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Der Fluss

Der Fluss

Titel: Der Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Paulsen
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von drei bis vier Metern zersägt, um sie leichter zum See transportieren zu können.
    Als hätte ich ihnen den Auftrag gegeben, dachte Brian, als Holzfäller für mich zu arbeiten …
    Manche der älteren Baumstämme, die schon ein paar Jahre am Boden lagen, waren gut durchgetrocknet. Und als Brian ein paar zum See hinunterschleppte, stellte er fest, dass sie gut auf dem Wasser schwammen. Zur Probe legte er vier von ihnen aneinander, legte sich darauf und hielt sie mit den Armen fest. Sie trugen ihn mit Leichtig keit! Er wurde nass, aber sie trugen ihn.
    Derek war natürlich schwerer als er. Und sie beide zusammen waren noch viel schwerer. Das Floß muss einiges aushalten! dachte Brian. Doch acht bis zehn Baumstämme sollten genügen. Es lagen viele von richti ger Länge und vom richtigen Umfang herum. Brian brauchte nur auszuwählen.
    Bevor er sich an die Arbeit machte, lief er noch einmal zu Derek hinüber, um sich zu vergewissern, dass ihm nichts fehlte. Alles war unverändert und so lief Brian be ruhigt wieder zurück zum Holzplatz der Biber.
    Und dann wählte er acht Baumstämme aus, jeder knapp dreißig Zentimeter stark und gut drei Meter lang. Er befühlte sie mit der Hand und wählte die trockensten, die er finden konnte. Je trockener, desto leichter – dies hatte er beim Sammeln von Feuerholz gelernt.
    Pappelholz, das musste Brian lernen, war weich. So weich, dass er die Spitze seines Messers tief eindrücken konnte. Es würde sich schnell mit Wasser vollsaugen, be fürchtete er. Aber es konnte Tage und Wochen dauern, bis ein dicker Baumstamm so voll Wasser war, dass er nicht mehr schwamm. Aber so lange, das hoffte er, würde die Floßfahrt ja nicht dauern.
    Also spuckte er in die Hände, bückte sich und um klammerte den ersten Stamm, um ihn ans Wasser zu schleppen. Glücklicherweise hatten die Biber bei ihrer Arbeit deutlich sichtbare Spuren hinterlassen, und einen dieser Pfade konnte Brian benutzen, um seine ausge wählten Baumstämme zum See zu ziehen. Die letzten Meter allerdings ging es eine steile Böschung hinunter. Brian musste aufpassen, dass er nicht mitgerissen wurde, wenn die Stämme über den feuchten Matsch wie von selbst ins Wasser glitten.
    Wie sollte er Derek hierher bringen, wenn das Floß einmal fertig war? Der Mann wog – bei seiner Körper größe – mindestens siebzig bis achtzig Kilo. Brian brachte kaum sechzig auf die Waage. Unmöglich also, den bewusstlosen Derek auf den Armen oder auf dem Rücken zu tragen.
    Es gab nur die Möglichkeit, das Floß dorthin zu brin gen, wo Derek war – zu dem Lagerplatz unter dem Hü gel. Es blieb also nichts anderes übrig, als das Floß hier an Ort und Stelle zu bauen und es am Ufer entlang zum La gerplatz zu staken.
    Nach einer knappen Stunde hatte Brian alle Stämme, die er brauchte, zum See geschafft. Als er sie im Wasser nebeneinander legte, stellte er fest, dass sie ein ganz ansehnliches Floß bildeten: Die Stämme waren beinah gleich lang und am Ende zugespitzt – in der Art, wie Bi ber die Baumstämme zu benagen pflegen.
    »Ein Floß wie von Huckleberry Finn!«, lachte Brian.
    Nur wusste er nicht, wie er die Balken miteinander verbinden sollte. Kopfschüttelnd stand er im knietiefen Wasser und betrachtete das Problem. Wie sollte er ohne Seil oder Schnur die Baumstämme zu einer Plattform zusammenbinden, fest genug, um Derek und ihn zu tra gen?
    O ja, er konnte seine Jacke in Streifen schneiden. Es war eine Windjacke, ähnlich wie der Anorak, den er da mals getragen hatte, als er den Flugzeugabsturz über lebte. Und da war auch noch Dereks Jacke. Obwohl er sie lieber aufgespart hätte, um Derek damit zuzudecken.
    Aber nein, es war sinnlos. Auch wenn er beide Jacken in Streifen schnitte, bekäme er nicht genügend Stoffbän der, um die Baumstämme damit zu verbinden.
    Frustriert stolperte Brian durch den Wald – auf der Suche nach Grashalmen und Ranken, aus denen er ein kräftiges Seil flechten konnte.
    Und wieder kamen die Biber ihm zu Hilfe. Mit ihren unermüdlichen Zähnen hatten sie auch dünnere Stangen abgenagt, Äste und Baumwipfel, viele davon mehr als zwei Meter lang und gut fünf Zentimeter dick.
    Ja, dies war die Lösung des Problems. Brian schob die Stangen als Querleisten über und unter die Baum stämme und band sie – mit Streifen aus einer Windjacke – an den Enden zusammen, so dass sie die Stämme unverrückbar festhielten. Mit dem Messer hatte er vorher Kerben in diese Querleisten geschnitzt, damit die Bandschlingen

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