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Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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schicken. Die Tür zum Treppenhaus des Althainturmes war kaum mit lautem Donnern ins Schloß gefallen, als Sethvir schon das Fenster aufriß. Beißend strich der kalte Herbstwind, der das schwere Aroma sterbender Farne mit sich trug, durch sein nasses Haar und über seine feuchte Haut. Wieder zitterte der Zauberer, gepeinigt von Sorge. Er hätte einen Tee vertragen können, ehe er sich der Aufgabe widmete, Wards aufzubauen und eine Große Beschwörung zur Abwehr des Übels vorzubereiten.
    Ihm blieb keine Zeit. Zu schnell war der Lauf der Ereignisse. Ein eisiger Lufthauch jagte durch sein nasses Barthaar. Wie stets verärgert angesichts der eigenwilligen Natur überraschender Notfälle, wehte Luhaine als verstimmte Brise voller Fragen herein.
    »Kharadmon. Er kommt nach Hause«, erklärte Sethvir, ohne den Blick von den weißen Lichtpunkten der Sterne abzuwenden, die hier und dort zwischen den dahinjagenden Wolkenfetzen hindurchschimmerten. »Und bevor du fragst, er bringt Probleme mit sich.«
    »Das liegt in seiner Natur«, schnappte Luhaine. »So wie die Dissonanz in einem gebrochenen Kristall. Manches Übel im Leben läßt sich einfach nicht abstellen.«
    Sethvir schwieg höflich, ehe er plötzlich jeglichen Anschein von Würde zerstörte, als er seinen wirren Bart packte und wie einen alten Lumpen auswrang. Seifenwasser rann über seine Handgelenke und tränkte die ausgefransten Säume seiner Ärmel. Während die unruhige Brise, hervorgerufen durch seinen verärgerten Bruder, die Seiten seiner aufgeschlagenen Bücher umblätterte, streckte er sein Antlitz dem Himmel entgegen. Sternenlicht spiegelte sich für einige lange Minuten stillen Lauschens in der glasigen Oberfläche seiner Augen.
    Dann wich auch der letzte Rest gesunder Farbe aus seinen eingefallenen Wangen.
    Luhaines Präsenz kam zur Ruhe, und eine Aura gespannter Aufmerksamkeit löste den aufgebrachten Wind ab. »Ath sei uns gnädig, was ist los?«
    Lebhaft Wassertropfen verspritzend, wirbelte Sethvir um die eigene Achse. »Wards«, rief er nur. »Zwei Garnituren, konzentrisch. Wir müssen ganz Athera zum Schutz einkreisen und dann diesen Turm zum Hafen und Orientierungspunkt für einen Geist herrichten, der in Gefahr ist, in Besessenheit zu enden.«
    »Kharadmon? In Gefahr?« rief Luhaine aus.
    Sethvir nickte wortlos. Drei Schritte brachten ihn zum Tisch. Hastig pflügte er das Durcheinander seiner Pergamente mit Händen zur Seite, um Platz zu schaffen. Zwei Kerzenständer stürzten zu Boden. Ein Teebecher flog in hohem Bogen durch die Luft und wurde dank Luhaines peniblem Ordnungssinn von einem Zauber aufgefangen, ehe er auf dem steinernen Boden zerschellen konnte.
    Inmitten eines unglaublichen Wirrwarrs herumfliegender Papiere stellte Sethvir die Kohlenpfanne aus schwarzem Eisen auf den Tisch und entzündete sie mit der kalten blauen Flamme aus den Energien des Dritten Weges. In dieser Bedrängnis verzichtete Luhaine darauf, körperliche Gestalt anzunehmen. Statt dessen versenkte er sein ganzes Sein in den lebendigen Fluß des Weges und führte seine Wahrnehmungsfähigkeit durch die alten Energiekanäle, die paravianische Tänzer einst über die Erde verteilt hatten, um die magnetischen Weltenkräfte zu jeder Sonnenwende miteinander zu verbinden. In diesem Gewirr lange ruhender Riten erwies sich seine Aufgabe als schwierig. Die energetischen Spuren waren überall zu einem fahlen Glimmen verblaßt. Allzu oft waren die magischen Linien durcheinandergeraten, andere waren durchtrennt worden, nachdem zugezogene Hirten in ihrer Unwissenheit Schafhürden über ihnen errichtet hatten oder wichtige Bäume gefällt worden waren und tiefe Brüche in der Kontinuität hinterlassen hatten; Wiesen, die zu lange durch Pflugscharen gepeinigt worden waren, verzerrten den Energiefluß. Die Mächte, die Luhaine über das Land spannte, widersetzten sich, versuchten immer wieder, seiner Gewalt zu entgleiten, sich in Ausbrüchen nutzloser statischer Entladungen aufzulösen. Nur in der Umgebung Jaelots, wo Arithons musikalische Einmischung schon früher den Kraftkreis eines Weges freigelegt und seinen Pfad gesäubert hatte, zuckten sie nicht zurück.
    Kharadmons Notlage ließ ihnen keine Zeit zur Perfektion, und so war Luhaine, ganz gegen seine Natur gezwungen, sich mit hastig aufgebauter, nachlässiger Magie zu begnügen, und kaum fertig, als Sethvir murmelte: »Jetzt.«
    Zusammengesunken auf der Kante eines Stuhles, auf dem bereits ein wackeliger Bücherstapel lag,

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