Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman
verhaßten Mutter das Leben geraubt hatte und das von dem Baby, das es nie wollte, getötet worden war.
»Tu den kleinen Kindern nichts mehr, Katherine. Sie haben keine Schuld«, fuhr sie leise fort. »Ihre Angst und ihre Qualen können dir nicht helfen – sie vergrößern nur dein Elend. Bitte, laß uns dir unseren Segen geben. Laß dir von unserer Liebe und unserer Kraft helfen.«
Vorsichtig schritt sie auf die Ecke des Kellers zu, die Augen noch immer geschlossen. Aber Joss verfolgte alles, was um sie herum geschah. Die schimmernde Kontur der Gestalt war klarer geworden. Jetzt hatte sie eine Form – es war ein schlankes, nicht allzu großes Mädchen.
»Bist du hier unten begraben, Katherine? Ist das der Ort, an dem du liegst?« Natalie hatte Joss’ Arm losgelassen und streckte die Hand zu der Stelle aus, wo sie das Mädchen ahnte. »Sollen wir dich woanders begraben? Würdest du gerne draußen im Garten liegen? Oder im Kirchhof?«
Beide spürten den Schauder, das kalte Beben in der Luft.
»Also gut, dann im Garten. Unter der Sonne und dem Mond«, fuhr Natalie fort. »Das tun wir gerne für dich, Katherine. Du mußt uns nur zeigen, wo du begraben wurdest.«
Es folgte eine lange, atemlose Stille. Es klappt nicht, dachte Joss; sie wird es uns nicht sagen. Die Atmosphäre war erdrückend, der Keller schien vollkommen luftleer zu sein. Es war zusehends kälter geworden, aber jetzt fühlte sie, wie ein heißer Schauder sie überfiel. Sie fuhr mit dem Finger unter den Ausschnitt ihres Pullovers und spürte den eiskalten Schweiß.
»Wo ist es, Katherine?« fragte Natalie. »Du mußt uns ein Zeichen geben. Du mußt uns zeigen, was du möchtest.«
Es war die Herrin Ka-the-rine.
Georgies Stimme drang schwach an Joss’ Ohr.
Es war die Herrin Ka-the-rine.
In der Stille hörten sie, wie etwas zu Boden fiel; es klang wie ein Kieselstein. Das Geräusch war noch einmal zu hören, dann kehrte wieder Stille ein.
Das Licht in der Ecke des Kellers erlosch langsam und war innerhalb von Sekunden verschwunden.
Keine der beiden Frauen rührte sich vom Fleck. Joss streckte die Hand nach Natalie aus. »Ist sie fort?« flüsterte sie schließlich.
»Sie ist fort.«
Natalie wirbelte herum; hinter ihnen erklangen plötzlich Stimmen. Auf das Kreischen der Kellertür folgte der Strahl einer Taschenlampe.
»Joss? Natalie?« Es war Lukes Stimme.
Mit Hilfe der Taschenlampe fanden sie Katherines Zeichen auf dem Boden des Kellers; es war unübersehbar: Auf einer der alten Steinplatten in der Ecke lagen Steinchen in der Form eines Kreuzes mit gleich langen Armen. Alle drängten sich zusammen, um es zu sehen.
»Was sollen wir tun?« Luke hielt die Lampe fest auf das Kreuz gerichtet. Seine Skepsis war wie weggeblasen.
»Wir müssen unser Versprechen halten. Wir müssen sie ausgraben und im Garten wieder bestatten«, antwortete Joss mit fester Stimme.
»Brauchen wir dazu keine Erlaubnis von den Behörden oder so?«
»Wieso denn?« Sie legte ihm die Hand auf die Schulter. »Luke, diese Sache geht nur Belheddon etwas an, und sonst niemanden. Katherine gehört hierher. Sie will nicht in der Kirche oder im Friedhof begraben sein, sondern hier, im Garten. In aller Stille. Mit unserem Segen und unserer Liebe.«
»Das ist die Frau, die deine Brüder umgebracht hat, Joss.«
»Ich weiß.« Joss atmete tief durch und bemühte sich, mit gleichmäßiger Stimme zu sprechen. »Sie ist unglücklich, Luke. Sie ist verwirrt. Ich glaube nicht, daß sie wirklich böse war. Sie war zu sehr in ihrem Kummer gefangen, um zu wissen, was sie tat. Ich glaube, wir können ihr helfen – und Belheddon für Kinder zu einem sicheren Haus machen. Für unsere Kinder.«
»Also gut«, meinte er achselzuckend. »Dann fangen wir doch mal an. Ich hole eine Picke.«
Nachdem sie die Sicherungen ersetzt hatten, fanden sie sich eine halbe Stunde später mit einer Picke und einer Schaufel wieder im Keller ein.
»Ihr wißt schon, daß das reine Zeitverschwendung sein könnte«, sagte Luke. Jetzt, da es hell im Keller war, kehrte sein Selbstbewußtsein zurück. »Wir graben auf eine intuitive Eingebung hin, und auf das Wort eines Gespensts, das ein Fantasiegebilde sein könnte, oder auch nicht.«
Joss lächelte nachsichtig. »Wir werden dich nie wirklich überzeugen, stimmt’s? Jetzt grab einfach.«
»Also gut.« Er nahm die Hacke, führte die Spitze unter den Rand der Platte und versuchte, sie anzuheben.
Mit vereinten Kräften gelang es David und Luke
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