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Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Titel: Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine , Ursula Wulfekamp
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schließlich, vier Steinplatten zu entfernen; dann lehnten sie sich erschöpft gegen die Wand. Während Joss und Natalie den Männern gebannt zusahen, verschwand Janet kurz nach oben und kehrte mit einem Krug mit Lyns selbstgemachter Limonade und einigen Gläsern zurück.
    »Kommt, ruht euch ein bißchen aus«, sagte sie und setzte das Tablett auf dem Boden ab. Beim Trinken standen sie im Kreis um die freigelegte sandige Erde und waren sich der tiefen Stille um sich herum bewußt.
    Luke stellte sein Glas als erster beiseite. Er hatte kaum einen Schluck daraus getrunken. »Kommt, bringen wir’s hinter uns.« Er griff nach dem Spaten und stieß ihn in die Erde.
    »Vorsichtig, Luke. Wir wissen nicht, ob sie in einem Sarg liegt.« Joss legte ihm die Hand auf den Arm. Er richtete sich auf, und nach einem Augenblick nickte er.
    »Stimmt. Vorsicht ist angesagt.«
    Nach einer Stunde hatten sie noch nichts gefunden. Zu ihren Füßen klaffte ein Loch von knapp einem Meter Tiefe und Breite.
    »Hier ist nichts.« Luke legte den Spaten weg und griff nach seinem Glas.
    »Doch, da ist etwas. Es tut mir leid, Luke, aber du mußt weitergraben. «

    »Vielleicht müssen wir noch einen Meter tiefer graben.« David sah völlig erschöpft aus; an einer Stelle war sein Gesicht mit Erde verschmiert.
    »Vielleicht könnten Sie sie fragen, Natalie?« schlug Janet vor. »Ob das die richtige Stelle ist.«
    Natalie trat vor. »Katherine?« rief sie. »Katherine, siehst du? Wir versuchen, dir zu helfen, aber wir müssen wissen, ob wir an der richtigen Stelle graben.«
    Sie warteten schweigend. Joss starrte auf den Schacht in der Wand, in dem sie die Wachsfiguren gefunden hatten; Natalie blickte gebannt auf das Loch, wo Luke den Spaten in die Erde gerammt hatte.
    »Sie ist müde geworden und zu Bett gegangen. Ich glaube, das werde ich auch tun.«
    »Nein. Nein, warte. Mach noch ein bißchen weiter, bitte.« Joss ließ sich auf die Knie fallen, stocherte mit einer kleinen Schaufel im Erdreich herum und hörte plötzlich ein metallisches Klicken. Das Geräusch ließ die anderen herumfahren. Luke kniete sich neben sie. »Was ist das?«
    »Hier.« Joss hob die Schaufel voll Erde hoch und ließ sie durch ihre Finger rieseln. In ihrer Handfläche blieb ein kleiner goldener Ring zurück.
    Sie atmete tief ein. »Das ist ihre Antwort.«
    Luke nickte. Als er ihrem Blick begegnete, lächelte er entschuldigend. Jetzt grub er vorsichtiger, schob den Spaten fast sanft in die Erde und schaufelte sie auf den beständig wachsenden Berg hinter sich.
    Nach gut einem Meter fanden sie die Leiche. Kein Sarg, keine Kleider, kein Fleisch, nur die Knochen; sie lagen auf einer Erde, die wesentlich härter war als das weiche, bröckelige Erdreich, das sie bedeckt hatte. Mit dem Schäufelchen trug Luke soviel Erde wie möglich ab, ohne die Knochen zu berühren, dann standen alle da und sahen auf das Skelett zu ihren Füßen. An den Fingerknochen waren zwei weitere Ringe, um den Hals hing eine Goldkette, und zwischen den schmalen, zerbrechlichen Rippen lag ein mit Erde verkrustetes Medaillon.
    Es war die Herrin Ka-the-rine.

    Joss kniete nieder. In ihren Augen standen Tränen. »Das arme Mädchen. Sie war so klein.«
    »Wie sollen wir sie hochheben?« David legte ihr die Hand auf die Schulter.
    Als sie zu ihm und Luke aufblickte, war ihr Gesicht blaß und angespannt. »Zuerst müssen wir das neue Grab ausheben.«
    »Heute nacht?«
    Joss nickte. »Heute nacht. In der Dunkelheit. Dann kann die Sonne sie morgen früh wärmen.«
    Natalie erbot sich, bei den Knochen Wache zu halten; irgendwie schien es nicht richtig, sie allein zurückzulassen, nun, da sie bloß dalagen. Die anderen gingen mit Taschenlampen in den Garten hinaus. Joss hatte sich bereits für eine Stelle entschieden. Es war genau der richtige Ort: jenseits des Sees, wo die wilden Rosen die alte Pergola überwucherten und die Sonnenuhr das Verstreichen der Stunden aufzeigte.
    Sie gruben das Loch im alten Rosenbeet; die Erde war weich und kalt in dem klammen Novembernebel, der den Garten umhüllte, als der Wind sich legte und der Regen aufhörte.
    Joss leerte die geschnitzte Truhe aus Zedernholz, in der im Arbeitszimmer alte Noten aufbewahrt wurden. Sie legte sie mit ihrem Fransenschal aus Wildseide aus, und unter den Augen der anderen kniete sie sich vor das Loch im Keller und hob den Schädel heraus. Dann sammelte sie die restlichen Knochen aus dem Erdreich auf und legte sie ehrfürchtig zusammen mit den Ringen,

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