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Der Frauenhaendler

Der Frauenhaendler

Titel: Der Frauenhaendler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giogio Faletti
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heißt es, und bestimmtes Geschwätz in bestimmten Fällen von bestimmten Personen hat für gewöhnlich einen hohen Grad an Glaubwürdigkeit.
    »Mach dir keine Sorgen, ich werde das regeln.«
    »Wie denn?«
    Wie? Gute Frage … Mit ein bisschen Grips und viel Glück, hoffe ich.
    » Ich kennen jemanden, der mir hilft.«
    »Bist du sicher, dass du weißt, was du tust?«
    »Absolut.«
    Absolut nicht.
    » Ich habe Angst, Bravo.«
    Wer hätte das nicht bei so einem Typen.
    » Dazu gibt es keinen Grund. Es wird sich alles aufs Schönste regeln.«
    Ich weiß nicht, ob das Schweigen, das ich zur Antwort erhalte, Hoffnung oder Misstrauen signalisiert. Mir kommt eine Idee, die auf vertrautes Terrain und damit ins gewöhnliche Leben und in die gewohnte Stimmung zurückführt.
    »Warum treffen wir uns nicht um elf im Ascot? Ich muss dir etwas erzählen, das interessant für dich sein könnte.«
    »Heute ist Montag. Da ist geschlossen.«
    »Nein. Heute sind Pantomimen von der BBC da, eine starke Truppe, die Silly Dilly M. Sie hatten nur diesen einen Termin frei, und um sie zu bekommen, hat man sogar auf den Schließtag verzichtet.«
    Ein weiterer Moment des Nachdenkens, bevor sie einlenkt.
    »Okay, treffen wir uns dort. Um elf.«
    »Bis nachher. Ciao.«
    Die Stimme verschwindet im Kabel und wird vom Hörer endgültig weggesperrt. Mit der Espressotasse in der Hand kehre ich in die Küche zurück, um mir den restlichen, inzwischen leicht erkalteten Kaffee einzuschenken. Ich stecke mir eine Zigarette an und werde plötzlich von meiner Blase ins Bad getrieben. Auf die Geschichte mit der Tulpe könnte ich verzichten. Ich könnte mich einen Dreck darum scheren und Laura ihrem Schicksal als Zwangskonkubine überlassen. Aber jeder braucht ein gewisses Maß an Glaubwürdigkeit, und so zweifelhaft die meinige sein mag, ich kann es mir nicht leisten, sie zu verlieren.
    Ich lasse mich auf der Schüssel in der Nähe des Fensters nieder. Auf dem Weidenkorb für die schmutzige Wäsche liegt ein Exemplar der Rätselzeitschrift »Settimana Enigmistica«, daneben ein Kugelschreiber. Ich nehme sie und betrachte das kleine Bild von Dustin Hoffman, der mich in Schwarz-Weiß von der Titelseite herab anlächelt. Wider Willen muss ich auch lächeln. Immer wenn ich den Slogan der Zeitschrift lese, kommt mir Bistecca, ›das Steak‹, in den Sinn, einer der nichtsnutzigsten Besucher des Ascot, der sich gelegentlich mit vernichtenden und absolut gnadenlosen Kommentaren hervortut. Einmal hat er in der Regiekabine die Probe eines miserablen Imitators verfolgt und mit seiner gleichgültigen Stimme einen Satz abgelassen, der den Künstler bis ans Ende seiner Tage verfolgen sollte.
    »Sind wir hier bei der ›Settimana Enigmistica‹? Die rühmt sich auch damit, dass es zweihundertsechs Nachahmungsversuche gibt.«
    Ich öffne die Zeitschrift und lande auf der Seite der Sphinx mit einem Kryptogramm.
     
    Ungezügelte Freude beim Anblick eines Müllmanns. (7, 9)
     
    Ich gönne mir einen Moment zum Nachdenken. Vielleicht auch mehr als einen Moment. Rätsel regen mich auf und entspannen mich gleichzeitig. Es geht um die Schwierigkeit der selbstgesuchten Herausforderung, um ein Hindernis, das man überwinden muss, indem man sich von den Wörtern löst und auf Einbildungskraft und Fantasie vertraut. Die Lösung kommt manchmal sofort, manchmal nie, wie bei allen Dingen des Lebens, das ja aus nichts anderem besteht als aus Rätseln. In diesem Fall verschafft sich die Intuition nach wenigen Sekunden mit einem Geistesblitz Geltung.
    Worüber man sich freut, wenn man einen Müllmann sieht, ist einzig die Tatsache, dass man etwas loswird, seine Reste nämlich. Man könnte also ausrufen: Rest los! Glücklich. Und wäre damit ›restlos glücklich‹.
    Ich lege die Zeitschrift hin und stehe auf. Das unbedeutende Ergebnis hat mir gute Laune beschert. Pünktlich finde ich im Spiegel über dem Waschbecken nun auch mein Gesicht wieder. Ein Mann mit braunen Haaren, lang und gewellt, und schwarzen Augen. Schön, wie man sagt. Irgendwann einmal, in einem zerwühlten und zufriedenen Bett, hat mir eine Frau mit zarten Brüsten und duftender Haut gesagt: »Mit diesen Augen kannst du jeden Tag im Schlamassel landen. Es wird immer eine Frau geben, die dich wieder herauszieht.«
    Damals war ich jung und versessen auf Sicherheiten und nahm es klaglos hin, dass diese fantasielose Frau einen Satz aus einem Film geklaut hatte, um mir ein Kompliment zu machen. Ihr Ziel hat sie allerdings

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