Der Fluch des Salamanders
Salamanders.
»Was ist das?«, fragte John.
»Das ist er! Das ist der Orchideensalamander. Ich habʼ doch gesagt, wir stehen ganz kurz davor. Wir haben ihn in der Nähe der Pyramide gefunden, als wir uns ein bisschen die Beine vertreten durften«, erklärte ihre Mutter stolz.
»Unsere Mission ist erfüllt. Und das haben wir nur Balam und seinen Leuten zu verdanken«, ergänzte ihr Vater und lachte.
»Hattet ihr denn gar keine Angst?«, fragte John.
»Vor dem Verrückten mit der Federmütze? Nein, der hat doch nur geblufft«, behauptete ihre Mutter, aber die Zwillinge konnten hören, dass sie sich dabei so ganz sicher auch nicht war.
»Ich habe eher Angst vor Pablos Fahrstil«, sagte ihr Vater und zeigte nach vorne. Vor der Windschutzscheibe tauchte eine grüne Wand aus Pflanzen auf.
Pablo hielt einfach darauf zu und durchbrach sie, ohne die Geschwindkeit zu drosseln. Auf der anderen Seite der Wand lag eine Straße. Die Pflanzen hatten die Zufahrt zur Pyramide getarnt. Doch die lag jetzt hinter ihnen.
Sie brauchten nur noch der Piste zu folgen, dann würden sie eine Stadt erreichen. Egal welche, Hauptsache dort gab es ein Hotel und eine Dusche.
Den Rest ihres Urlaubs verbrachten die Zwillinge mit Pablo und ihren Eltern in einem Ferienort im Nachbarland Belize. Sie genossen die Zeit im Hotel und am Strand. Viel zu schnell gingen die Tage vorüber und sie mussten Abschied nehmen von Pablo. Die Eltern der Zwillinge hatten ihm einen Job bei befreundeten Wissenschaftlern verschafft, die versprochen hatten, darauf zu achten, dass er regelmäßig zur Schule ging.
Die Trennung war trotzdem nur zu ertragen, weil Pablo sie in den nächsten Ferien zu Hause in Deutschland besuchen sollte. Er wollte gemeinsam mit Johns und Leas Eltern kommen, die ebenfalls in Südamerika blieben.
»Den Feen-Kolibri hat noch niemals zuvor jemand fotografiert. Wir wären die Ersten. Das versteht ihr doch, oder?«, hatten ihre Eltern gesagt, und Lea und John hatten verstanden. Ihre Eltern würden sich nie ändern und umso mehr freuten siesich auf Oma. Auf die konnte man sich wenigstens verlassen.
»Wenn du uns besuchen kommst, dann sind wir die Experten und zeigen dir, wie man in Deutschlands Großstadt-Dschungel überlebt«, versprach Lea Pablo, der sie gemeinsam mit ihren Eltern zum Flughafen brachte.
»Das ist nämlich echt ein gefährliches Pflaster. Wer sich da nicht auskennt, ist hoffnungslos verloren«, ergänzte John.
»Dann ist es ja gut, dass ich euch habe«, erwiderte Pablo mit brüchiger Stimme.
Den ganzen Flug lang machten Lea und John kein Auge zu. Sie waren viel zu aufgeregt. Sie sahen einen Film nach dem anderen und spielten zwischendurch alle Games, die die Konsole am Sitz vor ihnen zu bieten hatte. Dennoch dauerte der Flug endlos. Sie konnten es nicht erwarten, endlich ihre Oma wiederzusehen. Sie und den kleinen Zoo, ihr Baumhaus und ihr Zimmer.
»Hier ist es genau wie in Guatemala«, sagte John, als sie endlich im Regen aus dem Wagen stiegen,der sie vom Flughafen zum Haus ihrer Großmutter gebracht hatte, und sie schon von Weitem die Zebras brüllen hörten.
Oma wartete schon seit einer Stunde mit einem Regenschirm vor der Tür auf die Zwillinge. Lea und John liefen ihr entgegen und schlossen sie in die Arme.
»Und? Wie war’s?«, wollte Oma wissen.
»Lies das«, antwortete John und kramte das Buch mit seinen Aufzeichnungen aus der Tasche. »Da steht alles drin.«
»Daraus erfährst du gar nichts«, mischte sich Lea ein und holte ihr eigenes Buch hervor. »Lies lieber das.«
»Idiotin!«
»Selber!«
»Pass bloß auf!«
»Und du erst!«
Sie waren wieder zu Hause. Endlich.
(aus Johns Notizbuch)
Informationen zum Buch
Verschollen im Dschungel!
Ferien im Urwald: Endlich dürfen die Zwillinge Lea und John ihre Eltern besuchen. Die beiden Forscher sind dem geheimnisvollen Orchideensalamander auf der Spur. Doch jemand will verhindern, dass sie an ihr Ziel kommen. Eines Morgens ist das Camp verwaist und die Kinder sind allein - mitten im Dschungel!
Ein aufregendes Ferienabenteuer - mit spannenden Randnotizen von Lea und John!
Informationen zum Autor
Rüdiger Bertram
wurde 1967 in Ratingen geboren. Er studierte Geschichte, Volkswirtschaft und Germanistik und arbeitet als freier Journalist und Schriftsteller. Neben Büchern für Kinder schreibt er auch satirische Kurzgeschichten und Drehbücher. Besonders erfolgreich sind seine ›Coolman‹-Romane, zu denen Heribert Schulmeyer die Comics beisteuert. Er
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