen, wie das Wasser auf ihre Freunde niederdrosch. Sie sahen die Furcht in den Gesichtern ihrer Gefährten in den vorderen Reihen, die ausweglos in der Falle saßen, und sie konnten nichts tun, um dem irrsinnigen Ausbruch der Panik Einhalt zu gebieten oder die Tragödie aufzuhalten, die die Ordnung zerstörte, welche entgegen aller Wahrscheinlichkeit bis zu diesem Augenblick bewahrt worden war. Und sie sahen, mancher von ihnen mit Tränen in den Augen, wie der Prinz auf seinem so hervorragend geschulten Pferd um seinen Halt kämpfen mußte.
    Der Lordkommandant, den sie vor der Vernichtung gerettet hatten, hörte nun auf, sie zu bekämpfen, und schlug immer wieder mit der Faust auf seinen Oberschenkel ein. Keiner von ihnen konnte irgend etwas tun. Der braune Wallach war von den besten Pferdetrainern des Kontinents nach strengsten Richtlinien abgerichtet worden. Doch als das Wasser hungrig herniederdonnerte, gab er, frei von Zügeln, seinem Instinkt nach. Der Lordkommandant und seine Eskorte im Wald beobachteten, wie das Tier sich aufbäumte und gleich darauf wie ein Pfeil durch Stroh geradewegs in die dichtgedrängten Linien hinter ihm rannte. Brodelnd wandte sich das Heer zu einer wilden, wahnsinnigen Massenflucht. Männer ohne Pferde wurden niedergetrampelt, Kameraden weggestoßen, ja, sogar niedergestochen, als die Soldaten darum kämpften, sich auf größere Höhen zu retten. Dann, mit einem Schlag, schlossen sich die Fluten über ihnen, erstickten die Schreie, das Gebrüll und alle anderen Äußerungen verzweifelter Gegenwehr sterblicher Wesen.
    Weil Pferde und Reiter sich mit der Flut bewegten, töteten die Wassermassen sie nicht sofort. Köpfe durchbrachen die Oberfläche, und, heraufgewirbelt in seinem Ringen, wurde das edle Haupt des braunen Wallachs sichtbar, ein Auge so verdreht, daß nur

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