Der Frauenhaendler
Boot ist fantastisch, und dieser Typ ist echt nett. Er möchte, dass ich noch ein paar Tage bleibe. Du solltest mit ihm über die Konditionen sprechen. Danke. Sei umarmt, faszinierender Mann.«
Piep. Eine gebrochene Stimme.
» Hier ist Lorella. Ich brauche unbedingt Arbeit. Dringend. Ich bin total verzweifelt und weiß nicht mehr weiter. Bitte, ruf mich an.«
Piep. Eine tränenerstickte Stimme.
» Bravo, hier ist Laura. Es ist etwas Schreckliches passiert. Ich bin mit der Tulpe weg gewesen. Ich konnte nicht nein sagen, und er hat mich schon wieder geschlagen. Jetzt habe ich Angst. Irgendwann wird er mich noch umbringen. Ruf mich sofort an, wenn du die Nachricht hörst, egal zu welcher Uhrzeit. Bis dann.«
Das Hemd nimmt den Weg der Jacke. Die Putzfrau wird später alles wegräumen. Ich verlasse das Wohnzimmer und begebe mich in den Flur, von dem das Schlafzimmer und das Bad abgehen.
Auf dem Weg entledige ich mich der Schuhe und denke nach.
Barbara ist ein großartiges Mädchen. Lebenshungrig, hoffnungslos verliebt in alles Schöne und pflegeleicht wie jemand, der vom Schicksal nichts als ein attraktives Äußeres mitbekommen hat. Wir verstehen uns, weil wir uns in gewisser Weise ähnlich sind. Wir haben unsere Vereinbarungen und sind uns stets einig.
Lorella ist ein schönes Mädchen, das noch nicht lange für mich gearbeitet hatte, als ich herausfand, dass sie drogenabhängig ist. Die Leute, die mich anrufen, können für das Geld, das sie zahlen, einen gewissen Standard erwarten. Ihnen ein Mädchen zu schicken, das Löcher in den Armen hat oder von Heroin benebelt ist, kann ich mir nicht erlauben. Daher habe ich auch nicht die kleinste Anstrengung unternommen, um sie da rauszuholen. Ich habe sie sausen lassen, und basta. Mädchen wie sie habe ich schon ganz tief fallen sehen, bis sie schließlich hinter dem Piazzale Lotto Mund, Fotze und Arsch für zehntausend Lire verkauft haben. Selbst ein Telefonat wäre da Zeitverschwendung.
Die Sache mit Laura ist anders, viel heikler. Sie arbeitet als Model, nicht in der Spitzenklasse, aber doch auf einem anständigen Niveau. Dank meiner Vermittlungen bessert sie ihren Verdienst mit diskreten Zuwendungen auf. Eines Abends waren wir zusammen im Ascot Club, wo Salvatore Menno, genannt die Tulpe, auf sie aufmerksam wurde. Er heißt so, weil er im Winter am Piazzale Brescia einen Blumenstand hat, an dem er im Sommer Wassermelonen verkauft. Das ermöglicht ihm eine gewisse Tarnung. Eigentlich ist er nämlich ein Gauner aus dem Umfeld von Tano Casale, einem Mafiaboss, der sich mit Turatello und Vallanzasca um die Vorherrschaft in Mailand gestritten hat. Einen Abend hat dieser Volltrottel sie bezahlt, dann hat er Ansprüche auf Gefälligkeitsleistungen angemeldet, schließlich auf Treue. Im nächsten Stadium ist er dann zu Fußtritten übergegangen. Laura ist eine Frau wie jede andere, und als Person interessiert sie mich nicht. Da sie aber hervorragend arbeitet und eine Menge einbringt, kann ich es mir nicht leisten, dass sie wegen blauer Flecken daheim bleiben muss.
Ich öffne die Badezimmertür und begebe mich direkt zum Klo. An dem Spiegel, der über dem Waschbecken hängt, gehe ich vorbei, ohne mich anzuschauen. Ich öffne die Hose und ziehe sie mitsamt Unterhose herunter, dann setze ich mich auf die Schüssel und pinkele. Aus Gründen höherer Gewalt habe ich mich in der Vergangenheit chirurgischen Eingriffen unterziehen müssen, die mir das Wasserlassen im Stehen nicht mehr erlauben. Jetzt mache ich es wie die Frauen. Und auch das Toilettenpapier benutze ich fast wie sie.
Ich denke darüber nach, wie ich die Sache mit Laura und der Tulpe regeln soll, ohne dass entweder sie oder ich dabei draufgehen. Als ich mir die Zähne putze, kommt mir eine Idee. Vielleicht sollte ich mich mal mit Tano Casale unterhalten und ihm ein Geschäft vorschlagen.
Der Gedanke beunruhigt mich ein wenig, bewirkt aber auch eine gewisse Erleichterung. Wenn ich es richtig anstelle und der Typ Wort hält, wie es immer heißt, könnte es funktionieren. Ein Fünkchen Glück muss man ab und zu auch haben.
Ich verlasse das Bad und gehe ins Schlafzimmer. Nach dem Aufwachen würde ich einen Haufen Dinge zu erledigen haben. Zunächst aber ziehe ich die letzten Sachen aus, nehme eine Tavor und schlucke sie mit etwas Wasser aus der Flasche, die immer auf meinem Nachtschränkchen steht.
Ich lege mich hin, ziehe die Decke hoch, lösche das Licht und warte darauf, dass mein Körper und die Pille mich
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