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Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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Zähnen herum. »Wir werden reingehen, ja.« Er lachte kurz. »Mit zwei kompletten Divisionen der Garnisonstruppen vor uns und weiteren zwei, die an unseren Flanken entlangstolpern, wird was auch immer die Barbaren sich einfallen lassen haben, längst gesprengt sein, ehe wir dort sind. Selbst Steivens schmutzige Tricks können keine zehntausend Mann starke Truppe aufhalten, ohne dabei entdeckt zu werden. Wir werden uns unsere Belohnung in einem gesäuberten Gebiet verdienen.«
    »Ich hoffe, Ihr habt Eure Schulden bei Daelion, dem Herrn des Schicksals, beglichen.« Mit einem Ausdruck lakonischer Resignation richtete der Leutnant die Zügel seines Pferdes. »Es heißt, wir kämpfen gegen einen Zauberer, der die Dunkelheit beherrscht. Was mich angeht, so habe ich bei Sithaer stets vorgehabt, als reicher Mann zu sterben.«
     
    Als die leichte. Kavallerie die Anhöhe über der Furt erreichte, packten sechs Knaben ihre Speere und rannten in den Wald hinein. Ob die Kinder ihre Eltern hintergangen hatten, um im Freien zu spielen, oder ob sie als Lockvögel fungiert hatten, wurde nur noch fragwürdiger, als die Reiter ihre Pferde antrieben, um den Burschen zu folgen. Doch jetzt waren sie nichts weiter als Jagdwild, und die Furcht um ihr Leben beschleunigte ihre Flucht. Über taubenetzte Wiesen folgten ihnen ihre Feinde mit gezogenen Waffen. Die Knaben rannten auf direktem Wege sicherem Schutz entgegen und sprangen unter Zuhilfenahme ihrer hölzernen Spielzeugwaffen über die kurvenreichen, sumpfigen Bachläufe hinweg.
    Sie waren klein und leicht, gekleidet in Rehleder, das vor dem Hintergrund der Hügel kaum zu sehen war. Die stahlbeschlagenen Hufe der Pferde jedoch sanken tief in den weichen Torf ein, und die Reiter waren gezwungen, in einem Zickzackkurs über festen Grund zu reiten, wollten sie vermeiden, daß ihre Rösser sich im Sumpf die Sehnen verletzten. Sie brüllten, peitschten ihre Pferde, schwangen drohend ihre Säbel zu einem Schauspiel blutrünstiger Wut und Enttäuschung, waren ihre Befehle doch unmißverständlich. Die Clanjungen sollten verfolgt, nicht getötet werden. Die Soldaten mußten sie bis in den Strakewald hinein hetzen, so lange, bis sie müde waren. Dann erst sollten sie nachlassen und vorgeben, sie hätten aufgegeben. Spurensucher würden dann ihre Suche fortsetzen. Im verborgenen sollten die Kinder bis zurück zum Lager ihrer Eltern verfolgt werden. Es war ein wohlerwogener Plan, der den Kavalleristen behagte, die sorgsam ausgewählt worden waren. Sie alle waren selbst Väter, die das Morden der Kopfjäger tolerieren mochten, doch selbst keine Neigung verspürten, die Kinder zu erdolchen.
    Von den Greueltaten, die zu seinem Handwerk gehörten, abgehärtet bis zur Verbitterung, war Gnudsog nicht der Mann, der unnötige Gefahren einging.
    Gleich hinter dem letzten Nachzügler donnerten seine vierzig Reiter in die Haselnußsträucher und die jungen Bäume am Rand des Waldes. Verzweigte, dichtstehende Sträucher trennten die Kinder schnell von ihren Verfolgern. Krähen stoben von ihrer Mahlzeit in den Brombeerbüschen auf, flatterten umher und stießen heisere Warnschreie aus. Sperlinge flogen aufgeschreckt zwitschernd davon. Von Dornensträuchern und niedrigen Zweigen zerkratzt, drängten die Reiter entschlossen voran. Ihre schlammverkrusteten Rösser schoben sich durch dürres Geäst und Moos, und das gedämpfte Hufgetrappel vermischte sich mit dem dissonanten Klirren der Waffen, die über verborgene Granitblöcke strichen.
    Vor ihnen, beinahe unsichtbar in ihren Kleidern aus Rehleder, rannten die Kinder in angsterfüllter Stille weiter. Nur ab und zu zeigte sich ein flachsfarbener Wirrkopf in dem vom Laub gefilterten Sonnenlicht.
    Darauf bedacht, die Knaben nicht aus den Augen zu verlieren, sah der Anführer der Reiter den Speer gar nicht, der in schiefem Winkel im Boden vor ihm steckte. Sein Pferd wurde schneller, sprang über ein verrottetes Stück Holz und stürzte, mit der Schulter voran, gepfählt. Sein Todesschrei hallte qualvoll durch den Wald, während sein Reiter kopfüber gegen einen Ast prallte und sich das Genick brach.
    Als erstes Opfer der Barbaren von Deshir starb er mit geöffneten Augen und dem Geschmack von Blut auf der Zunge.
    Von den nutzlosen Zuckungen des sterbenden Pferdes angelockt, sammelten sich die Überlebenden am Ort des Geschehens, und während die Männer mit Sporen und Zügeln danach trachteten, ihre verängstigen Rösser zu beruhigen, sprach der erste unter ihnen

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