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Der Fluss

Der Fluss

Titel: Der Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Paulsen
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hinauf, fand das Funkgerät in seiner Plas tikhülle, faltete den Brief zusammen und schob ihn in die Hülle, so dass er ein Stück herausschaute. Dann hängte er das Gerät mit dem Tragriemen an den über hängenden Felsen. Jetzt würde jeder, der in die Höhle kam, das Gerät entdecken.
    Wieder am Wasser, musste er feststellen, dass Dereks Gewicht das Floß in den seichten Grund eingedrückt hatte. Es bewegte sich nicht von der Stelle.
    Also schaukelte er das Floß hin und her, erst das eine Ende und dann das andere, bis es sich mit einem Ruck vom Boden löste und in dem kaum knietiefen Wasser schwamm.
    Gute Gelegenheit, es zu testen! sagte er sich. Das Floß schien sehr stabil zu sein, nur durch Dereks Gewicht belastet, und Brian rutschte vorsichtig auf den Knien hinauf.
    Die Balken sanken am einen Ende ein paar Zentimeter ein, lagen aber immer noch gut im Wasser. Er stemmte sich hoch und schaukelte hin und her, jederzeit bereit ab zuspringen, falls das Floß zu kentern drohte. Aber es schwankte nur leicht und lag dann wieder ruhig im Was ser, während kleine Wellen zwischen den Stämmen he raufschwappten.
    »Unser Schiff ist seetüchtig«, lachte Brian und beugte sich über Derek, um ihn ein letztes Mal zu untersuchen. Er lag noch immer in derselben Haltung, seitlich hinge streckt, und atmete ruhig. Seine Schultern und Knie wa ren vom Spritzwasser feucht geworden, aber sein Kopf lag trocken auf der zusammengerollten Jacke.
    Brian richtete sich auf und sah nach der Sonne.
    Es war früher Nachmittag. In fünf bis sechs Stunden würde es dunkel werden. Aber das machte nichts aus. Waren sie erst einmal unterwegs, dann mussten sie in Bewegung bleiben, bei Tag und bei Nacht.
    Nur die Zeit zählte.
    Es war eine gute halbe Meile bis zu der Stelle, wo der Fluss den See verließ. Statt das Floß über den See zu pad deln, beschloss Brian, es im seichten Wasser am Ufer entlangzuziehen – und so watete er los.
    Das Floß schwamm leicht hinterher, und Brian fasste neue Hoffnung – zum ersten Mal, seit der Blitz einge schlagen hatte. Das Floß bewährte sich anscheinend. Das Wetter hielt. Sie hatten eine Landkarte.
    Und vor allem – Derek war noch am Leben.
    Sie hatten einen Schritt Vorsprung.

17
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    Sie hatten Glück. Dort, wo der Fluss aus dem See strömte, hatte sein Bett sich tief in den weichen Grund gegraben. Brian hatte eine halbe Stunde gebraucht, um das Floß am Ufer entlangzuziehen. Am Ausfluss ange langt, schob er es ans Ufer und hielt einen Augenblick inne.
    Ein letztes Mal nachdenken! Er konnte noch zurück. Es würde nicht schwer sein, das Floß durch die Bucht zu rückzuschleppen – und wahrscheinlich wäre es möglich, wenn auch nicht leicht, Derek wieder zum Lagerplatz hinaufzuziehen. Sobald sie sich aber auf dem Fluss be fanden und der Strömung anvertraut hatten, gab es kein Zurück mehr.
    Er zögerte – aber nur einen Moment. Die Entschei dung war gefallen. Brian schüttelte den Kopf.
    Es war beschlossen.
    So kletterte er hinten auf das Floß, kniete sich neben Dereks Beine, wie vorhin, und stakte das Floß mit der Stange vom Ufer weg, hinaus in die Strömung.
    Der Fluss war hier, wo er den See verließ, knapp zwan zig Meter breit, und an den Rändern schien die Strö mung ein wenig langsamer zu sein. Die Wellen erfassten das Floß und drehten es mit dem Bug flussabwärts. So begann die Fahrt – erst allmählich, dann immer schnel ler – , am Flussufer, unter überhängenden Bäumen und Weidenbüschen.
    Das Wasser war nicht sehr tief. Brian konnte mit sei ner Stange den Grund erreichen und so stakte er das Floß in die Mitte hinaus, in die schnellere Strömung.
    Dort zögerte es, schien kurz Atem zu holen und ließ sich dann von den Wellen treiben.
    Nach ein paar Metern schon schwamm das Floß mit dem Tempo der Strömung und Brian saß auf den Balken und sah die Ufer zu beiden Seiten vorbeigleiten.
    »Wir sind unterwegs!«, rief er Derek zu. »Es klappt, und jetzt kann uns nichts mehr aufhalten.«
    Ungefähr hundert Meter ging die Fahrt in gerader Richtung. Dann schwenkte der Fluss in weitem Bogen um einen Hügel nach links – und nun musste Brian feststellen, dass ein Floß nicht dasselbe ist wie ein Boot.
    Die Strömung war nicht sehr schnell. Wie Brian ver mutet hatte, strömte der Fluss ungefähr im Tempo eines Fußgängers dahin. Aber sie war stark und gleichmäßig. Die Baumstämme lagen tief im Wasser und sobald sie sich in eine bestimmte Richtung bewegten, waren sie schwer zu steuern.
    Als

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