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Der Flug der Libelle

Der Flug der Libelle

Titel: Der Flug der Libelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert L. Forward
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Halo hinter dem Planeten. Das war der »Sonnenhaken «, ein rin g förmiges Gazegewebe, das etwa auf halber Distanz des vom Merkur geworfenen Schattenkegels schwebte. Die Intensität des Sonnenlichts auf der reflektierenden Oberfläche genü g te, um den Sonnenhaken gegen die Anziehung des Planeten darunter frei schweben zu lassen.
    Während Merkur um die Sonne lief, hielt das Spiel der solaren Photonen auf dem Ring diesen zur Achse seines Kernschattens zentriert. Unterhalb des Sonnenhakens, wo die Halteseile kegelförmig zusammenliefen, hing ME R LAP4C, das › Mercury Laser Propulsion Construction, Co m mand, and Control Center [8] , sicher im tiefen Schatten des Pl a neten.
    Beim Anlegen konnte die Mannschaft durch die Bulla u gen die bunten Ausgehuniformen der kleinen Besatzung des Weltraum-Marinecorps sehen, die angetreten war, um ihren General Jinjur zu begrüßen. Beim Ertönen der Bootsmann s pfeife schritt Jinjur als erste durch die Luftschleuse. In der kurzen Metallröhre gab es Fenster. Sie schaute nach oben und sah, daß sich Teile des Segels etwas neigten, w o bei ihre Farbe von einem matten Grau in ein strahlendes Weiß u m schlug. Der Ringkon trollcomputer hatte mehr Segel geg e ben, um das Gewicht des angelegten Raumschiffs auszugle i chen.
    Linda Regan begrüßte sie, eine lebhafte kleine Frau mit langen, wippenden Locken. Karin blickte neidvoll auf diese natürliche Lockenpracht. Dann zeichnete sich Verblüffung auf ihrem Gesicht ab.
    »Habe ich Sie nicht schon einmal irgendwo gesehen? « fragte sie.
    »Ich war gespannt, ob Sie sich an mich erinnern würden «, sagte Linda. »Ich war Anführerin der Jubelmädchen bei den Erstsemestern im USC, als Sie im zweiten Sturm der Mä n ner-Basketballmannschaft standen. «
    Linda führte die Besucher in einen großen, zentralen Raum, der als Speisesaal und Konferenzzimmer benutzt wurde. Dort erwartete sie der Direktor des Zentrums.
    »Ich freue mich, unsere hervorragende Gruppe von Astronauten hier im Merkurlaserzentrum begrüßen zu kö n nen «, sagte er. »Eben hier werden wir die Antriebsenergie prod u zieren , die Sie zu Barnards Stern bringen soll. Wenn Ihre Expedition im nächsten Jahr aufbricht, sollen Sie wi s sen, daß wir alle hinter Ihnen stehen und Sie bis ans Ziel schi e ben werden. «
    Ein paar Leute kicherten leise. Er lächelte und fuhr fort: »Solange Sie hier im Merkurzentrum sind, müssen Sie stets an eine sehr wichtige Tatsache denken, besonders dann, wenn Sie sich nach Beendigung der vorgesehenen Führu n gen selbständig umsehen. « Er machte eine kleine Pause, um den Eindruck zu verstärken und betonte:
    »Sie befinden sich NICHT im Zustand des freien Falls! « Bei diesen Worten zog er sich zu einem in der Mitte des Saals befestigten Tisch hinüber. Er ging in die Hocke und schnellte sich mit ihm als Sprungbrett zur Mitte des Kuppe l dachs empor. Dort hielt er sich an einem Beleuchtungskö r per fest. Nachdem die Bewegung ausgeklungen war, hing er gut zehn Meter über dem Fußboden. Von da aus setzte er seine Ausführungen fort:
    »Das Merkurzentrum beschreibt keine Umlaufbahn, so n dern schwebt an einem Punkt etwas mehr als achtzigtausend Kilometer über der Oberfläche des Planeten. Die Anziehun g v on Merkur wird durch das große Ringsegel, das Sie bei Ihrer Ankunft alle gesehen haben, aufgehoben.
    In dieser Entfernung ist die Gravitationskraft des Merkur zwar schwach, nur ein Dreitausendstel der Erdschwere; aber das genügt immer noch, um Sie zu töten. « Er machte eine Pause, um seine letzten Worte von den Wänden des großen Raumes widerhallen zu lassen.
    Mit ernstem Ton fuhr er fort: »Je länger Sie sich schon in dem Zustand des freien Falls befunden haben, desto leichter werden Sich dessen nicht mehr bewußt sein. Daher bitte ich gerade die alten Raumhasen um besondere Aufmerksamkeit.
    Angenommen, Sie sind draußen, und man zeigt Ihnen e t was. Wenn Sie da Ihren Handgriff nur für einen Moment loslassen …« Dabei ließ er die Lampe los und schien, soweit von unten erkennbar, in Schwerelosigkeit zu schweben. Dann griff er wieder nach dem Halt und beendete den ang e fangenen Satz: »… dann werden Sie in den ersten Sekunden nur ein paar Millimeter fallen und können Ihren Halt leicht wieder fassen. Lassen Sie sich aber für zehn oder zwanzig Sekunden ablenken, dann …« Er ließ den Griff wieder los und begann zu zählen. Als er bei zwanzig angekommen war, suchte er verzweifelt, die Lampe wieder zu fassen. Inzw i schen war

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